Mit Landkarte durch den Zahlendschungel: Die Beauty-Spezialisten L’Oréal, Beiersdorf und Cosnova gehören zu der wachsenden Zahl von Wirtschaftsunternehmen, die mithilfe wissenschaftsbasierter Ziele ihren Klimafußabdruck im Einklang mit dem 1,5-Grad-Limit des Pariser Klimaschutzabkommens reduzieren wollen. 4.751 Unternehmen weltweit haben sich bereits zur aktiven Teilnahme an der Science Based Targets Initiative (SBTI) von CDP (Carbon Disclosure Project), UN Global Compact, World Resources Institute und der Naturschutzorganisation WWF verpflichtet. Aktuell müssen 23 Kriterien erfüllt sein, damit ein von einem Unternehmen eingereichtes Klimaziel von der Initiative als „wissenschaftlich fundiert“ anerkannt wird.
„Die Science Based Targets Initiative ist unserer Meinung nach das global führende Regelwerk für Unternehmen, um dazu beizutragen, die globale Erwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Die Initiative ist am zielführendsten, operationalisierbar und skalierbar“, sagt Maximilian Peters, Unit Expert Corporate Responsibility bei Cosnova (Catrice, Essence). Zur Entscheidung mit beigetragen habe auch die Tatsache, dass weitere große Unternehmen der Kosmetikbranche sich ebenfalls zur Teilnahme entschieden hatten.
Wettbewerber L’Oréal war 2017 nach eigenen Angaben unter den global ersten 100 Unternehmen, die sich der SBTI anschlossen. Der Konzern will die direkten (Scope 1) und indirekten Emissionen durch eingekaufte Energie (Scope 2) sowie Lieferanten etc. (Scope 3) bis 2030 um 50 Prozent gegenüber 2016 senken.
„Wir haben uns ein äußerst ambitioniertes Klimaziel gesetzt – eine absolute Reduktion der Scope-1-, -2- und -3-Emissionen um 30 Prozent bis 2025, validiert von der Science Based Targets Initiative“, so Jean-François Pascal, Vice President Corporate Sustainability bei Beiersdorf. Referenzpunkt ist das Jahr 2018. Der Konzern reduzierte im Geschäftsjahr 2022 seine direkten und indirekten Emissionen um 17 Prozent.
Lieferanten werden verpflichtet
Im ersten Schritt hat Cosnova seinen Klimafußabdruck berechnet (Scope 1 bis 3) und im Rahmen einer Hotspot-Analyse Maßnahmen definiert, die eine effektive Reduktion der Emissionen bewirken können. „Gemeinsam mit Climate Partner haben wir absolute – also klar messbare – Ziele und sogenannte Engagement-Ziele festgelegt“, so Cosnova-Nachhaltigkeitsexperte Peters. Zu den absoluten Zielen zählen die Verminderung aller Emissionen unter Scope 1 und 2 um 42 Prozent und die Reduktion der Logistikemissionen um 33 Prozent bis zum Jahr 2032. Vorgenommen hat sich das Unternehmen zudem den Ausbau des lokalen Sourcings.
In Engagement-Zielen verpflichten sich die Unterzeichner der SBTI dazu, Lieferanten entlang der Wertschöpfungskette dazu zu motivieren, sich ebenfalls ein Science Based Target zu setzen und damit verbindlich Reduktionsmaßnahmen anzugehen. Dabei ist die Einbindung von Lieferanten Pflicht, welche zusammen mindestens zwei Drittel der Lieferanten-bezogenen Scope-3-Emissionen ausmachen. Cosnova habe sich jedoch das Ziel gesteckt, bis zum Jahr 2027 die Partner einzubinden, die nahezu 80 Prozent der Lieferanten-bezogenen Emissionen ausmachen.
Daten in Echtzeit
„Das Ganze ist ein äußerst komplexes und kleinteiliges Unterfangen“, erzählt Peters zurückblickend auf die letzten drei Jahre bis zur Validierung der Ziele Ende 2022. Die größte Herausforderung: die unzähligen Daten, beispielsweise zu sämtlichen Inhaltsstoffen und Verpackungsmaterialien, aber auch zur Logistik, zusammenzutragen und Datensicherheit zu gewährleisten.
Was zunächst mit einem großen personellen Aufwand verbunden war, wird zunehmend automatisiert. So werden beispielsweise Transport- und Logistikdaten aus dem Warenwirtschaftssystem mittlerweile nahezu automatisiert geliefert.
Künftig sollen Daten in Echtzeit mit Emissionsfaktor abrufbar sein, um in der Produktentwicklung schnell durchspielen zu können, welche alternativen Rohstoffe zu welchen Reduktionen des produktbezogenen Klimafußabdrucks führen können. „In Zukunft wollen wir eine webbasierte Plattform nutzen, in der unsere Lieferanten ihre Daten zu CO2-Emissionen sowie wissenschaftsbasierten Reduktionszielen eingeben können“, so Maximilian Peters. Das SBT-Engagement soll zudem Teil der Lieferantenverträge werden.