Biermarkt Die Talfahrt der Brauer

Aktuelle Zahlen vom Statistischen Bundesamt, dem Brauerbund und Nielsen zeigen die Lage des Biermarktes in Deutschland. Es sieht düster aus.

Freitag, 23. Oktober 2020 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Die Talfahrt der Brauer
Bildquelle: Bence Boros, unsplash

Die positive Meldung zuerst: Als einer der wenigen Gewinner in der Corona-Krise kann der Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) auch vom gestiegenen Bierkonsum in den eigenen vier Wänden profitieren. Insgesamt kauften die Bundesbürger im ersten Halbjahr im LEH und in Getränkeabholmärkten laut Nielsen pro Kopf rund 38,6 Liter Bier und Biermixgetränke. Das sind pro Person fast acht Flaschen (0,33 Liter) mehr als im Vorjahreszeitraum. Laut Nielsen-Getränkeexperte Marcus Strobl der stärkste Anstieg seit 15 Jahren. Doch die Zahlen sind für die heimischen Brauer kein Grund zum Jubeln. Heinz Grüne, Geschäftsführer des Rheingold Instituts, erklärt: „Inhome konsumieren viele Menschen Alkohol zwar auch – und manche nicht zu knapp. Aber wirklicher Mengenkonsum hat jedoch meist mit ‚Verdichtungs-Momenten‘ – gemeinsamen Erlebnissen der Nähe – zu tun.“ Dass das LEH-Geschäft die Brauer offensichtlich nicht über ein katastrophales Jahr retten wird, zeigen dann auch die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Von Januar bis August wurden knapp 60,5 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt. Das entspricht einem Rückgang von 5,1 Prozent. Besonders auffallend ist die Situation in Schleswig-Holstein und Hessen: Absatzrückgänge von jeweils 20,8 Prozent schlagen hier zu Buche. In den Monaten April und Mai waren diese wegen der Schließung von Bars und Restaurants sowie der Absage von Volksfesten und anderen Großveranstaltungen auch deutschlandweit zweistellig. Mit der schrittweisen Lockerung der Corona-Auflagen habe sich der Bierabsatz dann aber wieder erholt. Trotzdem bleibt die Lage angespannt, denn eine gute Marge erzielen die Brauer vor allem durch Fassbier, und insbesondere Brauereien, welche die Gastronomie als strategisch wichtiges Feld bearbeiten, wie beispielsweise Bitburger, werden von jedem nicht gezapften Bier getroffen. „Einzelne Braubetriebe mussten in den zurückliegenden Monaten Umsatzrückgänge von mehr als 70 Prozent verkraften – und die Durststrecke ist noch lange nicht zu Ende“, erklärt Dr. Jörg Lehmann, Präsident des Deutschen Brauerbundes.

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