Kaffee Quadratur des Kreises - Seite 2

Der Heißgetränkemarkt wächst. Und verändert sich. Kaffeekapsel und ganze Bohnen gewinnen weiterhin. Aber der Markt könnte auch überhitzen und die Kapsel dem preislichen Schicksal erliegen.

Freitag, 09. Oktober 2015 - Getränke
Friederike Stahmann
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Der Höhenflug des Kaffeepadsystems, das vor Jahren eine Revolution bei Kaffeetrinkern lostrat, scheint vorbei. Zwar verkaufte der LEH 2014 noch doppelt so viele Pads wie Kapseln, doch der Abstand wird kleiner. Seit Jahresbeginn sank deren Absatz laut AC Nielsen um 1,3 Prozent. Die Händler sehen es gelassen: „Der Platzanteil im Regal hat sich nicht signifikant geändert“, beruhigt Thomas Bonrath, Pressereferent der Rewe Group. Die Padhersteller freut´s. Das On-Demand-Segment – Pad und Kapsel – ist damit weiterhin wichtigster Wachstumstreiber des globalen Kaffeegeschäfts. Das Thema Verpackung und Müll wird dabei in Zukunft sicher in den Fokus rücken. Wer hier den Zug verschläft, wird Kunden langfristig verlieren.

Doch trotz George Clonneys Bemühungen wachsen auch hierzulande die Kaffeekapsel- und Pad-Bäume nicht in den Himmel. Filterkaffee ist und bleibt das beliebteste Kaffeesegment der Deutschen. Zwar ist der Anteil des gemahlenen Röstkaffees am Gesamtmarkt leicht rückläufig. Dennoch war Filterkaffee auch 2014 mit 261.650 t und einem Marktanteil von 70 Prozent nach Volumen im Lebensmitteleinzelhandel weiterhin die Nummer 1 in Sachen Kaffeezubereitung. Mit schwindender Bedeutung. So meldet AC Nielsen auch für die ersten sieben Monaten dieses Jahres weiter schwächelnde Absatzzahlen. Das Minus beläuft sich auf 1,7 Prozent. Das Umsatzplus von 10 Prozent ist damit allein auf gestiegene Preise zurückzuführen.

Der Abwärtsstrudel könnte sich aber verlangsamen. Denn, die Handfiltration ist wieder Trend. Handgefilterter Kaffee, so genannter „pour over coffee“, erlebt in Deutschland in Cafés und Kaffeeröstereien ein Comeback. „Bei dieser Art der Zubereitung schätzen die Konsumenten das Ritual des Kaffeeaufbrühens und dass sich geschmacklich die Aromen der Kaffeebohne so besonders gut entlocken lassen“, so Ebba Grebe, Leiterin Consumer Marketing bei Melitta Europa im Geschäftsbereich Kaffee.

Was die Branche nur am Rande bewegt, sind nachhaltig zertifizierte Kaffees. Sie stellen immer noch eine Nische, wenn auch eine mit Zuwächsen, dar. Nur 3 Prozent des verkauften Röstkaffees tragen das Fairtrade-Label, insgesamt 8 Prozent sind nachhaltig zertifiziert. Kunden scheinen beim Thema Kaffee in diesem Punkt nicht – oder noch nicht – sensibilisiert. Melitta kann davon ein Lied mit ihrem sowohl bio- als auch Fairtrade-zertifizierten CremaPura singen: „Leider waren nicht genügend Verbraucher bereit, den entsprechend höheren Preis für die Produkte in Kauf zu nehmen, sodass wir diese Kaffees wieder aus dem LEH Sortiment nehmen mussten“, resümiert Ebba Grebe.

Etwas anders ist die Sicht der Dinge bei Dallmayr. Mit der Kaffeesorte Ethiopia hat man einen UTZ-zertifizierten Kaffee im Sortiment, über dessen Verkauf zusätzlich ein Aufforstungsprogramm in Äthiopien unterstützt wird. Weitere zertifizierte Kaffees sind im Portfolio.

Doch auch wenn Kaffee das absolute Lieblingsgetränk der Deutschen ist – nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes trinkt jeder Bürger rund 165 l Kaffee pro Jahr – haben Tee und Kakao ihren Platz in den Tassen der Deutschen.

Vor allem das Teesegment wächst seit Jahren. Das ist der Innovationskraft der Teehersteller zu verdanken. Im Teebereich etablieren sich mehr und mehr Produktlinien im Markt, bei denen eine bestimmte Konzeptidee als Klammer dient, unter der verschiedene Teesorten über alle Kategorien hinweg vereint werden. So wie Teekanne mit ihrer neuen Range Sweeteas, einer Mischung aus Früchtetee, aromatisiert mit Gebäcknoten. Die drei Sorten Lemon Cake, Blueberry Muffin und Caramel Apple Pie sollen Gebäck-Klassiker im Teeregal kalorienfrei erlebbar machen.

Der Milk Modifier-Markt musste im ersten Halbjahr 2015 ein Minus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum hinnehmen. Kleinere Gebinde, Produkte aus nachhaltig erzeugten Rohstoffen und attraktive Promotions wissen am Markt zu gefallen.

Über alle Heißgetränke hinweg verstärkt sich der Trend zu mehr Individualität, Exklusivität und vor allem zu bewusstem Konsum und Qualität.

Seit August vergangenen Jahres sind 980.000 neue Haushalte mit Vollautomaten hinzugekommen.

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