Orangensaft „Ein Orangensaft unter 2 Euro ist nicht kostendeckend“

Die angespannte Rohstoff-Situation bei Orangen treibt die Preise auch in Deutschland. Manche Hersteller reduzieren bereits den Fruchtanteil.

Montag, 10. Juni 2024, 06:36 Uhr
Tobias Dünnebacke
Artikelbild „Ein Orangensaft unter 2 Euro ist nicht kostendeckend“
Klaus Heitlinger, Geschäftsführer beim Verband 
der deutschen Fruchtsaft-Industrie.
Bildquelle: VdF e.V.

Unter 2 Euro pro Liter kann Orangensaft im Handel nicht mehr kostendeckend verkauft werden“, sagt der Geschäftsführer des Branchenverbandes VdF, Klaus  Heitlinger.
Hintergrund: die dramatischen Kostensteigerungen wegen schlechter Ernten. Die aktuellen Prognosen aus Brasilien, dem weltweit größten Produzenten von Orangensaft und mit 80 Prozent Weltmarktanteil auch wichtigsten EU-Lieferanten, deuten auf einen erheblichen Rückgang der Orangenernte für die Saison 2024/2025 hin. Mit einem geschätzten Rückgang von rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wäre dies laut Verband die schlechteste Ernte seit 36 Jahren. Im Vergleich zur Vorjahresproduktion von 7 Milliarden Litern Orangensaft ergäben die 25 Prozent einen Rückgang von rund 1,7 Milliarden Litern.

Dies würde bedeuten, dass pro EU-Bürger etwa 4 Liter Orangensaft weniger zur Verfügung stünden. Zum Vergleich: Der Pro-Kopf-Verbrauch von Orangensaft in  Deutschland lag im Jahr 2023 bei 6,8 Litern. Gründe für die schlechte Ernte sind unter anderem der Klimawandel, also die Kombination aus hohen Temperaturen und starkem Wassermangel, wie auch die Krankheit „Citrus Greening“, die zum Absterben der Bäume führt und ganze Plantagen vernichten kann.

Auswirkungen am Regal und in der Produktion

„An den Rohstoffbörsen wird Orangensaft derzeit im Vergleich zu Anfang 2022 mit bis zu 150 Prozent Aufpreis gehandelt“, so Heitlinger weiter zur angespannten Kostensituation. Um günstige Alternativen anzubieten, sei es denkbar, den Fruchtsaftanteil von Produkten zu  reduzieren, so der Verbandschef. So geschehen beispielsweise bei der Marke Granini des Marktführers in Europa, Eckes-Granini: Granini Trinkgenuss Orange ist mittlerweile kein Fruchtsaft mehr, sondern ein Nektar. Das Produkt enthält statt 100 Prozent Orangensaft nur noch 50 Prozent.

Während Verbraucherschützer diesen Schritt als „Mogelpackung“ kritisieren, wehrt man sich in Nieder-Olm: Mit dem Ersetzen des Orangensafts durch  Orangennektar werde es möglich, den Preis trotz teurerer Rohware konstant zu halten. Der neue Artikel unterscheide sich vom bisherigen in der Gestaltung des  Etiketts – das alte war gelb, das neue ist dunkelgrün – und habe auch eine neue Artikelnummer.

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Zur Person

Klaus Heitlinger ist Geschäftsführer beim Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie, der die Interessen der Fruchtsaftbranche in Deutschland vertritt. Er glaubt: Orangensaft wird auf absehbare Zeit teurer werden. 

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der deutschen Fruchtsaft-Industrie.

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