Nahrungsfette Bequemlichkeit punktet

Der Markt für Nahrungsmittelfette dümpelt im Großen und Ganzen vor sich hin. Umsatz versprechen jedoch Mischstreichfette und sortenreine Öle.

Sonntag, 19. Juni 2011 - Sortimente
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Bildquelle: Mugrauer

Die Entwicklung des Marktes für Nahrungsmittelfette gleicht beim Blick auf die Umsatzzahlen einer Achterbahnfahrt. Von Februar 2009 bis Januar 2010 gingen laut Nielsen die Umsätze mit Butter um knapp 4 Prozent zurück, die mit Mischfetten legten um 24 Prozent zu. Im gleichen Zeitraum des Folgejahres schossen die Umsätze mit Butter und Mischfetten geradezu in die Höhe: Im Buttermarkt stiegen sie um 12,6 Prozent, bei den Mischfetten sogar um 42,5 Prozent. Die Umsätze bei Speisefetten gingen ebenso zurück (10,5 Prozent) wie die der Öle (19,4 Prozent). Der Grund für das Butterumsatzwachstum ist nicht, dass die Konsumenten wieder stärker nach Butter greifen, sondern ist ganz banal: Preissteigerungen. Denn grundsätzlich steht dieser Zahl ein Mengenrückgang gegenüber. Mit Mischfetten allerdings kann noch richtig Umsatz generiert werden, und zwar mengen- wie auch wertmäßig. „Mischfette stoßen mit ihrem Convenience-Charakter auf immer mehr Zuspruch bei den V erbrauchern“, sagt Matthias Brune von Arla. Insbesondere dann, wenn sie streichfähig aus dem Kühlschrank kommen und praktisch in der Handhabung sind, beispielsweise durch einen wieder verschließbaren Becher. „Mehr Zeitersparnis im Alltag ohne falsche Kompromisse, das heißt, die Produkte schmecken wie selbst gemacht und enthalten keine überflüssigen Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe oder künstliche Aromen“, ergänzt Dirk Arnold, bei Meggle zuständig für den Bereich Foodservice.

Bei Kerrygold wurde „in den vergangenen zwölf Monaten die verkaufte Menge der Mischstreichfette um 36 Prozent gesteigert“, führt Gisbert Kügler, Geschäftsführer von IDB Deutschland, an. Allein die Einführung des Produktes „Kerrygold extra“ Ende 2009 habe dazu einen Wachstumsbeitrag von 71 Prozent geleistet. „Ein aktueller Trend der Zielgruppe der 25- bis 45-Jährigen ist die ausgewogene und gesunde Ernährung. Konsumenten sind figurbewusster geworden und achten auf weniger Fett in der Butter. Die Mischstreichfette spiegeln diese Entwicklung wider“, so Kügler weiter. Dann entscheiden sich Verbraucher auch gern für qualitativ hochwertigere und damit teurere Produkte. Und das, obwohl die Verbraucher in Deutschland besonders den Lebensmitteleinkauf weiter als Sparpotenzial wahrnehmen, wie man einer aktuellen Verbraucherstudie der Nielsen Company entnehmen kann.

Treiber aus dem Hause Unilever bei Mischstreichfetten sind seit Jahresbeginn laut Christian Fischer, Category Leader Margarine Deutschland, Österreich, Schweiz, Rama Culinesse (wächst um 5,5 Prozent Volumen), Lätta extra fit (25 Prozent Volumen-Plus) und Lätta mit Joghurt (16 Prozent Volumen-Wachstum).

