Bell Food Group Mehr Fleischersatz

Anlässlich der Pressekonferenz zur Vorstellung der Geschäftszahlen der Bell Food Group für 2019 beantwortete CEO Lorenz Wyss im Interview Fragen zur Zukunft.

Dienstag, 10. März 2020, 11:44 Uhr
Katja Seger
Artikelbild Mehr Fleischersatz
Bildquelle: Jens Hertling

Die Bell Food Group schneidet 2019 schlechter ab als 2018, aber immer noch besser als erwartet. Inwieweit spielt die Afrikanische Schweinepest (ASP) eine Rolle?
Lorenz Wyss: Als einer der Hauptgründe für das schwächere Geschäftsjahr 2019 ist der Ausbruch der ASP zu nennen. Die Epidemie führte zu einem massiven Preisanstieg, der nur bedingt auf die Kunden abgewälzt werden konnte.

Wie lange wird uns die ASP noch beschäftigen?
Was den Ausbruch der ASP in China anbelangt, wird es keine Entlastung geben. Der Bedarf an Schweinefleisch, den die Europäer nach China liefern, wird hoch bleiben. Die Preise werden weiterhin auf einem hohen Niveau bleiben und tendenziell noch ein wenig steigen.

Können Sie bitte eine Einschätzung über die Lage der Wursthersteller auf dem deutschen Markt geben?
Im Land gibt es höchstens eine Handvoll Frischfleischproduzenten und ungefähr ebenso viele Handelsketten. Dagegen kämpfen Hunderte von Wurstwarenfabrikanten um die Gunst der Konsumenten. Höhere Preise durchzusetzen, ist in einem solchen Umfeld für die Anbieter fast unmöglich.

Wie ist Ihre Prognose für den deutschen Markt?
Der Markt in Deutschland wird sich weiter konsolidieren, vor allem in der Verarbeitung. Man sieht es an verschieden Unternehmen, die zusammen gehen, um eine gewisse Stärke aufzubauen und von den Synergien zu profitieren. Das wird weiter anhalten, weil der Handel sehr stark ist. Der ist auf gute Preise angewiesen, weil der Konsument es gewohnt ist, zu attraktiven Preisen einzukaufen. Da muss sich die Verarbeitung anpassen und weitere Mehrwerte entwickeln oder über große Volumen ihre Kosten in den Griff bekommen. Diese Entwicklung wird weiter voranschreiten.

Im vergangenen Jahr hat Bell seine deutsche Wurstproduktion verkauft. Was gab den Ausschlag?
In Deutschland lief das Geschäft nicht wie gewünscht. In Folge der ungenügenden Ertragslage und der Abhängigkeit von den Rohmaterialpreisen haben wir uns entschieden, mangels Perspektiven aus dem deutschen Wurstwarengeschäft auszusteigen. Ende Juli 2019 hat die Bell Food Group die deutschen Werke in Suhl und in Börger in Form eines Betriebsübergangs veräußert. Gleichzeitig wurde der Standort Bad Wünnenberg in einen Herstellungsbetrieb für Frisch-Convenience-Produkte umgebaut.

Was war letztendlich der Grund für den Ausstieg in Deutschland?
Die Größe, die wir im deutschen Wurstgeschäft hatten, war mit einem Marktanteil von weniger als einem Prozent zu vernachlässigen. Es wird auch in Zukunft schwieriger werden, mit Wurst Geld zu verdienen.

Wie geht es in Deutschland weiter?
Mit der Reorganisation in Deutschland und der Inbetriebnahme des Serrano-Produktionsbetriebes in Fuensalida (ES) konzentriert sich die Division Bell Deutschland auf ihre starke Position im Segment Rohschinken. Der neue Produktionsbetrieb für Serrano-Schinken mit einer Kapazität von rund einer Million Schinken pro Jahr ist im Sommer 2019 eröffnet worden.

Welche Rolle spielt der Fleischersatz in Ihrer Firmengruppe?
Wir erweitern zunehmend unser Sortiment von Fleischalternativen. Die Bell Group Food Group will zu einem bedeutenden europäischen Anbieter werden. Zu den Innovationen zählt auch der pflanzenbasierte „The Green Mountain Burger“.

Welche Rolle spielt das Thema Tierwohl?
Das Thema spielt sehr große Rolle, und die Sensibilisierung nimmt zu. Den Konsumenten muss klar werden, dass mehr Platz im Stall auch mehr kostet. Der Fortbestand vom Fleischkonsum ist in direkter Abhängigkeit von der Tierhaltung.

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