Was halten Sie vom Kükentötungsverbot?
Dietmar Tepe: Das Gesetz weist eine große Lücke auf: Jedes dritte Ei in Deutschland ist ein Import-Ei. Das gilt auch für viele Legehennen. Die Tiere schlüpfen im Ausland, die männlichen Tiere werden getötet und die jungen Hennen werden importiert. Das Küken wird in Deutschland aufgezogen. Das Ei wird hier gelegt. Dieser Vorgang – sowohl Ei als auch Tier – ist nicht vom Kükentötungsverbot betroffen.
Was ist der Unterschied zum KAT-System?
Der KAT ist europaweit die führende Institution zur Rückverfolgung und Herkunftssicherung von Eiern und Eiprodukten. Unsere Produzenten verpflichten sich freiwillig, KAT-Standards einzuhalten. Diesen zufolge muss – unabhängig vom Standort – das Ei grundsätzlich ohne Kükentötung erzeugt werden.
Der Kat exportiert also Tierschutz …
… exakt – wir unterscheiden nicht nach Landesgrenzen, sondern nur, ob der Betrieb nach KAT-Standards produziert oder nicht. Betriebe, die sich freiwillig regelmäßig vom KAT prüfen und zertifizieren lassen, leisten einen Beitrag zum Tierschutz im In- und Ausland.
Wie hoch sind die Mehrkosten für die Eier?
Ökonomische Faktoren wie Kosten werden vonseiten des KAT nicht betrachtet. Wir verstehen uns als neutrale Prüfinstanz, vergleichbar mit den Aufgaben des TÜV. Es ist aber davon auszugehen, dass die Selektion im Brutei kostengünstiger ist, als die Hähne aufzuziehen. Der Verzicht auf das Kükentöten hatte bereits im vergangenen Jahr eine Erhöhung der Eierpreise um etwa 2–3 Cent pro Ei zur Folge. Weitere Kostensteigerungen gab es durch erhöhte Futter- und Energiekosten.
Wie wird das KAT-System vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH) umgesetzt?
Der Anteil von Ohne-Küken-Tötung (OKT) im deutschen Lebensmitteleinzelhandel liegt bei Eiern in Kartons bei 90 Prozent. KAT-zertifizierte Eier und damit der Nachweis des Verzichts auf das Kükentöten werden von den großen Akteuren des LEH eindeutig bevorzugt.
Der Verbraucher kauft heute vorwiegend günstig ein. Wird dies auch dazu führen, dass es weniger Eier aus dem KAT-System geben wird?
Aktuell erkennen wir einen Rückgang beim Absatz von KAT-zertifizierter Ware. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich dieser Trend fortsetzt. Wir sind überzeugt, dass vielen Konsumenten die Einhaltung von hohen Standards, gerade im Bereich der tierischen Produkte, wichtig ist. Das KAT-Siegel schafft Transparenz und bietet so eine Unterstützung für die Kaufentscheidung.
Zur Person
Dietmar Tepe ist Geschäftsführer des Vereins für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT). Für den Lebensmittelhandel ist der KAT ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung.