Bewusste Tiernahrung Insekten sind das neue Hundefutter

Veganes kommt immer öfter in den Hundenapf: Meist aus Gesundheitsgründen, oft aber auch, um das Klima zu retten. Der Markt wächst. Besonders in Deutschland ist die Nachfrage hoch.

Montag, 10. Juni 2024, 06:43 Uhr
Matthias Mahr
Bildquelle: Getty Images

Es war 2018 in der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“, als veganes Hundefutter erstmals einem breiteren Publikum offeriert wurde. Mit der Marke Vegdog  schaffte ein veganes und getreidefreies Alleinfuttermittel für Hunde den Schritt in den Markt. Die Geburtsstunde für Vegdog war die Futtermittelunverträglichkeit eines Rüden, die sich vor allem durch Magen-Darm-Probleme und Hautjucken äußerte. Gesundheitsaspekte trieben diese Entwicklung an. Doch es gibt auch eine andere Sicht, die den Appetit der Hunde auf Fleisch als Raubbau am Planeten betrachtet. „Der Rückgriff auf Bio-Produkte ist zwar hinsichtlich der Tierhaltung die bessere Alternative, aber ebenfalls keine konsequent nachhaltige Lösung“, stellt Dr. Ina Henkel, Mitgründerin des Start-ups Tenetrio, fest. Nutztierhaltung sei in  jeder Haltungsform ineffizient. Fleisch an Hunde zu verfüttern, verschärfe den Hunger auf der Welt, weil große Flächen für den Anbau von Nutztierfutter benötigt würden, die anschließend nicht mehr für die Lebensmittelproduktion zur Verfügung stünden. Tenetrio setzt auf eine Ernährung der Vierbeiner mit Insekten, um die Proteinlücke in der Zukunft schließen zu können. Bereits seit 2017 bietet das Unternehmen aus Potsdam Hundeleckerli, Trocken- und Nassfutter auf Basis von  Mehlwurmproteinen an. Die Hunde seien so mit allem versorgt, was sie für ein vitales Leben benötigen. Zudem schone das gleichzeitig die Umwelt.

Rückblende: Vor wenigen Wochen fand die Interzoo in Nürnberg statt. Veganes für Hunde ist dabei ein großes Thema, das dem Nischendasein entkommen ist und  wächst. Große Einzelhandelsketten wie dm Drogeriemarkt haben längst begonnen, veganes Tierfutter in ihr Sortiment aufzunehmen, da mit steigender Akzeptanz die Nachfrage stationär und digital in die Höhe schießt. Weitere Tiernahrungshersteller reagieren und steigen in das Marktsegment ein, das in Deutschland nach  Aussagen von Marktforschern besonders stark wächst.

„Im Vordergrund sollte immer
eine ausgewogene und
optimal verträgliche Ernährung
der Vierbeiner stehen.“
Carmen Borsche, Nestlé Purina Petcare

Mera analysiert die Trends

Die Landschaft der Hundeernährung befindet sich im Wandel. Hundebesitzer sind zunehmend offener für neue und alternative Ernährungsmöglichkeiten, die nicht nur die Gesundheit ihrer Tiere, sondern auch das Tierwohl und Umweltbelange berücksichtigen. Eine vom Tierfutterhersteller Mera in Auftrag gegebene  aktuelle Marktanalyse unter 1.600 Hunde- und Katzenbesitzern im Durchschnittsalter von 39,6 Jahren hat ergeben, dass Hundebesitzer zunehmend auf die Vorteile vegetarischer und veganer Ernährungsalternativen für ihre Vierbeiner aufmerksam werden. So belegen die Daten, dass eine signifikante Anzahl an  Hundebesitzern, nämlich rund 40 Prozent der Befragten, ihren Hund bereits flexitarisch, also sowohl fleischhaltig als auch vegan beziehungsweise vegetarisch ernähren, aber bislang nur 2 Prozent ihren Fellfreund ausschließlich mit vegetarischem oder veganem Futter füttern. Obwohl also die Mehrheit bislang konventionelles Futter bevorzugt, deuten die Umfrageergebnisse auf ein deutliches Marktpotenzial in diesem Segment hin, prognostiziert der Hersteller aus Kevelaer. Die Studie zeigt zudem deutlich, wie Ernährungs- und Gesellschaftstrends Einfluss auf Menschen mit Hunden nehmen. 44 Prozent der Befragten, die  über alternative Proteinquellen informiert sind, stehen pflanzlichen Proteinen tendenziell positiver gegenüber als Insektenproteinen (38 Prozent).

Auch die großen Marken ziehen inzwischen nach. „Alternative Proteine spielen in der Tiernahrung eine immer größere Rolle. Wir beschäftigen uns intensiv mit diesem Trend“, betont Carmen Borsche, Regionaldirektorin DACH bei Purina Petcare. Ein erstes Produkt mit Insektenproteinen hat Purina bereits im Markt getestet. Derzeit arbeitet das Unternehmen an dessen Weiterentwicklung. „Auch im Rahmen unseres Start-up-Accelerators Unleashed verfolgen wir entsprechende Pilotprojekte“, sagt sie.