Was macht Kosmetikprodukte nachhaltig? Die Antwort auf diese Frage bereitet Verbrauchern Probleme. Entsprechend verhalten ist die Bereitschaft, grünere Angebote zu honorieren. Eine Herausforderung für die Hersteller.
Nachhaltigkeit sei den Kunden zwar wichtig, jedoch: „Im Bereich Kosmetik tun sich die Menschen schwer, die Bereiche der Nachhaltigkeit zu benennen, die im Zusammenhang mit kosmetischen Produkten für sie relevant sind“, berichtet Birgit Huber, Stellvertretende Geschäftsführerin des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel (IKW), von den Ergebnissen einer Studie des Verbands.
Ernüchternd auch die Ergebnisse einer Yougov-Umfrage unter gut 2.000 Teilnehmern im Auftrag von Cosnova aus dem Sommer 2024: Demnach sind nur 16 Prozent der Bundesbürger bereit, mehr für nachhaltigere Kosmetikprodukte auszugeben. „Wir sind aber davon überzeugt, dass sich das Bild wieder verändern wird“, sagt Silvia Steinert, Director Corporate Social Responsibility bei Cosnova. Der Konzern wolle sich grundsätzlich weiterentwickeln, „auch bei Themen, nach denen noch nicht alle Verbraucher fragen“.
Im Fokus steht zum Beispiel die Reduktion von Kunststoffen und Mikroplastik – auch um neuen Verordnungen zu entsprechen. Mikroplastikpartikel dürfen in den Produktformulierungen sogenannter Rinse-off-Produkte, also jener, die abgewaschen werden, bereits seit 2022 nicht mehr enthalten sein. Für Leave-on-Produkte wie Mascara, Lippenstift oder Foundation drohen in den nächsten Jahren strengere Regeln. Diese Produkte werden „typischerweise nicht abgewaschen, sondern zum Beispiel durch Abschminken über den Hausmüll entsorgt und gelangen somit überwiegend nicht ins Abwasser“, so die Einschätzung von Experten laut IKW. Doch im Handel sind immer mehr Abschminkgels und waschbare Pads erhältlich, mit denen sich die Kosmetik doch abwaschen lässt.
Laut Fraunhofer-Institut (2018) werden in Deutschland rund 922 Tonnen Mikroplastikpartikel und 23.700 Tonnen gelöste oder gelartige Polymere pro Jahr in Beauty-Produkten eingesetzt. Mikroplastikpartikel und lösliche Polymere verleihen beispielsweise Lippenstift oder Mascara bestimmte funktionale Eigenschaften. Diese lassen sich damit besser auftragen, halten länger.
"Der Recycling-Anteil an den Maybelline-Make-up-Theken steigt auf 97 Prozent."
Ab 2035 sollen Mikroplastikpartikel in Lippenstiften, Nagellack und Make-up jedoch verboten sein. Flüssige Polymere seien nicht Bestandteil des Verbots, so der IKW. Dennoch arbeiten die Hersteller auch hier an Alternativen. Bei L’Oréal sei die schrittweise Substitution von Mikroplastik in Hautpflege-, Sonnenschutz- und Make-up-Produkten „im Gange“. Die Produktentwicklung suche nach Alternativen, ohne die Wirksamkeit oder Leistung der Produkte zu beeinträchtigen. Beispielsweise wird Glitter in Make-up-Produkten ersetzt durch biologisch abbaubare Alternativen auf Eukalyptusbasis. Bei Cosnova sollen bis 2025 mindestens 80 Prozent der Produkte von Catrice und Essence den eigenen Clean-Beauty-Standards entsprechen, was auch die Entfernung von flüssigem Mikroplastik und anderen umstrittenen Inhaltsstoffen umfasst. „Aktuell liegen wir bei 65 Prozent“, erklärt Cosnova-Managerin Steinert.
Verpackungen und Theken
Zudem werden Verpackungen weiter optimiert. „Verpackungen machen rund 50 Prozent des CO2-Fußabdrucks unserer Produkte aus“, sagt Silvia Steinert. Über die Verpackungsreduktion für einen Concealer um rund 8,5 Prozent konnten etwa 18 Tonnen Material und etwa 34 Prozent CO2 eingespart werden, gibt sie ein Beispiel. „Bisher konnten wir bereits 300 Tonnen des sogenannten Virgin Plastics einsparen“, sagt Steinert.
INTERVIEW zum thema MIT SILVIA STEINERT, COSNOVA
Großes Einsparpotenzial hat L’Oréal bei den Make-up-Theken identifiziert. Das Unternehmen arbeitet an zirkulären Prozessen, erklärt Mareike Bell, CSR & Sustainability Director CPD DACH bei L’Oréal. Alle paar Jahre erhalten die Möbel in der Regel ein neues Gesicht. Mit der neuen Generation der 3-Meter-Theke für Maybelline werden laut Bell 90 Kilogramm Kunststoff eingespart. Zudem werden die alten Möbel künftig abgeholt, gesäubert, zerlegt und die Materialien weiterverwertet oder eingeschmolzen. Der Recycling-Anteil in den Theken steigt so auf 97 Prozent. „Wir verwenden mit den neuen 3-Meter-Theken für Maybelline beispielsweise nur noch zwei Lichtquellen statt 40“, erläutert Bell weiter. Der Austausch der insgesamt 21.000 Theken hierzulande ist bereits gestartet und erfolgt rollierend.