Alarmstufe Brot Den Bäckern reicht’s

Wird die Energie- zur Versorgungskrise? Die backende Branche macht auf die Lage lautstark aufmerksam. Handwerksbäcker werden kreativ.

Montag, 10. Oktober 2022 - Sortimente
Susanne Klopsch
Artikelbild Den Bäckern reicht’s
Bildquelle: Renate Lottis

Auch wenn es nach Angaben von Armin Juncker, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Großbäckereien (VGD), keine offiziellen Reaktionen aus der Politik gab, der Brandbrief der Großbäckereien wurde wahr- und ernst genommen: „Wir wissen, dass es Gespräche im Bundeswirtschafts- und im Innenministerium dazu gibt, wie man das Lebensmittelgewerbe unterstützen kann.“ Kein Wunder, das Schreiben reiht sich ein in eine Vielzahl von Hilferufen aus allen Teilen der Lebensmittelwirtschaft. Sei es nun die Tiefkühl-, die Frischebranche oder Obst- und Gemüse-Erzeuger – alle leiden unter den Energiekosten. Drohende Insolvenzen könnten daher zur Versorgungskrise führen.

In ihrem Brandbrief fordert Prof. Dr. Ulrike Detmers, Präsidentin des VDG, staatliche Soforthilfen. Finanziert werden könnten diese etwa aus dem mit mehr als 17 Milliarden Euro gefüllten EEG-Topf. Einfache Anträge für KfW-Kredite mit günstigen Zinsen und mehrjähriger Tilgungszeit könnten ebenso helfen wie die Verlängerung des Energiekostendämpfungsprogramms mit Zuschüssen für Erdgas und Strom. „Während Preissteigerungen bei Zutaten, Verpackungen und Logistik durch moderate Preiserhöhungen von Broten und Backwaren an Kunden weitergegeben werden konnten, sind explodierende Energiekosten nicht mehr über Preiserhöhungen zu decken.“

Alarmstufe Brot
Der Zentralverband deutscher Handwerksbäckereien hat die „Alarmstufe Brot“ ausgerufen. Bäcker können sich mit Flyern und Plakaten versorgen, um Kunden zu informieren. Außerdem gibt es ein Anschreiben, mit dem Politiker eingeladen werden können, sich vor Ort ein Bild zu machen.

Handwerksbäcker lassen sich derweil einiges einfallen. Eine Auswahl:
Bäcker Michael Trenk (Südlohn) hat ein Inflationsbrot im Angebot: Er lässt sich das Brot von einen Bauhandwerksbetrieb mit 50 Cent pro verkauftem Laib bezuschussen. Dafür darf das Unternehmen in der Filiale für sich werben.

„Ihr Bäcker Schüren“ hat beim Anti-Inflationsbrot „Bio-Crouton Krume“ den Altbrot-Anteil auf 20 Prozent erhöht. Das Altbrot wird zerkleinert, geröstet und gibt dem Brot ein besonderes Röstaroma. Das 750-Gramm-Brot kostet 2,88 Euro. Inhaber Roland Schüren: „Die 98 Cent Preisvorteil gegenüber einem vergleichbaren Biobrot sind gewissermaßen ein politischer Preis, der Verbrauchern und Bäckerei gleichermaßen helfen soll, durch die sehr herausfordernde Zeit zu kommen.“

Bäcker Dirk Mertes in Lieser (Mosel) bot im September eine Rabattkarte für 15 Euro an. Gegen Vorlage gab es dann wöchentlich 1,5 Kilogramm Brot oder 1 Kilogramm Mehl. Er regte auch an, Karten zu kaufen und einer Familie zu spenden.

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