Nachhaltigkeit bleibt ein Schlüsselthema in der Verpackungsindustrie. Auch bei Tetra Pak, das weltweit für seine Getränkekartons bekannt ist. Das Unternehmen hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Nicht weniger als die Entwicklung der „nachhaltigsten Lebensmittelverpackung der Welt“. Deutschland-Geschäftsführer Stephan Karl erklärt dazu: „Unser Ziel ist eine Verpackung, die ausschließlich aus verantwortungsbewusst beschafften, nachwachsenden oder recycelten Materialien besteht und gleichzeitig vollständig recycelbar und CO₂-neutral ist.“
Doch wie realistisch sind diese Ziele tatsächlich? Ein genauer Blick zeigt Herausforderungen auf. Getränkekartons bestehen aus mehreren Materialien – hauptsächlich Karton, Kunststoff und einer dünnen Aluminiumschicht. Das nämlich schützt die darin abgefüllten Getränke und Lebensmittel. Karl hebt im Gespräch mit der Lebensmittel Praxis die vollständige Recyclingfähigkeit der Kartons hervor. Tatsächlich gelingt das Recycling, wenn entsprechende Strukturen und Technologien vorhanden sind. In Deutschland hat Tetra Pak mit der neuen Recyclinganlage Palurec bei Köln einen großen Schritt gemacht, um auch die schwierig recycelbaren Kunststoff- und Aluminiumverbindungen effizient wiederzuverwerten. „Die Anlage erhöht die Recyclingfähigkeit unserer Verpackungen deutlich“, sagt Karl. Doch noch verfügen nicht alle Länder über diese Technologie.
Faserbasierte Barrieren nehmen Fahrt auf
Mit dem „Tetra Brik Aseptic 200 Slim Leaf“ hat der Verpackungshersteller seit 2023 eine Kartonverpackung mit faserbasierter Barriere auf dem Markt. Diese innovative Verpackung erreicht einen Anteil erneuerbarer Materialien von rund 90 Prozent und reduziert damit den CO₂-Ausstoß nach Tetra-Pak-Angaben um etwa ein Drittel. Allerdings verbleibt weiterhin ein minimaler Anteil Aluminium in der Verpackung. Die völlige Abkehr von Aluminium ist technologisch anspruchsvoll, da alternative papierbasierte Barrieren nicht immer die gleiche Haltbarkeit und Sicherheit bieten.
Lebensmittelsicherheit im Fokus
Um den regulatorischen Anforderungen aus Brüssel gerecht werden zu können, investiert Tetra Pak jährlich etwa 100 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung, heißt es aus dem deutschen Headquarter in Hochheim. Das Thema „Lebensmittelsicherheit“ spielt bei Tetra Pak zudem immer eine zentrale Rolle. Das eigene Forschungszentrum in Stuttgart feierte Ende 2024 sein 50-jähriges Bestehen und hat sich über die Jahre zu einem führenden wissenschaftlichen Forschungssitz entwickelt. Die regulatorische Landschaft im Bereich Lebensmittelsicherheit ist komplex und ständig in Bewegung. Die Tetra-Pak-Forscher beschäftigen sich im Schwabenland mit den laufenden Anpassungen der Vorschriften in Europa genauso wie mit der Umsetzung neuer Regelungen in Ländern wie China – um nur einige Beispiele zu nennen.
Ein konkretes Beispiel für die aktuellen Herausforderungen ist die Änderung der Lebensmittelkontaktverordnung durch die Europäische Union. Diese bringt deutlich höhere Qualitätsanforderungen mit sich und schreibt eine neue Reinheitsstufe für Rohstoffe vor, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Besonders Verpackungsmaterialien müssen frei von genotoxischen, karzinogenen oder mutagenen Substanzen sein. Auch Kooperationen mit Forschungseinrichtungen wie der Universität Hohenheim oder dem Recycling-Technologieunternehmen Saperatec bleiben vor diesem Hintergrund für Tetra Pak zentral für die Weiterentwicklung nachhaltiger Verpackungen. So bleibt der Hersteller integrierter und effizienter Komplettlösungen für Produktions- und Verpackungsthemen auf dem neuesten Stand der Forschung und bei Recyclingtechnologien.
Zukunftstechnologien wie der vermehrte Einsatz nachwachsender Rohstoffe und Design-Optimierungen, die Recyclingprozesse der Getränkekartons vereinfachen, stehen nach Aussagen von Karl im Mittelpunkt der Anstrengungen bei Tetra Pak. Zentrales Anliegen bleibt: Die Verpackung der Zukunft müsse nicht nur nachhaltig, sondern auch praxistauglich und sicher sein. Diese Balance sei gesetzt, denn immer gelte: „Das alles muss natürlich ohne Kompromisse bei der Lebensmittelsicherheit umgesetzt werden“, betont Karl.