Molkereiprodukte Italienische Amerikaner

Kaffee- oder Whisky-Käse aus den USA gehören zu den Shooting-Stars der vergangenen Jahre. Welche Rolle sie im Bedienungssortiment spielen, erläutert Importeur Ruwisch & Zuck.

Sonntag, 13. September 2020 - Molkereiprodukte
Heidrun Mittler
Artikelbild Italienische Amerikaner
Bildquelle: Ruwisch & Zuck

Braucht der deutsche Handel Käse aus den USA, wo doch schon jedes europäische Land Käse produziert? Importeur Ruwisch & Zuck ist davon überzeugt. Der Käseexperte aus Hannover hat Produkte aus insgesamt 17 Ländern im Portfolio. Die amerikanischen Spezialitäten spielen eine immer wichtigere Rolle, so Key-Account-Manager Andreas Heimann.

Erst im Jahr 2013 hat der Importeur die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Familienunternehmen Sartori Cheese begonnen. Heute zählt Sartori zu den zehn wichtigsten von insgesamt 200 Lieferanten bei Ruwisch & Zuck. Im vergangenen Jahr freuten sich die Hannoveraner erstmals über ein Absatz von mehr als 100 Tonnen. Die Käse, die sich alle im hochpreisigen Segment bewegen, laufen zu 75 Prozent über die Bedienungstheke, das restliche Viertel wird meist aus der Prepack-Theke heraus verkauft.

Sartori gilt in den USA als einer der größten Käsehersteller, mit Sitz im Bundesstaat Wisconsin, „dem Milchland in Amerika“, ergänzt Helen Voigtländer, Marketing und Projektmanagement. Dort leben fast genauso viele Kühe wie Menschen, das Klima ist gemäßigt und die Weiden sind sattgrün – nur viel weitläufiger als bei uns.

Das Familienunternehmen verkörpert den amerikanischen Traum: 1939 wanderte der Italiener Paolo Sartori aus und gründete in der neuen Heimat eine Firma. Heute leiten mit Jim die dritte und mit Maria und Bert Sartori die vierte Generation das Unternehmen. Sie legen Wert auf ihr italienisches Erbe, stellen den Familiengedanken und handwerkliche Erzeugung in den Vordergrund. Ihr Motto: „Italienische Tradition trifft auf amerikanischen Einfallsreichtum“. Dabei erzeugen sie Käse, die sich komplett von den Produkten unterscheiden, die üblicherweise in amerikanischen Supermärkten das Sortiment dominieren. Denn jenseits des großen Teichs wird viel Massenware gehandelt, die aus Europa importiert wird. Böse Zungen behaupten, man könne diese allenfalls auf Pizza legen.

Noch viel Handarbeit
Sartori hingegen fertigt Spezialitäten, die dank eines hohen Fettanteils „extrem cremig schmecken“, wie Heimann weiß. Die wichtigsten Produkte für den deutschen Markt basieren auf dem Ursprungsprodukt „Bellavitano“, der nach zehnmonatiger Reife ein fruchtiges, nussiges Aroma aufweist. Er hat – wie auch andere Sartori-Käse, etwa Parmesan oder Fontina – zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen für seine Qualität erhalten. Zum Unikat wird der Käse, wenn er weitere zwei Monate am Lake Michigan veredelt wird. Dabei wird er immer wieder per Hand mit unterschiedlichen Zutaten eingerieben. Beim in Deutschland mit Abstand Beliebtesten handelt es sich beim Sud um frisch gebrühten Espresso. „Das ist der erste und einzig erfolgreiche Kaffeekäse“, ist sich Heimann sicher.

In der aktuellen Situation hat das leidige Coronavirus die USA fest im Griff. Doch bislang wirkt sich die Pandemie weder auf die Produktion noch Verschiffung der Ware aus. Im Gegenteil, Importeur Ruwisch & Zuck hofft, im laufenden Jahr den Absatz mit diesen Käse weiter steigern zu können.

Wie sieht es bei Zöllen aus? Aktuell hat Deutschland auf politischer Ebene arge Probleme mit der amerikanischen Regierung unter Donald Trump. Die dortigen Behörden erheben Strafzölle auf europäischen Käse. Noch ist eine Revanche der Europäer ausgeblieben, Ruwisch & Zuck muss keine Strafzölle auf Sartori-Produkte entrichten. Das wäre ein Problem für die ohnehin hochpreisige Ware, für die der Verbraucher derzeit bis zu 4 Euro pro 100 Gramm bezahlt.

Geschichten für den Verkauf
In den Verkaufsgesprächen geht Heimann naturgemäß lieber auf andere Aspekte ein. Tatsächlich gibt es genug Gesprächsstoff, mit dem auch das Verkaufspersonal an der Theke gegenüber dem Kunden punkten kann: So ist der Name Bellavitano eine Liebeserklärung an Bella, eine Tochter des Geschäftsführers Jim Sartori. Einen Anknüpfungspunkt fürs Gespräch bieten ferner die außergewöhnlichen Geschmackskompositionen: In der Weihnachtszeit gibt es einen Käse mit Zimtgeschmack. Im Oktober verkauft Sartori eine Variante in Pink: mit zerkleinerten, aufgestrichenen Pfefferminzbonbons. Hintergrund ist, dass in den USA im Oktober traditionell Kampagnen zur Bekämpfung von Brustkrebs laufen. Deshalb spendet das Unternehmen von diesem Käse einen Dollar pro Kilo an die dortige Brustkrebs-Hilfe. Hei-mann ist überzeugt, dass auch in nächster Zeit der Gesprächsstoff nicht ausgeht: Neu stellt er einen Bellavitano mit Chardonnay vor, „der könnte der nächste Shooting-Star werden“.

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