Verkaufsfläche für Mode, Gastronomie und Lebensmittel – eine eher ungewöhnliche Kombination, aber historisch gewachsen: Das ist das Shoppingcenter Bungert in der rund 18.000 Einwohner zählenden Stadt Wittlich in der Eifel. Im Lebensmittelmarkt fallen vor allem die 17 laufenden Meter Bedienung für Fleisch und Wurst auf. In der eigenen Fachmetzgerei werden täglich 1 bis 1,7 t Fleisch verarbeitet – 500 Wurstsorten bietet Bungert, rund 130 aus Eigenproduktion. Dazu gibt es 150 Sorten Fleisch. Trotz der massiven Eigenproduktion braucht Thomas Richter, der Abteilungsleiter Frische bei Bungert, aber ein internationales Sortiment: „Das gehört mit den vielen Spezialitäten selbstverständlich zum Angebot, zugekauft wird, was wir nicht selber können.“ So sorgt eine ganze Reihe von Fleisch- und Wurstlieferanten für noch mehr Auswahl und Vielfalt.
Einer der gerade eher ungewollt viel Aufmerksamkeit genießt, ist der Anbieter Royal Meat in Wachtberg, Importeur hochwertigen britischen Lamm- und Rindfleisches, dem die aktuelle Brexit-Entscheidung allerdings weniger Sorgen bereitet: „Wir stehen dem Austritt Großbritanniens aus der EU gelassen gegenüber. Auch wenn kurzfristige Reaktionen durch die Abwertung des Pfunds die englischen Exporte beeinflussen können – der Austritt Großbritanniens wird in den kommenden Jahren in einem geregelten Rahmen ohne Katastrophen und Weltuntergangsszenarien ablaufen. Das Vereinigte Königreich wird zweifellos Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums bleiben – möglicherweise vergleichbar mit dem Status Norwegens oder der Schweiz“ , sagt Tim Schäfer, Marketing-Manager für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Bei Bungert jedenfalls findet sich Lammfleisch aus der Region Dorset seit Mai 2016 in der Theke und verkauft sich gut. „Das läuft“, sagt Thomas Richter. Royal Meat hat eine Listung bei der Edeka Südwest, und über diese bezieht er die Ware.
Die Vorteile der südwest-englischen Lämmer liegen auf der Hand: Dabei sind die natürliche Aufzucht der Tiere im Herdenverband, das ozeanische Klima, das Futter von Salzwiesen, die für Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere und damit für einen frischen, kräftigen Eigengeschmack sorgen, nicht mal allein entscheidend. Fast noch wichtiger sind ganzjährige Verfügbarkeit bei kontrollierter Qualität, kurze Lieferwege und schnelle Reaktion bei Bestellung (48 Stunden nach Schlachtung ist die Ware in Deutschland). Dazu kommt ein 21 Tage garantiertes MHD im Markt. „Das rechtfertigt einen etwa 20 Prozent höheren Verkaufspreis gegenüber Neuseeland-Ware“, sagt Joachim Jagow, der als erfahrener Vertriebler für Royal Meat arbeitet. Er verweist außerdem auf die Vielfalt der Zuschnitte und damit lieferbaren Teilstücke vom Lamm. Sein Favorit: „Was in Deutschland keiner kannte, ist Lamm-Hüfte – wenn Du das mal gegessen hast, kaufst Du keinen Lammlachs mehr.“