Aldi Süd und Aldi Nord stellen ihr Frischfleisch-Sortiment um. Schon dieses Jahr will der Discounter 15 Prozent des Frischfleisch-Umsatzes auf die Haltungsformen 3 und 4 begrenzen. In den nächsten vier Jahren soll die Haltungsform 1 komplett verschwinden. Bis 2030 stellt der Discounter-Marktführer bei den Tierarten Rind, Schwein, Hähnchen und Pute vollständig auf Frischfleisch der Haltungsformen 3 und 4 um. Aldi gilt somit als erster Einzelhändler überhaupt, der Billigfleisch aus der Haltungsform 1 und 2 aus dem Sortiment verbannen will.
Spätestens ab 2030 soll es Hähnchen, Pute, Schwein und Rind ausschließlich aus den Haltungsformen 3, also Außenklima-Haltung, oder 4, der Premium-Haltung, wie beispielsweise Bio-Ware geben. Ausnahmen bilden Tiefkühlartikel und Spezialitäten. Nach Angaben von Lars Klein, Managing Director Buying bei Aldi Süd, geht der Discounter mit der Umstellung ein wirtschaftliches Risiko ein. „Wir hoffen, dass unsere Mitbewerber schnellstmöglich mit ähnlichen Initiativen nachziehen, damit dieser Transformationsprozess gelingen kann. Man sei sich der Signalwirkung der Marke Aldi bewusst, so Aldi-Nord-Pressesprecher Florian Scholbeck. „Wir schaffen das auf keinen Fall alleine. Um in der Branche etwas zu bewegen, müssen wir einen Schritt in die gleiche Richtung gehen.“ Unterdessen gibt es erste Reaktionen: Die Rewe-Gruppe will nachziehen. „Die Rewe Group hat bereits 2019 sämtliches Eigenmarken-Geflügelfrischfleisch auf Haltungsformstufe 2 und höher umgestellt, Schweinefleisch wird ab Juli folgen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Bis Ende 2030 streben Rewe und Penny an, im gesamten Eigen-marken-Frischfleischsortiment ausschließlich Haltungsformstufe 3 und 4 anzubieten. Auch der Edeka-Verbund plant, bereits kurzfristig auf die Haltungsstufe 1 und längerfristig auf die Haltungsstufe 2 bei Frischfleisch zu verzichten. „Die konkreten Ziele wollen wir aus Wettbewerbsgründen aktuell noch nicht nennen“, heißt es von einem Pressesprecher.
Leichte Skepsis kommt vom Deutschen Bauernverband. „Die Haltungsstufen 3 und 4 sind aktuell eine absolute Marktnische“, sagte Joachim Ruckwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes. „Wenn das Angebot in diesem Segment weiterentwickelt werden soll, sind in der Tierhaltung massive Investitionen erforderlich.“ In einer Reaktion auf den Vorstoß des Discounters sagte Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) und Sprecher für den Bereich der Schweinehaltung im Deutschen Bauernverband (DBV): „Die Vorschläge des Discounters greifen im Kern die Empfehlungen der sogenannten Borchert-Kommission auf. Ich selbst stehe zu 100 Prozent hinter diesen Empfehlungen und erwarte von der Politik, dass sie den Weg zu mehr Tierwohl in unseren Ställen möglich macht.“ Er ergänzt: „Die Bauern sind gespannt, wie Aldi dies umsetzen will. Ich biete dem Unternehmen gerne an, die vielen offenen Detailregelungen in einem Dialog zu erarbeiten.“