Wild Wildabsatz in Gefahr - Wildabsatz in Gefahr: Teil 2

Wildfleisch wurde seit Jahren immer beliebter. Doch jetzt droht diese Entwicklung durch eine Seuche einzubrechen. Die für den Menschen völlig ungefährliche Afrikanische Schweinepest ist auf dem Vormarsch. Stoppen konnte sie bis jetzt niemand. Wie reagiert der Handel auf diese Entwicklung? Wir haben uns umgehört.

Donnerstag, 26. April 2018 - Fleisch
Michaela Hennecke
Artikelbild Wildabsatz in Gefahr - Wildabsatz in Gefahr: Teil 2
Bildquelle: Michaela Henneke, Christina Steinhausen, Getty Images

Er vermarktet vor allem die Edelteile von Reh, Hirsch und Wildschwein. Diese werden prominent in der Mitte der Theke platziert – auf weißen anstatt der sonst schwarzen Schalen. „Die Kunden müssen sehen, dass es sich hierbei um ein ganz besonders Produkt handelt. Es muss ein Blickfang sein.“

Felix Theodor Kels, Juniorchef bei Edeka Kels in Mülheim a. d. Ruhr, bezieht sein Wildfleisch bereits seit mehr als zehn Jahren über Forstämter. „Das Wild ist einfach frischer, da es aus der Nähe kommt. Je länger der Weg, desto mehr leidet die Qualität.“

Übertragungswege der Afrikanischen Schweinepest

Das Virus kann von Tier zu Tier etwa über Körperflüssigkeiten , über kontaminierte Gegenstände, das Futter oder belastete Wurstwaren übertragen werden. Die natürliche Ausbreitung geht langsam voran und beträgt nach Angaben der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA etwa 25 bis 50 Kilometer pro Jahr. Die Ausbreitung über den Menschen geht schneller: Hier kann sich das Virus mit 90 Kilometern pro Stunde ausbreiten, so schnell, wie ein Lkw fährt. Dieser kann das Virus zum Beispiel über Schlamm in den Radkästen oder über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Das Virus kann selbst am Schuh mehrere Monate überleben. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Raubtiere und Aasfresser bei der Verbreitung eine besondere Rolle spielen. Quelle: FLI, DJV

„Wenn die Afrikanische Schweinepest in Deutschland ausbricht, unterscheidet der Kunde nicht mehr zwischen Wildschweinfleisch und anderen Wildsorten oder dem Fleisch von Hausschweinen“, ist sich Gabriele Ecks, Edeka Markt Gabriele Ecks, sicher. Sie verkauft Fleisch von Wildschwein, Hirsch und Reh vor allem zu Weihnachten und Ostern. Es werde zu einem Einbruch in allen diesen Segmenten kommen. Dann müsse das Personal Aufklärungsarbeit leisten. Gabriele Ecks geht davon aus, dass ihr Fleischwerk Argumentationshilfen bereitstellt. Aber noch ist die ASP nicht in Deutschland angekommen. Es interessiere die Kunden noch nicht. „Die Kunden haben sich an solche Meldungen schon zu sehr gewöhnt. Sie warten erst einmal ab.“ Auch im Absatz sieht sie zurzeit noch keinen Unterschied. Der Preis für Wildschwein sei zwar seit Herbst 2017 stark gesunken, aber auch das interessiere die Kunden noch nicht. Sie kauften weiterhin das, was sie haben wollten.

Wildhändler Hannes Lenz vom Wildhandel Lenz Woldegk sieht neben den genannten Problemen in den fallenden Preisen auch eine Chance: „Für die Kunden wird Wild jetzt preislich interessant, und Lagerbestände können abverkauft werden.“ Er erkennt klar an, dass es eine Verunsicherung der Kunden gebe, hält aber das Gespräch für eine der wirksamsten Möglichkeiten, den Kunden die ASP zu erklären. Langfristige Probleme sieht Lenz, wenn es zu einem tatsächlichen Ausbruch in Deutschland kommt: „Um die Fundstelle herum werden verschiedene Restriktionszonen eingerichtet werden. Wild aus diesen Zonen zu verkaufen, ist nur teilweise möglich, und das auch nur mit einem enormen Mehraufwand. Ökonomisch sinnvoll ist dies wahrscheinlich nicht durchzuführen, und dann muss natürlich auch die Kaufbereitschaft da sein.“

Tatsächlich regelt die Schweinepestverordnung in Deutschland, im Seuchenfall unterschiedliche Restriktionszonen um einen Fundort einzurichten. Eine festgelegte Regelung gibt es laut FLI bis jetzt jedoch noch nicht. Denkbar wäre es aber, bei der Bekämpfung der ASP vorzugehen wie bereits bei der klassischen Schweinepest: Zu Beginn des Abschusses treten erfahrungsgemäß vermehrt positive Tiere auf. Als Bekämpfungsmaßnahme würden in diesem Fall die Tierkörper beseitigt, um eine Verschleppung des Erregers zu vermeiden. Später könnten die geschossenen Wildschweine in Wildsammelstellen aufbewahrt, geprüft und im Anschluss freigegeben werden. Danach könnte der Jäger das erlegte Wildschwein abholen und bedenkenlos verwerten.

Für den Deutschen Jagdverband steht fest: „Sollte Wildschweinfleisch in Gebieten nahe eines möglichen Ausbruchs der ASP vermarktet werden, muss es beprobt werden und nachweislich frei vom ASP-Virus sein. Erst danach darf es zum menschlichen Verzehr zugelassen werden. Wichtig ist, dass wirklich jedes Tier beprobt wird. Zwar ist das Virus für den Menschen völlig ungefährlich, wird es jedoch in Wurstware transportiert und in der Natur entsorgt, erhöht dies das Ausbreitungsrisiko des Virus. Denn der Hauptüberträger ist und bleibt der Mensch.“

„Wild ist nicht nur etwas für den Winter“, heißt es beim Deutschen Jagdverband (DJV). Im Sommer schmeckten Grillwürste vom Wildschwein sehr gut. Sie seien fettarm und geschmacklich intensiver als die des Hausschweins.

Wildschwein-Bratwürste sollten jedoch nicht mit dem Fett oder Fleisch von Industrieschweinen gemischt werden. Das schmecke man. beim Verband empfiehlt man daher generell, qualitativ hochwertige Ware zu vermarkten: „Im Geschäft gehört Wild klar zu den hochpreisigen Artikeln, etwa direkt neben die Bio-Ware.“

Um den Absatz von Wild zu fördern, gibt es beim Deutschen Jagdverband Vermarktungshilfen. Händler können Rezepte zum Beispiel auf der Internetseite www.wild-auf-wild.de herunterladen und unter der Quellenangabe Deutscher Jagdverband an Kunden weitergeben. Schnelle, moderne Rezepte machen Wildfleisch auch für ernährungsbewusste junge Konsumenten interessant.

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