Flüssigseife gehört in nahezu jedem Haushalt zur Grundausstattung – aber kaum jemand macht sich Gedanken darüber, was mit den Verpackungen passiert, wenn die Seife aufgebraucht ist. Der aktuelle Susycheck (siehe Kasten zur Methodik) wirft ein kritisches Licht auf die Nachhaltigkeit der Verpackungen von 17 Flüssigseifen. Die Ergebnisse reichen vom vorbildlichen Fünf-Sterne-Rating bis hin zu Ein-Stern-Bewertungen. Besonders auffallend: Manche große Marken schneiden schlecht ab.
Ganz vorne im Ranking landet Isana von Rossmann. Die Eigenmarke erhält als eine von drei Marken die volle Punktzahl und überzeugt durch die Verwendung von 100 Prozent recyceltem PET für die Flasche, ein geringes Verpackungsgewicht von unter 10 Prozent des Gesamtprodukts sowie deutliche Trennhinweise für Verbraucher, damit Pumpe und Flasche auch separat entsorgt werden, um das Recycling zu ermöglichen. Zudem setzt Deutschlands zweitgrößte Drogeriekette ein gut ablösbares Etikett ein, das den Recyclingprozess nicht erschwert. Einziges Manko: Die Isana-Pumpe besteht aus schwarzem Kunststoff – dazu später mehr.
Den gesamten Test finden Sie unter diesem Link: Handseife im Praxistest
Kaum recycelbar?
Weitere Top-Performer sind Frosch und Joolea von Budni/Edeka, die mit ähnlichen Werten wie Rossmann überzeugen und ebenfalls die Top-Wertung von fünf Sternen erhalten haben. Aber es gibt auch Verlierer. Unter ihnen finden sich einige bekannte Namen – mit Ergebnissen, die Fragen aufwerfen. Negativ fällt nach Meinung der Tester etwa Tesori d’Oriente auf: Das Produkt sei vollständig schwarz verpackt. Es ist damit nach Angaben der Prüfer kaum recycelbar – was wie ein No-Go in Zeiten der Kreislaufwirtschaft wirkt. Das gesamte Produkt dürfte demnach oft in der Müllverbrennung landen.
Eher enttäuschend schneiden auch L’Occitane und Rituals nach den Angaben der Tester ab. Die Prüfer weisen etwa auf mangelnde Trennhinweise und ein schlechtes Verhältnis von Verpackungsgewicht zum Gesamtprodukt hin. Christian Leu, Geschäftsführer der Central Agency for Green Commerce, die das Sustainable System und damit den Susycheck aus der Taufe gehoben hat, sagt: „Beide Unternehmen sollten dringend umdenken.“ Zumal L’Occitane B-Corp- zertifiziert ist – eine Auszeichnung, die eigentlich höchste ökologische Standards impliziert.
Konsumenten brauchen Hinweise
Ein positiver Aspekt: 13 der 17 getesteten Marken bieten Nachfüllverpackungen an. Diese bestehen meist aus einem Monomaterial, sind deshalb leichter als die Hauptverpackung und benötigen keine Pumpe. Allerdings: Die Nachfüllbeutel ergeben nach Ansicht der Prüfer nur dann Sinn, wenn der Endverbraucher auch dazu aufgefordert wird, diese einzusetzen. Ein deutlicher Hinweis auf dem Seifenspender und am Regal wäre zu begrüßen.
Zudem fiel den Testern dies auf:
- Die Restmengen in den Nachfüllpacks variieren stark: Sie liegen zwischen 5 und 15 Prozent. Das bedeutet, dass Verbraucher einen erheblichen Teil des Produkts ungenutzt entsorgen.
- Es gibt keine klaren Standards: Hersteller können selbst entscheiden, welche Angaben sie auf die Verpackung drucken – oder eben nicht.
Es besteht offenbar Handlungsbedarf. „Eine transparente Deklaration der Recyclingfähigkeit sowie technische Verbesserungen bei der Entleerbarkeit würden das Konzept erheblich aufwerten“, sagt Dr. David Strack, einer der beiden Susy-Geschäftsführer zu den Verpackungen für Handseife.
Ein weiteres Problem, das sich durch den gesamten Test zieht: Neun der getesteten Verpackungen haben schwarze Kunststoffpumpen. Warum ist das nach Meinung der Prüfer problematisch? Schwarzes Material könne in vielen Recyclinganlagen nicht erkannt werden – und lande daher oft in der Müllverbrennung. Das bedeutet: Selbst wenn die Flasche nachhaltig gestaltet ist, macht die Pumpe die Kreislauffähigkeit praktisch zunichte. Nur wenn Pumpe und Flaschenkörper getrennt entsorgt werden, ist ein Recycling derzeit sicher möglich.
