Tierwohl Drei Beispiele Bauern mit Seele

Artgerechte Nutztierhaltung in der konventionellen Landwirtschaft – was sich der Verbraucher dringend wünscht, stellt die Betriebe vor zum Teil massive Herausforderungen. Die LP sprach mit drei Landwirten über den Spagat zwischen Tierwohl und Wirtschaftlichkeit.

Donnerstag, 22. September 2016 - Sortimente
Bettina Röttig
Artikelbild Bauern mit Seele
Über eine automatisierte Fütterungsanlage bekommen die Hennen fünf Mal täglich ein Gemisch aus Mais-Silage und Luzerne für Darmgesundheit und Beschäftigung. Ab der 60. Lebenswoche wird Muschelkalk hinzugemischt, zur Unterstützung der Eischale.
Bildquelle: Reinhard Rosendahl

Jede Menge Platz im gemütlichen Stall, Auslauf auf saftigen Wiesen und Landwirte, die jedes Tier beim Namen kennen: Dieses Bauernhof-Idyll ist weit entfernt von der Realität in der heutigen Nutztierhaltung. Die Forderungen der Verbraucher nach mehr Tierwohl werden daher lauter, die Branche sucht nach Lösungen.

So hat sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt das Thema Tierwohl auf die Fahne geschrieben und lässt verschiedene Maßnahmen in der Praxis testen. Die LP war zu Gast auf zwei Projektbetrieben der Ministeriumsinitiative „Eine Frage der Haltung – Neue Wege zu mehr Tierwohl“. Mit Unterstützung von Experten wagten sich Ingo Mardink und Christoph Selhorst an die Haltung von Legehennen mit unkupierten Schnäbeln bzw. die Mast von Schweinen mit langen Schwänzen und die Herausforderung, Kannibalismus unter den Tieren zu verhindern. Aus eigenem Antrieb und ohne ministerielle Unterstützung setzt der dritte von uns besuchte Landwirt, Heiko Rau, in Hessen Maßnahmen für mehr Tierwohl in der Schweinemast um.

MuD Tierschutz im Überblick
Die Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz sind Teil der Tierwohl- Initiative „Eine Frage der Haltung – Neue Wege zu mehr Tierwohl“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL). Das Ziel: Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Förderung von Tierschutz, Tiergesundheit und Tierwohl werden in der Praxis getestet. Die Maßnahmen umfassen:

  1. Individuelle Beratung von Betrieben zu speziellen Themen,
  2. Demonstrationsbetriebe testen neueVerfahren in der Praxis,
  3. Projekte zur Verbesserung des Tierschutzes in der Aquakultur.

Die MuD werden durch das BMEL mit insgesamt 21 Mio. Euro gefördert. Projektträger ist die BLE, die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Detaillierte Informationen finden Sie online unter www.mud-tierschutz.de.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Ingo Mardink hat sich den Herausforderungen in der Haltung von Legehennen mit intaktem Schnabel gestellt. Er setzt u.a. auf eine automatisierte Fütterungsanlage, Saftfutter oder Pickblöcke zur Beschäftigung der Tiere.
Bild öffnen Über eine automatisierte Fütterungsanlage bekommen die Hennen fünf Mal täglich ein Gemisch aus Mais-Silage und Luzerne für Darmgesundheit und Beschäftigung. Ab der 60. Lebenswoche wird Muschelkalk hinzugemischt, zur Unterstützung der Eischale.
Bild öffnen Das Rohrsystem mit Spiralförderung entwickelte Mardink zusammen mit einem kleinen lokalen Betrieb.
Bild öffnen Legehennen mit intakten Schnäbeln benötigen viel Beschäftigung.
Bild öffnen Mindestens 4 qm pro Huhn müssen in der Freilandhaltung für den Auslauf zur Verfügung stehen.
Bild öffnen Christoph Selhorst kümmert sich gemeinsam mit seinem Vater um rund 3.000 Mastschweine. Seit November 2015 wagten sich die Landwirte an die Mast von Schweinen mit intakten Schwänzen.
Bild öffnen Mehr Platz, offene Tränken sowie Futterautomaten (vorne im Bild) und andere Beschäftigungsmaterialien: So sieht das Angebot für die Langschwänze aus.
Bild öffnen Rund 80 Prozent des Hauptfutters für die Schweine, ein Frischkornbrei, erzeugen Selhorsts auf ihrem Hof selbst.
Bild öffnen Die Zusammensetzung des Flüssigfutters wird genau auf das Alter abgestimmt.
Bild öffnen 230 Schweine mit unkupierten Schwänzen wurden im aktuellen Durchgang eingestallt.
Bild öffnen Heiko Rau, studierter Wirtschaftswissenschaftler und – mittlerweile – überzeugter Schweinemäster.
Bild öffnen Verfüttert wird möglichst viel an eigenproduziertem Futter.
Bild öffnen 2500 Schweine - das ist die aktuelle Kapazität von Raus Stallungen.
Bild öffnen Zugefüttert werden Molke und die Produktionsabfälle einer recht bekannten Zwiebackbäckerei.

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