Bei Speiseölen ist Rapsöl ein weiterhin wachsendes Segment. „In der verarbeitenden Lebensmittelindustrie beobachten wir verstärkt Aktivitäten in Richtung eines Austauschs von Fetten wie Palmöl oder Sonnenblumenöl gegen Rapsöl“, erklärt Dr. Michael Raß, Geschäftsführer der Teutoburger Ölmühle. Laut der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) hat Rapsöl im vergangenen Jahr im Absatz 17 Prozent zulegen können. „Dies zeigt sich auch allein schon dadurch, dass es immer mehr Anbieter von kaltgepressten Rapsölen gibt. Auch die Handelsmarken haben in diesem Bereich deutlich zugenommen“, so Raß weiter. Doch nicht nur Rapsöl, sondern auch „landestypische regionale sortenreine Olivenöle aus Griechenland, Spanien und Italien werden von qualitätsbewussten deutschen Verbrauchern seit einiger Zeit verstärkt nachgefragt“, hat Petra Sommerfeld, Marketingleiterin bei Feinkost Dittmann, festgestellt. Bei Olivenöl sehe man durch eine s tärkere Verbraucherakzeptanz auch einen Trend zu größeren Flaschen: Der absolute Renner im Speiseöl Sortiment von Feinkost sei der Olivenöl-Klassiker „La Española extra nativ“ in der 500-ml-Flasche. Allerdings habe man 2010 bei Olivenölen eine leichte Preissteigerung beobachten können, sagt Sommerfeld. Aktuell gehe der Preis wieder etwas nach oben. „Dies liegt sicher auch an der Diskussion über die private Lagerhaltung der Anbauer, die derzeit auf EU-Ebene geführt wird. So wird eine künstliche Nachfrage bei Olivenölen geschaffen.“ Grundsätzlich seien Preisveränderungen nach oben immer ein Problem, da sie im derzeitigen Marktumfeld nur schwer an den Handel weitergegeben werden könnten. Sommerfeld: „Ein Problem sind in diesem Zusammenhang auch die zunehmenden Speiseöl-Eigenmarken, die mit einer sehr ambitionierten Kalkulation vertrieben werden. Unserer Ansicht nach sollten auch deren Preise bei entsprechenden Erhöhungen angepasst werden.“

Wie schätzen die Marktteilnehmer die Entwicklungen für die kommenden Monate ein? Die Deutschen blieben sehr preissensibel beim Lebensmittelkauf. „Trotzdem verspüren wir auch weiterhin eine kontinuierlich wachsende Gruppe von Lebensmittel-Liebhabern, die eine besondere Qualität auch über den Preis wertschätzen“, so Raß. Diese Gruppe werde sicherlich auch in Zukunft nicht die Masse ausmachen, aber eine starke und bedeutsame Gruppe bleiben. Potenzial gibt es für Sommerfeld aber nicht nur in dieser Zielgruppe: „Aktuell konsumiert der Bundesbürger gut 1 l Olivenöl pro Jahr. Vor zehn Jahren war es noch weniger als die Hälfte. Demgegenüber beträgt der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Olivenöl in Griechenland mehr als 20 l, in Italien und Spanien je 10 l pro Jahr. “

Mehr Natürlichkeit
Zur weiteren Preisentwicklung bei Butter will Brune von Arla sich nicht äußern: „Das hat sich in der Vergangenheit als überaus schwierig herausgestellt“, sagt er. Ansonsten werde sich der Trend zu mehr Natürlichkeit, der auch den Markt für Butter ebenso prägt wie den für Lebensmittel im Allgemeinen, auch in den kommenden Jahren weiter fortsetzen. Das belege eine aktuelle Studie von Arla Kærgården und dem Meinungsforschungsinstitut forsa.

Gisbert Kügler (IDB Deutschland): „Zurzeit ist der Butterpreis stabil.“ Das werde sicher auch eine Weile so bleiben: Bis zum Jahresende rechnet man bei Kerrygold nur mit geringen Schwankungen. Das deckt sich mit Fischers Einschätzung. Allerdings werden sich, „getrieben durch stark steigende Rohstoffpreise, die Margarinepreise nach oben entwickeln“. Fischer weiter: „Die Kosten für Pflanzenöle stiegen aufgrund eines zurückgehenden Angebotes durch Ernteausfälle bei steigender Nachfrage durch erhöhten Konsum in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie durch eine Steigerung des Anteils pflanzlicher Rohstoffe in Treibstoffen zur Reduzierung negativer Klima-Effekte fossiler Brennstoffe. Hinzu kommen ein steigender Rohölpreis sowie Spekulations- und Währungseffekte.“ Rosige Aussichten sind anders. Doch Kügler ist überzeugt: „Marken haben auch in Krisenzeiten eine starke Zugkraft.“?

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