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Virale Anti-Spots, Protest-Aufmärsche, Boykott-Aufrufe. Das Thema Palmöl hat Konsumgüterherstellern wie Nestlé, Unilever oder Cargill in den vergangenen Jahren eine Reihe ausgewachsener Medienkrisen beschert. Der Vorwurf der Umweltschützer von Greenpeace, Robin Wood und Co.: Die Unternehmen tragen durch die Verwendung des Rohstoffs indirekt eine Mitschuld an der Rodung des Regenwaldes in Indonesien und Malaysia sowie der Ausrottung bedrohter Tierarten wie der Orang Utans.
Dank YouTube, Twitter und Facebook verbreiten sich die Botschaften der Umweltschützer wie ein Lauffeuer um den Globus. Das Ergebnis im Fall Nestlé: ein „Palmöl-Shitstorm“, wie Dr. Alexander Decker, Head of Consumer Relations bei Nestlé Deutschland, die Reaktionen auf den viralen Anti-KitKat-Spot von Greenpeace vom März 2010 gegenüber dem Magazin Absatzwirtschaft auf den Punkt brachte. Rund 1 Mio. Menschen sollen den Clip bereits innerhalb der ersten Woche gesehen haben, die Facebook-Seite wurde mit Verbraucher-Anfragen überschwemmt. Die Versuche des Schweizer Markenherstellers, das Video sperren zu lassen, war der eigentliche Auslöser für besagten Proteststurm.
Die medienwirksamen Kampagnen haben bewirkt, dass vor allem die Ernährungswirtschaft als Hauptverwender die Problematik im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategien in den Fokus rückt. In Deutschland sind es die Handelskonzerne, die das Thema vorantreiben. Die naheliegende Lösung, ein gänzlicher Verzicht auf den Rohstoff, ist allein aus produktionstechnischen Gründen nicht immer umsetzbar. Stattdessen soll die Palmöl-Produktion nachhaltiger werden.
Währenddessen steigt die Nachfrage nach dem Öl. Rund jedes zweite Produkt in den Regalen des Lebensmittelhandels wird heute mit Palmöl und Palmkernöl hergestellt. Lag die Produktionsmenge für Palmöl 2000 noch bei weniger als 22 Mio. t, sind es 2012 bereits rund 52 Mio. t. 5 Prozent des Palmöls wurden 2010 laut Fachagentur Nachwachsender Rohstoffe (FNR) energetisch genutzt, 24,2 Prozent für Seifen, kosmetische Produkte, Kerzen etc., 71 Prozent des Palmöls wurden für die Herstellung von Nahrungsmitteln wie Margarine, Gebäck oder Tiefkühlpizza verwendet.
Die Beliebtheit des Rohstoffs ist auf seine vielseitige Verwendbarkeit und besonderen Eigenschaften zurückzuführen. „Palmfett ist für den Backwarenbereich einzigartig: Es ist hitzestabil, kompatibel mit Kakaobutter, sodass keine Fettreifbildung auf der Schokolade entsteht, und es verfügt über ein ideales Abschmelzverhalten, was bei Cremefüllungen wichtig ist“, erklärt Lars Wagener, Geschäftsführer Vertrieb & Marketing bei Griesson – de Beukelaer, die Vorteile für die Gebäckproduktion. „Palmfett hat sehr gute Backeigenschaften, da es als einziges in großen Mengen wirtschaftlich produzierbares Pflanzenfett in ungehärtetem Zustand bei Raumtemperatur eine kristalline Form hat. Die Qualität des Gebäcks bleibt so bis zum Verzehr optimal erhalten“, erläutert auch Manuela Mewes, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der Kuchenmeister GmbH.
