Nonfood Lieferkette macht noch Sorgen

2024 sollte zum Befreiungsschlag für die Nonfood-Branche werden. Jetzt dämpfen erneut Lieferkettenprobleme den Ausblick. Spielwaren-Riese Playmobil kämpft indes nicht nur mit sinkenden Absätzen.

Freitag, 19. Januar 2024 - Sortimente
Matthias Mahr
Artikelbild Lieferkette macht noch Sorgen
Bildquelle: PLAYMOBIL Deutschland

Die Inflation und die daraus abgeleitete Konsumflaute machten 2023 der Nonfood-Branche zu schaffen. Immerhin: Wenigstens die Containerpreise waren wieder auf das Niveau von vor Corona gesunken und verschafften Luft auf der Kostenseite.

Die Frachtkosten ziehen jedoch seit dem letzten Quartal 2023 wieder deutlich an. Der Krieg im Gazastreifen liegt wie ein Damoklesschwert über den Aussichten der Importeure für 2024. Die großen Reedereien wie unter anderem Hapag-Lloyd oder Maersk meiden inzwischen die Passage durch den Suezkanal. Weitere Angriffe der Huthi-Rebellen auf Containerschiffe sind sehr wahrscheinlich und machen die Fahrt durch dieses Nadelöhr im Nahen Osten zu einer sehr gefährlichen Angelegenheit. Versicherungen verlangen inzwischen hohe Risikoaufschläge von den Reedern, die auf die Importeure umgelegt werden müssen. Die Folge: Die Schifffahrt meidet das Seegebiet rund um das Rote Meer und nimmt einen Umweg über das Kap der Guten Hoffnung in Kauf.

Abhängigkeit von Ostasien bleibt eklatant
Nonfood-Warengruppen wie Spielwaren oder elektronische Kleingeräte sind mit einer Importquote von annähernd 100 Prozent weiterhin in den Fängen ostasiatischer Anbieter. Das hat sich auch nach Corona nicht geändert. Carsten Kortum, Nonfood-Experte und Hochschullehrer in Heilbronn, erwartet wie 2021 zur Ever-Given-Krise erneut Verspätungen im Aktionsgeschäft des Lebensmitteleinzelhandels. Besonders die Discounter sollte es erneut treffen: Ihre Werbetermine könnten wieder zwei Wochen nach hinten rutschen und die eng getakteten Aktionspläne durcheinanderwirbeln. „Auch die Strategie ‚Out of China‘, etwa das Verlagern nach Indien, bringt hier nichts“, sagt Kortum.

Die Umleitungen wecken Befürchtungen, dass es zu einer längeren Unterbrechung des Welthandels kommen könnte. Die Lieferketten bleiben fragil. Die alternative Route um das südliche Afrika herum verursacht nach Angaben von Experten je Containerschiff zusätzliche Treibstoffkosten von rund einer Million US-Dollar und verlängert die Reise um etwa zehn Tage. Das Schlimmste, was einem Händler passieren kann, ist eine erhebliche Verzögerung bei einem Produkt, das er aufgrund der Saisonalität anschließend nicht mehr vermarkten kann. Das füllt Lager und produziert weitere Kosten.

Zudem steht das chinesische Neujahrsfest an: Am 10. Februar schließen die Fabriken im Reich der Mitte mindestens zwei Wochen ihre Pforten. Händler auf der ganzen Welt decken sich vor dem chinesischen Neujahrsfest mit Waren ein und suchen deshalb derzeit nach Alternativen zum Transport über das Rote Meer. Flugzeug oder Bahn sind dabei die teuren Auswege, um leere Regale zu vermeiden. Auch das ist ein Szenario, das es 2021 bereits gab.

Playmobil kämpft mit anderen Sorgen
Keine Probleme mit Fernost-Importen hat Playmobil. Der deutsche Spielwarengigant fertigt in Europa. Die Zirndorfer kämpfen mit sich selbst und den sinkenden Absatzzahlen. Im rückläu-figen Spielwarenmarkt hadern im November 2023 laut Circana-Marktforschung viele große Marken mit Erlösschwund. Ravensburger meldete ein Minus von 8 Prozent, Playmobil minus 16 Prozent, und Schleich ging sogar mit 21 Prozent in die Knie. Das Weihnachtsgeschäft glich bei Playmobil die negativen Zahlen nicht aus. 17 Prozent der Belegschaft, das sind rund 700 Arbeitsplätze, müssen bis 2025 gehen, hieß es vor Weihnachten in der Wirtschaftspresse. Im Geschäftsjahr 2022/23 war der Umsatz von 653 auf 614 Millionen Euro geschrumpft. Erstmals habe Playmobil einen Verlust eingefahren, hieß es. Rund drei Milliarden Euro war das Unternehmen einst wert, aktuell dürfte bestenfalls noch die Hälfte davon übrig sein, schreibt das Manager Magazin.

Firmengründer Horst Brandstätter hatte vor seinem Tod mehrfach das Testament geändert. Seine Ex-Sekretärin Marianne Albert profitierte: Sie leitet den Beirat der Unternehmensstiftung und entscheidet somit über die Besetzung der Vorstandsetage. Auf der Strecke bleiben seither strategische Entscheidungen. Die Zielgruppe hat sich verkleinert. Nur die Altersgruppe von vier bis acht Jahren blieb der Marke treu. Eine Neuaufstellung steht aus. Playmobil soll zu einer Marke für alle Altersschichten werden. Porsche- und Bulli-Fans werden seit Langem angesprochen, weitere Sondereditionen brachten keine Absatztrendwende. Ob Gesellschaftsspiele mit Play­mobil-Figuren oder berühmte Fußballgesichter, die in der Lizenzierung viel Geld verschlingen werden, das leisten können, bleibt offen.

Mit der Spielwarenmesse und der Ambiente stehen Ende Januar zwei wichtige Leistungsschauen an. Zeigen sie Auswege aus der Krise?

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