Verkaufsargument Sicherheit Warum Prüfzeichen beim Heimtierzubehör jetzt unverzichtbar sind

Beim Heimtierzubehör kommt viel Billigware mit bedenklichen Mängeln auf den Markt. Mit zertifizierten Prüfzeichen senken Händler ihr Haftungsrisiko und bieten eine Entscheidungshilfe.

Donnerstag, 21. November 2024, 07:00 Uhr
Bernd Liening
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Aufmerksame Kunden suchen jetzt das TÜV-Siegel auf der Rückseite. Bildquelle: TÜV Süd

Der Heimtiermarkt hat mit Corona einen großen Schub erhalten und ist 2023 weiter gewachsen. Wie der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) mitteilt, verzeichnete der stationäre Fach- und Lebensmitteleinzelhandel 2023 einen Umsatz von mehr als 5,6 Milliarden Euro und damit 9,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein starkes Marktsegment sind Bedarfsartikel, Spielzeug und Zubehör, deren Umsatz 2023 um 2,7 Prozent auf etwa 1,1 Milliarden Euro gestiegen ist. „Ein solcher Markt lockt natürlich auch schwarze Schafe an, die minderwertige Qualität auf den Markt bringen“, gibt der TÜV Süd zu bedenken. So sind zum Beispiel schädliche und hierzulande verbotene Chemikalien, aber auch mechanisch unsichere Konstruktionen mit Verletzungsgefahr bei Importen oft ein Problem, zumal Spielzeuge auch von Kleinkindern in die Hand oder den Mund genommen werden können. Es gibt zwar keine Prüfpflicht für Tierbedarfsprodukte, aber bei Schadenkla­gen ist der Händler als Inverkehrbringer in der Haftung.

Händler, die mitgehen wollen, lassen diese von unabhängigen Ins­tituten prüfen. Die entsprechenden Prüfzeichen auf den Produkten signalisieren auch dem Verbraucher Sicherheit. „Es kommt viel Billigware auf den Markt“, sagt Berthold Tempel, Experte für Produktprüfungen beim TÜV Rheinland. Als typisches Beispiel zeigt Tempel ein Fellspielzeug für Katzen, dessen Feder im Inneren eine messerscharfe Kante trägt, die bei etwas Druck herausspringt und eine große Verletzungsgefahr für Tier und Mensch darstellt. Dieses Produkt wurde im Rahmen eines Prüf-Kooperationsvertrags mit einer deutschen Handelskette vor dem Verkaufsstart entdeckt. Die Reihe solcher Beispiele mangelhafter Produktsicherheit ließe sich entsprechend fortsetzen, so der Experte: „Hier der Fressnapf, der nicht lebensmittelsicher ist, dort der Kratzbaum, der schon bei leichter Belastung umkippt.“

Siegel geben Sicherheit

Zu den wichtigen Prüfkriterien gehört auch die chemische Sicherheit, gerade bei Kauknochen oder Bällen, da diese auch von kleinen Kindern genutzt werden. „Grundsätzlich wird alles Tierspielzeug, welches Spielzeugcha­rakter hat, genauso geprüft wie Kinderspielzeug“, sagt Tempel. Neben der chemischen, physikalischen und gegebenenfalls elektrischen Sicherheit von Tierspielzeug und -zubehör werden Hygiene, Handhabung und Langlebigkeit sowie die Bedienungs- und Montageanleitungen getestet. Erkennbar sind die Ergebnisse am Prüfzeichen von TÜV Rheinland sowie an den Prüfzeichen „LGA tested ‚Pet-Proof‘“ und „LGA tested ‚Quality‘“. Das Kürzel „LGA“ steht für „Landesgewerbeanstalt“, die zum TÜV Rheinland gehört. Anhand des Prüfzeichens mit QR-Code auf dem Produkt kann der Verbrau­cher online nachschauen, welche Kriterien jeweils geprüft wurden.

Der TÜV Süd prüft Heimtierzube­hör nach ähnlichen Kriterien. Käufer erkennen diese Produkte am blauen Oktagon des TÜV Süd. Die TÜV-Gesellschaften untersuchen nicht nur Ware, die bereits in Deutschland vor dem Verkauf steht, sondern auch während der Produktion weltweit. So ist die Aussage „Produktion überwacht“ auf den meisten TÜV-Süd-Prüfzeichen zu finden. Damit wird kontrolliert, ob der Hersteller in der Lage ist, die Pro­dukte in Serie gemäß den erfor­der­lichen Sicherheits- und Qualitätsstandards zu produzieren, und über ein ausreichendes Qualitätswesen inklu­sive Endproduktprüfung verfügt.

Der TÜV Rheinland übernimmt für verschiedene Händler die kompletten Prüf- und Zertifizierungspro­zesse etwa in Fernost. Dabei testen die Prüfer nicht nur die Prototypen und Muster, sondern gehen ebenfalls in die Produktion. Erkennbar ist dies an dem Aufdruck „Regelmäßige Produk­tionsüberwachung“ neben dem Prüfzeichen. Egal ob in Deutschland oder China – die qualitätssichernden Maßnahmen folgen denselben einheit­lichen Standards.

Dass die Akzeptanz für geprüftes Tierspielzeug groß ist, zeigt eine Umfrage von Appinio in Deutschland unter mehr als 440 Käufern von Hundespielzeug im Jahr 2022. 85 Prozent gaben an, für ein von einem akkre­di­tierten Prüfinstitut getestetes Spielzeug „wahrscheinlich“ oder „sehr wahrscheinlich“ einen Aufpreis zu zahlen. Damit hat der Handel also auch ein Verkaufsargument an der Hand.