Dennoch bemühen sich Unternehmen, den Einsatz von Palmöl und Palmkernöl zu reduzieren. TK-Spezialist Apetito beispielsweise prüft nach eigenen Angaben derzeit gemeinsam mit Vorlieferanten und Erzeugern, wo auf den Einsatz von Palmfett verzichtet werden kann, insbesondere auch aus ernährungsphysiologischen Gründen. „Wir wenden hierbei die Vorgabe ,Vermeiden vor Verringern’ an“, so Dr. Iris Hugendieck, Leiterin Qualitätssicherung Apetito AG. Bis Ende 2012 will Apetito den Einsatz von Palmfett auf ein „produktbedingtes Minimum“ reduzieren. So sei es bereits gelungen, Würzen und Aromen durch Kombination ausgewählter Gewürze und Kräuter in den Rezepturen zu ersetzen, was einen kompletten Verzicht auf versteckte Palmfette bedeute, die zuvor als Trägerstoffe vorhanden waren.
Schokoriegel- und Tiernahrungs-Hersteller Mars hat das Palmölvolumen von 2008 bis 2010 europaweit um 25 Prozent reduziert und will diesen Weg weitergehen, heißt es aus Viersen.
Achim Drewes, Public Affairs Manager bei Nestlé Deutschland, weiß jedoch: „Aufgrund seiner guten Verarbeitungseigenschaften wie z. B. der Konsistenz bei Zimmertemperatur ist Palmöl nicht in allen Anwendungsbereichen ohne Weiteres zu ersetzen.“ Eine Alternative böten verschiedene pflanzliche Fette, z. B. Sonnenblumenöl. Auf diese stellte der Hersteller in den vergangenen Jahren zum Teil um.
„Leider gibt es noch nicht besonders viele Möglichkeiten, Tenside aus Palmöl bzw. Palmkernöl oder Kokosöl durch Tenside aus anderen nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen“, betont man beim WPR-Spezialisten Ecover. Das Unternehmen erforscht bereits seit Jahren alternative wirksame Inhaltsstoffen im WPR-Bereich, setzt z.B. Bio-Tenside (aus Rapsöl, Zucker und Hefepilzen), Zellstoff-Tenside und Enzyme ein.
Auch das Handelsunternehmen Edeka hat in verschiedenen Eigenmarken-Sortimentsbereichen „wo möglich“ Palmölanteile durch Alternativen ersetzt. So würden bei Kartoffelchips und Pommes Frites Sonnenblumen- und Rapsöl eingesetzt, bei verschiedenen Speiseeisartikeln Kokosöl. Ein kompletter Austausch sei aber nicht überall zu realisieren, heißt es aus Hamburg.
„Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass eine vollständige Substitution des Palmöls durch alternative Öle nicht umsetzbar ist. So sind es oftmals technologische, aber auch ernährungsphysiologische sowie geschmackliche Gründe, die einen solchen Prozess nicht erlauben“, erklärt Dr. Daniela Büchel, Leitung Corporate Responsibility/Corporate Marketing/Public Affairs der Rewe Group.
Und es gibt weitere Gründe, die gegen einen kompletten Verzicht auf Palmöl sprechen. Zum einen liegt die Flächenproduktivität von Palmöl im Vergleich zu anderen Pflanzenfetten um ein Vielfaches höher. Durch die Substitution durch Rapsöl würde beispielsweise bis zu siebenmal so viel Ackerfläche benötigt. Zum anderen können andere sogenannte Hot Spots auftreten, beispielsweise das Thema Gentechnik. „Zudem ist es notwendig, dass auch Länder wie Indonesien weiterhin ihre Volkswirtschaft weiterentwickeln können“, betont Büchel.
Statt Verzicht setzt die Wirtschaft auf das Zauberwort Nachhaltigkeit – und versucht, es mit Inhalt zu füllen. Seit 2004 machen sich NGOs, Konsumgüterhersteller, Handelsunternehmen, Banken etc. gemeinsam im Rahmen des Runden Tischs für nachhaltiges Palmöl (Round Table on Sustainable Palmoil, RSPO) stark für eine nachhaltige Produktion von Palmöl und Palmkernöl. Der RSPO hat heute 698 ordentliche Mitglieder (Stand: August 2012). Sie repräsentieren die gesamte Palmöl-Lieferkette.