Schwarze Kunststoffteile
Einige der betroffenen Hersteller betonen in ihrer öffentlichen Darstellung das eigene Engagement für die Umwelt. Es bestehe eine klare Diskrepanz zwischen Kommunikation und Realität, kritisiert Strack. Zwei Marken heben sich positiv ab: Rossmanns Isana und Nivea. Beide geben explizit an, dass die Pumpe getrennt entsorgt werden muss – ein kleiner, aber wichtiger Schritt in Richtung einer besseren Recyclingfähigkeit. Leider schneidet Beiersdorfs Flüssigseife aber dennoch nur mittelmäßig ab, weil beim Verpackungsmaterial nach den Angaben der Tester kein Hinweis auf den Einsatz von Rezyklat zu finden ist.
Große Unterschiede beim CO2-Ausstoß
Spannend ist auch die CO2-Analyse des Susycheck-Tests. Die besten Verpackungen, die fünf Sterne erhalten haben, weisen nach den Daten der Tester auch den niedrigsten CO2-Fußabdruck auf. Sie bestehen aus leichtem, recyceltem PET und aus insgesamt weniger Material.
Auf der anderen Seite der Skala stehen die „Schwergewichte“ mit hohem CO2-Ausstoß und schlechten Recyclingwerten. Darunter sind einige Premium-Marken, die sich mit luxuriöser Optik und hochwertigen Verpackungen präsentieren. Die glänzende Fassade sorgt offenbar zuweilen für ein Umweltproblem.
Die Marke Sea Me setzt auf eine Mehrweglösung aus Glas und landet damit im Mittelfeld des Tests. Die eingesetzte Flasche bringt den Testern zufolge 56 Prozent des Gesamtgewichts auf die Waage – ein Ungleichgewicht im Vergleich zu Kunststoffbehältern.
Mehrweg-Konzepte setzen sich im Handel nicht durch. Sie sind zu kostenintensiv und verursachen einen hohen Personalaufwand, den der Handel kaum mehr leisten kann. Die benötigten Quadratmetererträge sind nach Ansicht von Branchenexperten zudem nicht erreichbar, wenn Originalprodukt, Nachfüllpackung und eventuell noch eine Nachfüllstation am Regal konkurrieren. Größtes Manko: Es gibt keine flächendeckende Rückgabe-Infrastruktur für Glasflaschen dieser Art. Mehrweg ist nach Angaben der Experten nur dann sinnvoll, wenn ein durchdachtes Rückgabe- und Recyclingkonzept dahintersteht – sonst bleibt es im schlimmsten Fall ein Marketing-Gag.
Methodik
Nachhaltigkeit ganzheitlich geprüft
Die Nachhaltigkeit von Verpackungen gehört zu den wettbewerbsrelevanten Themen erfolgreicher Markensteuerung der Hersteller und Händler von Konsumgütern. Susycheck hat sich in den vergangenen Jahren als eines der führenden Instrumente etabliert, wenn es um die ganzheitliche Bewertung der Nachhaltigkeit von Verpackungen geht.
Grundlage für die Ergebnisse ist ein Prüfalgorithmus, der vier Kernbereiche entlang des gesamten Produktlebenszyklus analysiert – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung. Die Methodik kombiniert nach Angaben ihrer Entwickler wissenschaftliche Präzision mit praktischer Anwendbarkeit, um Greenwashing zu unterbinden und vergleichbare sowie transparente Nachhaltigkeitsaussagen zu ermöglichen.
Die wissenschaftliche Leitung über den verwendeten Algorithmus, der in Kooperation mit verschiedenen Forschungseinrichtungen entwickelt wurde, liegt bei der fjol GmbH. Dadurch ermöglicht der Susycheck nach Angaben der Central Agency for Green Commerce eine rechtssichere Bewertung.
Diesmal standen 17 Verpackungen für Flüssigseife auf dem Prüfstand. Unter die Lupe genommen wurden drei Handelsmarken – Rossmanns Isana, Edekas Joolea und dms Balea – sowie 13 Industriemarken: Frosch, Lavera, Kneipp, Sebamed, Palmolive, Sea me, Nivea, Jean & Len, Tesori d’Oriente, Sagrotan, Rituals, Oriniq und L’Occitane.
Bewertet wurden die Verpackungen nach folgenden Kriterien:
- Materialwahl: Ist die Flasche aus PET oder HDPE? Wird Rezyklat verwendet? Falls ja, wie viel?
- Trennbarkeit: Lassen sich Etiketten und Pumpvorrichtungen problemlos vom Hauptkörper trennen?
- Recyclingfähigkeit: Sind die Materialien wiederverwertbar oder landen sie im Müll?
- Verpackungsgewicht: Wie hoch ist das Verhältnis von Verpackung zum Gesamtprodukt?
- CO2-Bilanz: Wie schlägt sich die Verpackung im Vergleich zur Konkurrenz in puncto Klimafreundlichkeit?