Der Konditor Alfons Loacker war 1925 aus Götzis in Österreich nach Bozen in Südtirol gezogen. Backte Kuchen, vor allem Waffeln und verkaufte sie in seiner kleinen Konditorei in der Bozener Altstadt am Dominikanerplatz. Da er ein großer Fußballfan war, störte es ihn offenbar sehr, auch am Sonntag in Backstube und Laden stehen zu müssen statt mit Freunden dem Fußballsport zu frönen. Das muss Alfons Loacker darauf gebracht haben, seine Waffeln zu verpacken, länger haltbar zu machen, um so „über den Sonntag“ zu kommen. Clever: Seinen Fußballfreunden gab er dann die verpackten Waffeln mit. Wohl der Beginn eines heute hochmodernen Vertriebs in alle Welt.
Denn heute beschäftigt der „Waffelbäcker“ Loacker fast 900 Mitarbeiter, produziert über 35.000 t Waffeln im Jahr (das sind über 850 Mio. Stück!), hat ein Sortiment vom Napolitaner über Schokoriegel bis Patisserie-Stücke – und setzt mehr als 313 Mio. Euro um. Und mit der kleinen Konditorei hat der hochmoderne und effiziente Betrieb natürlich nur noch das Streben nach hochwertigen Rohstoffen, natürlichen Zutaten und einer gewissen „ökologisch-nachhaltige“ Denkweise gemein. Heute exportiert Konditor Loacker in über 100 Länder weltweit, der Exportanteil liegt bei 73 Prozent. Und in Deutschland soll jetzt noch mehr Gas gegeben werden.
Denn die stärksten Exportländer liegen für die Südtiroler bisher im mittleren Osten und Zentralasien. Auch Afrika und Lateinamerika sind wichtig. Dagegen sind die attraktiven und kaufkräftigen Märkte Deutschland und Nordamerika noch relativ klein. Aber gerade deshalb wurden in diesen Märkten eigene Gesellschaften gegründet, die das Geschäft voranbringen sollen. Und es geht tatsächlich voran: Andreas Wilkening, der Vertriebs-Geschäftsführer der Loacker Deutschland GmbH in Memmingen, kann auf zweistelliges Wachstum auf noch überschaubarem Niveau verweisen. „Der Distributionsaufbau steht weiter im Fokus.“ Listungen gibt es bei Rewe, Karstadt, einigen Edeka-Regionen, Real, Kaufland, Bünting, Tegut, Globus, aber die Distribution ist noch ausbaufähig. Geliefert wird zum Teil über Zentrallager (Beispiel Rewe), sonst über Strecke.
Nicht einfach ist für Wilkening die Preisstellung von Loacker-Produkten. Denn häufig kosten sie pro Packung über 2 Euro – da schreckt der deutsche Verbraucher zurück. Dabei sind die Preise gerechtfertigt: Wer auf Aromen, Farb- und Konservierungsstoffe sowie gehärtete Fette verzichtet, stattdessen ungehärtetes Kokosöl mit allen Anforderungen an die Produktion verwendet, wer Haselnüsse nur aus der Region um Neapel bezieht, wer sie selber röstet oder nur echte Bourbon-Vanille aus Madagaskar und ausschließlich Vollmilch einsetzt – der hat höhere Kosten, dafür aber auch einen Premiumanspruch, der seinen Preis verlangt. Ein Zugeständnis an Deutschland gibt es aber doch: Kleinere Packungen, die die Preisschwelle deutlich unterschreiten.
Wilkenings Ziel: „Wir wollen die Distribution ausweiten und Neukunden im Vollsortiment gewinnen. Der Discount ist nicht im Fokus.“ Dafür wird auch in den Märkten gerne getrommelt: Mehrwert-Promotions (mehr Inhalt), Verkostungen, Zweitplatzierungen und – recht neu – das Self-Sampling-Display. Hier kann der Kunde selber probieren und kaufen. „Das Risiko, dass viel umsonst genascht wird, ist überschaubar. Von dem Display gibt es zwei Varianten (für Groß- und Kleinfläche), 2.000 davon sollen eingesetzt werden.