Dr. C. Soldan Ein solider Markt

Dr. C. Soldan-Chef Perry Soldan über den Markt für Husten- und Halsbonbons und über spannende Distributionswege zwischen Apotheke, Drogeriemärkten und LEH.

Dienstag, 17. Dezember 2019 - Süßwaren
Andrea Kurtz
Artikelbild Ein solider Markt
Bildquelle: Dr. C. Soldan

Wie erleben Sie den Markt für Halsbonbons aktuell?
Perry Soldan: Der Markt steht vor zwei großen Herausforderungen. Zuallererst: Halsbonbons sind in den Augen der Konsumenten kein ,sexy‘ Artikel. Es ist schwer, für diese Warengruppe die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Außerdem ist die Zielgruppe stark begrenzt: Es gibt Menschen, die kaufen Bonbons und andere, die kaufen diese nie. Unter den Käufern gibt es Stamm-Verwender und Sprunghafte. Allerdings merken wir eine schwindende Markenloyalität bei allen Verwendern, vermehrt allerdings bei der jungen Zielgruppe.

Das war die erste Herausforderung ...?
Unsere zweite grundlegende Rahmenbedingung ist: Der Markt ist bereits verteilt. Der Wettbewerber aus der Schweiz ist überall, auch international, stark, wir haben unseren Platz erobert und auch im Ausland gibt es kaum neue Nischen zu besetzen.

Auch politisch ist es für Zuckerwaren nicht gerade leicht ...
... leider ja: Uns beschäftigt zunehmend die Gesetzgebung, die uns immer neue Auflagen abverlangt. Zuletzt haben wir über den Herkunftsnachweis diskutiert; völliger Unsinn bei der Herkunft unseres Rohstoffes Zucker, der aus Silos stammt. Jetzt reden wir über Nutri Score; dies ist für unser Produkt ebenfalls nicht leicht umzusetzen. Inzwischen beschäftigen wir bei uns eine Juristin, denn für einen mittelständischen Betrieb wird es immer schwieriger, alle Auflagen umzusetzen.

Wie stehen Sie denn zu Nutri Score?
Das setzt für mich an der falschen Stelle an: Wir brauchen mehr Ernährungsbildung, nicht mehr Verbote. Insgesamt entfallen auf Süßwaren nur rund sieben Prozent der Kalorienaufnahme; außerdem ist der Verzehr unserer Produkte ein offener. Kaufe ich Bonbons oder Schokolade, weiß ich, das ist süß. Die versteckten Zucker sind da wesentlich gefährlicher.

Warum können Sie in diesem Markt aber offenbar recht erfolgreich sein?
Weil wir erstens frische Impulse in der Warengruppe geben. Und weil wir es zweitens mit einem relativ stabilen Markt zu tun haben. Gut, wir sprechen von einer leicht rückläufigen Entwicklung, aber wir – und das gilt auch für unsere Wettbewerber Ricola, Fisherman‘s Friend oder Wick – erwarten keine Abstürze. Das gilt sowohl im LEH als auch für den Vertriebskanal Apotheke.

Was tun Sie, um sich in Ihren Distributionsschienen zu behaupten?
Wir haben in den vergangenen Jahren alles darangesetzt, um unsere Sichtbarkeit beim Kunden zu erhöhen, in dem wir ein klares Bild der Marke geschaffen haben. Dazu kommen dann Maßnahmen wie Werbung, Promotions, Sampling, Zweitplatzierung. Wir werden wie in diesem Jahr auch wieder im Januar 2020 mit TV-Spots für die Gummi-Drops im Fernsehen sein. Ergänzend dazu arbeiten wir mit Social Media, bisher als Pflichtprogramm. An der Kür arbeiten wir derzeit. Gerade die jüngeren Verwender sind ja kaum noch im ,normalen‘ Fernsehen unterwegs; hier müssen wir aktiv werden.

Wie wichtig ist Ihnen für Ihre Produkte die Kassenzone?
Ganz ehrlich: Auf dieses Geschäft habe ich keine Lust. Was wir für die Kassenzone zusätzlich an Geld in die Hand nehmen müssen ... im Vergleich zum Apothekengeschäft ist das betriebswirtschaftlich gesehen nicht vertretbar.

Fakten zu Dr. C. Soldan

  • 120 Jahre alt, Familienunternehmen
  • Marken: Em-eukal, Rheila, Bayrischer Blockmalz oder Bärengarten.
  • Geschäftsführer: Perry Soldan
  • Die Em-eukal Ära begann 1923. Offiziell eingetragen wurde die Marke 1925.
  • Die Geschichte des Em-eukal-Erkennungszeichens „Nur echt mit der Fahne“: In den 1950er-Jahren haben Ärzte den Bergleuten im Ruhrgebiet diese Bonbons gegen Bronchialbeschwerden verschrieben. Die weiß-rote Fahne, deren Ende aus der Bonbonverpackung herausragt, sicherte ein hygienisches Auswickeln.
  • Das Unternehmen mit Sitz in Adelsdorf hat rund 220 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2018/2019 (Juni bis Juli) 77,6 Millionen Euro Umsatz.

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