Molkereien Auf dem Weg zur grünen Molkerei

Vom Euter bis in die Tüte ist es für die Milch ein weiter Weg und ein energieaufwendiger. Wie man die Energiewende proaktiv anpackt, zeigen einige deutsche Molkereien.

Dienstag, 29. November 2022 - Molkereiprodukte
Dr. Friederike Stahmann
Artikelbild Auf dem Weg zur grünen Molkerei
Bildquelle: www.otzipka.de

Moritz Collmar bringt es für die in Freiburg ansässige Schwarzwaldmilch auf den Punkt: „Energie war bereits vor dem Ukraine-Krieg eines unserer zentralen Themen in der strategischen Ausrichtung – sowohl in Bezug auf die ökologische als auch die ökonomische Nachhaltigkeit unserer Molkerei. Durch die veränderten Rahmenbedingungen hat dies nun noch weiter an Relevanz gewonnen.“ Wer heute nicht den einen gegen den anderen fossilen Energieträger austauschen will, hätte sich besser schon vor Jahren auf den Weg machen müssen. „Milch verarbeitende Unternehmen sollten sich schleunigst mit der Energiewende beschäftigen, damit sie nicht nur defensiv reagieren müssen“, erklärt Professor Uwe Holzhammer von der Technischen Hochschule Ingolstadt. Dass die Produktionsprozesse nicht ohne Energie auskommen, ist logisch, aber: „Wir werden uns wie bisher auch zukünftig mit aller Kraft auf die Themen Energiereduktion, Effizienz und alternative Energieversorgung fokussieren“, beschreibt Geschäftsführer Karl Klein für Gropper die Marschrichtung.

Wie so oft sind es viele, kleine und größere Rädchen, die dafür zu drehen sind. Kleine wie die Milcherfassung auf den Höfen. Bereits vor einigen Monaten wurde in Österreichs größter Molkerei, der genossenschaftlichen Berglandmilch, die Entscheidung getroffen, ab diesem Herbst in einem Teil der Gebiete die Milch nur noch jeden dritten Tag zu erfassen. Bisher fuhr man die Betriebe alle zwei Tage an. Die größeren oder zusätzlichen Tanks für die Milchlagerung auf den Bauernhöfen werden von der Berglandmilch vorfinanziert. In Deutschland ist die dreitägige Erfassung bisher vornehmlich von Friesland-Campina bekannt, die diesen Schritt bereits vor gut zehn Jahren vorgenommen hat. Noch ein Beispiel aus Österreich, noch eines von der „Straße“: Seit Anfang Februar fährt ein E-Lkw mit einer Reichweite von 200 Kilometern die Frischwaren der Vorarlberg Milch im Rheintal zu allen größeren Kunden wie Gastronomiebetrieben, Krankenhäusern und Seniorenheimen.

Zu den großen Rädchen: „Die Verarbeitung von Milch ist sehr energieintensiv. Daher ist es wichtig, bei einem Neubau die Möglichkeiten zur Nutzung erneuerbarer Energien bereits früh im Planungsprozess zu berücksichtigen“, weiß Karin Artzt-Steinbrink, Geschäftsführerin der Upländer Bauernmolkerei. Gesagt, getan. „In diesem Jahr haben wir unser neues Produktionsgebäude in Betrieb genommen. Die dort benötigte Energie können wir zu mehr als der Hälfte selbst erzeugen, und zwar mithilfe einer PV-Anlage und eines Blockheizkraftwerks“, freut sich die Geschäftsführerin.

"Vorausschauendes Denken und vorsorgliches Handeln gehören zu unserem Grundverständnis."
Barbara Scheitz, Geschäftsführerin der Andechser Molkerei Scheitz

Technologien kombinieren
Auch im bayerischen Andechs setzt man auf regenerative Stromquellen. Mit einem modernen Blockheizkraftwerk, kombiniert mit einem Druckluftheizkraftwerk und einer Energiespeicherung über ein Eiswassersilo zeigt die Biomolkerei, wie innovativer Klimaschutz funktionieren kann. „Technisch bringt uns dieses Pilotprojekt dank der hocheffizienten Energieversorgung durch Strom-, Wärme- und Wassereinsparung einen entscheidenden Schritt weiter zur angestrebten Klimaneutralität“, so Barbara Scheitz, Geschäftsführerin der Andechser Molkerei Scheitz.

Mit einem Solarkraftwerk auf dem Dach ihres Produktionsgebäudes an der Firmenzentrale in Freiburg hat die Schwarzwaldmilch ihr Nachhaltigkeitskonzept weiter vorangetrieben. 1.474 Module auf dem Flachdach in der Haslacher Straße sollen künftig eine Jahresmenge von rund 412.000 Kilowattstunden produzieren. Nach Fertigstellung einer Heizzentrale solle industrielle Abwärme aus der Produktion der Schwarzwaldmilch die Freiburger Stadtteile Haslach und Vauban versorgen. Ein erster Spatenstich dazu ist gemacht.
Schon vor Jahren hat die kleine Ziegenkäse-Manufaktur Monte Ziego – unweit von Freiburg – auf regenerative Energien gesetzt. Die Erkenntnis, dass Käsemachen ein energieintensives Geschäft ist (zur Herstellung wird Wärme und für die Lagerung des fertigen Produktes Kühlung gebraucht), führte dazu, dass die Eigner in eine Biogasanlage investierten. Darin wird Molke, die bei der Käseproduktion als Abfallprodukt anfällt, zur Biogasgewinnung genutzt. Im firmeneigenen Blockheizkraftwerk wird mit diesem Biogas dann sowohl Wärme als auch Strom erzeugt. Kleiner Nebeneffekt: die Abwassermenge für die örtliche Kläranlage wird verringert. Besonders stolz ist Geschäftsführer Martin Buhl zudem darauf, dass mit der Abwärme der Kälteanlage das Wasser für die Milchverarbeitung erwärmt wird und auf dem Dach der Käserei eine Fotovoltaikanlage emissionsfreien Strom erzeugt.

In vielen Fällen lässt sich beziffern, was Bemühungen in Richtung Klimaschutz bringen. „Wir haben den spezifischen Energieverbrauch pro Kilogramm verarbeiteter Rohmilch von 2012 bis 2022 bereits um 20 Prozent gesenkt und arbeiten hier weiter an jährlichen Einsparungen“, gewährt Moritz Collmar für Schwarzwaldmilch einen Einblick. Einen großen Schritt nach vorn hat auch Gropper beim Thema gemacht: „Wir haben ein Abwärme-Management-System installiert und puffern und wiederverwerten Abwärme professionell.“ Das Resultat: „Wir sparen so rund 4,7 Millionen kWh Gas ein (entspricht dem jährlichen Gasverbrauch von etwa 235 Einfamilienhäusern) und rund 1.000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente.“

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