Nachhaltigkeit Umstrittener Alleskönner Palmöl - Nestlé

Margarine, Pizza, Lippenstift. In jedem zweiten Produkt im LEH steckt heute Palm- und Palmkernöl. Doch durch die Verwendung kann schnell die Büchse der Pandora geöffnet werden.

Donnerstag, 20. September 2012 - Management
Bettina Röttig
Artikelbild Umstrittener Alleskönner Palmöl - Nestlé
Bildquelle: fotolia, iStockphoto

Wie viel Palmöl bzw. Palmkernöl verwenden Sie pro Jahr?
Mit rund 6.000 t jährlich setzt Nestlé Deutschland nur eine relativ geringe Menge Palmöl ein, gemessen am Einsatz anderer Rohstoffe. Palmöl wird aufgrund seiner guten Verarbeitungseigenschaften in verschiedenen Produkten eingesetzt, aber nur in geringen Mengenanteilen.

Welche Möglichkeiten gibt es, in Ihrer Produktion auf Alternativen zu setzen und welche Herausforderungen gilt es in solchen Fällen zu bewältigen?
Aufgrund seiner guten Verarbeitungseigenschaften wie z.B. der Konsistenz bei Zimmertemperatur ist Palmöl nicht in allen Anwendungsbereichen ohne weiteres zu ersetzen. Eine Alternative bieten verschiedene pflanzliche Fette, wie z.B. Sonnenblumenöl. Nestlé hat bereits über die vergangenen Jahre Palmöl bereits durch andere Pflanzenfette ersetzt. Unter der Voraussetzung, dass das Palmöl nachweislich nachhaltig angebaut wird, ist Palmöl grundsätzlich ein wertvoller Rohstoff, der nicht unbedingt gegen andere Pflanzenfette ausgetauscht werden muss. Palmöl ist durch den hohen Flächenertrag – insbesondere im Vergleich zu Sonnenblumenöl – auch ökologisch nicht in jedem Fall negativ zu bewerten.

Wie sieht Ihr Engagement in Sachen nachhaltiges Palmöl bzw. Palmkernöl aus?
Nestlé Deutschland setzt bereits seit Ende 2009 nur noch Palmöl ein, das den Anforderungen des Round Table for Sustainable Palm Oil (RSPO) entspricht (Basis Green Palm). Die Rückverfolgbarkeit des Palmöls bis zur Plantage ist wegen der fragmentierten Lieferkette die zentrale Herausforderung. Angesichts des Fehlverhaltens von Plantagenbetreibern in ökologisch wertvollen Regionen ist die Rückverfolgbarkeit bis in den Anbau aber eine zentrale Voraussetzung, um negative Auswirkungen in den Anbauregionen wie Entwaldung, Zerstörung von Artenvielfalt und Freisetzung von Treibhausgasen zuverlässig zu verhindern. Gute Anbaupraxis und Verarbeitungsmethoden sind auch unter Aspekten der Lebensmittelsicherheit notwendig, um z.B. Schadstoffeinträge im Verarbeitungsprozess zu verhindern. Nestlé hat daher ein umfassendes Programm für Palmöl aufgelegt, um die Lieferkette für unseren Bedarf lückenlos zu erfassen und riskante Anbieter systematisch aus der Lieferkette auszuschließen. Dafür wurde im Jahr 2010 gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation The Forrest Trust ein Kriterienkatalog erarbeitet, nach dem alle Lieferanten und deren Zulieferer überprüft werden. Risikoregionen können so ausgeschlossen und bei Bedarf getrennte Lieferketten eingerichtet werden. Auf globaler Ebene soll bis spätestens 2015 der gesamte Bedarf aus nachhaltigem Anbau gedeckt werden; das Ziel für 2012 beträgt 80 Prozent.

Wenn Sie bereits nachhaltiges Palmöl/Palmkernöl verwenden, welche Anforderungen stellen Sie an die Lieferanten?
Nestlé ist Mitglied des RSPO und unterstützt dieses System, auch durch den Kauf von nach RSPO zertifiziertem Palmöl. Die Anforderungen von Nestlé gehen aber über die Kriterien des RSPO hinaus. So darf kein Anbau auf Waldflächen mit einem hohen CO2 Speicherwert oder auf Flächen von Torfmooren erfolgen. Alle Lieferanten müssen sich im Rahmen des Responsible Sourcing Programmes einer Überprüfung der Lieferkette bis in den Anbau unterwerfen. Audits werden durch Partnerorganisationen und Experten von The Forrest Trust durchgeführt. Mitgliedschaft und Produktion nach RSPO Regeln ist eine notwendige, aber nicht ausreichende Anforderung an die Lieferanten von Nestlé.

Reicht der RSPO-Standard Ihrer Meinung nach aus?
Nein. Nestlé setzt sich dafür ein, dass die Kriterien des RSPO entsprechend der Nestlé Anforderungen erweitert werden. Dies findet auch Unterstützung bei anderen Mitgliedern des RSPO, einschließlich der Nichtregierungsorganisationen, die den RSPO initiiert haben.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Palmöl: Wie Handel und Hersteller mit dem umstrittenen Alleskönner umgehen. (Bildquelle: fotolia)
Bild öffnen Palmöl und Palmkernöl findet sich in nahezu jedem zweiten Produkt im Lebensmittelhandel. (Bildquelle: fotolia)
Bild öffnen 2010 wurden weltweit 53 Mio. t Palmöl genutzt. (Bildquelle: iStockphoto)