Seitdem hat der RSPO Zertifizierungsstandards verabschiedet, welche die Erfüllung sozialer, ökonomischer und ökologischer Mindestbedingungen vorschreiben. So dürfen beispielsweise neue Plantagen seit 2005 weder in Primärwäldern noch in sogenannten schützenswerten Lebensräumen (High Conservation Value Areas/HCV-Gebiete) angelegt werden. Ebenso verboten ist es, neue Plantagen ohne vorherige Zustimmung der lokalen Bevölkerung in Gebieten zu errichten, in denen Ureinwohner leben. Außerdem werden soziale Kriterien wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Angestellten, das Verbot von Kinderarbeit, eine angemessene Bezahlung sowie die Beachtung von Landnutzungsrechten vorgeschrieben. Werden gefährdete Arten und schützenswerte Lebensräume bedroht, müssen die Unternehmen Maßnahmen zu deren Erhalt ergreifen.
Wird entsprechend den Kriterien des RSPO gearbeitet, erhält die Plantage – nicht das gesamte Unternehmen – ein RSPO-Zertifikat. Mittlerweile stammt knapp 14 Prozent des gesamten Palmöls aus zertifiziertem nachhaltigen Anbau. Unterschieden werden die Vermarktungsmodelle Identity Preserved, Segregation, Massenbilanz und das Book-&-Claim-System (s. Glossar S. 46).
Die Branche hat die Umstellung bereits eingeleitet und klare Ziele formuliert. Kraft Foods (Verbrauch: 0,6 Prozent der gesamten weltweiten Palmöl-Produktion) begann 2010, GreenPalm-Zertifikate und RSPO-zertifiziertes nachhaltiges Palmöl zu beziehen. 2011 konnte bereits mehr als 50 Prozent des Bedarfs damit gedeckt werden, bis 2015 soll 100 Prozent des Bedarfs an Palmöl von zertifizierten Plantagen bezogen werden.
Dr. Oetker (Verbrauch: 1.500 t pro Jahr, seit 2011 RSPO-Mitglied) hat 2011 die Produktionsstätte, die den Hauptanteil des Palmöls verarbeitet, RSPO-zertifizieren lassen und auf den Bezug von nachhaltigem Palmöl umgestellt. „Seit Anfang 2012 erfolgt die Umstellung in den anderen deutschen Dr.-Oetker-Werken und im Anschluss daran die Ausweitung auf unsere ausländischen Standorte“, so Sprecher Dr. Jörg Schillinger. Ziel sei es, bis 2015 nur noch nachhaltig angebautes Palmöl (segregated) einzusetzen. Auch Procter & Gamble und Mars wollen ab 2015 ausschließlich Palmöl verwenden, das nachweislich aus verantwortlich bewirtschafteten und nachhaltigen Quellen stammt.
Deutlich schneller will es der Handel selbst schaffen. Die Edeka möchte bis Ende 2013 auf RSPO-zertifiziertes Palmöl umgestellt haben. Wo technisch möglich, werde zertifiziertes Öl der Variante Segregated eingesetzt. Bei Derivaten und Palmkernöl werden Zertifikate (Book & Claim) verwendet. Auch Rewe will den Umstellungsprozess bis 2013 vollständig vollzogen haben.
Die Umstellung auf 100 Prozent nachhaltiges Palmöl (Mass Balance) hat auch Zentis verkündet. Ohne Folgen bleibt auch dies nicht für den Produktionsprozess. So mussten die Rezepturen der Nusspli Nuss-Nougat-Creme, Belmandel Mandel-Nougat-Creme sowie Schokocremes für die weiterverarbeitende Industrie angepasst werden. Da das nun eingesetzte nachhaltige Palmöl zum einen anders raffiniert und zum anderen temperaturschonender weiterverarbeitet werde, zog der Prozess eine festere Konsistenz der Cremes nach sich, erklärt das Unternehmen.
Das gesamte Sortiment auf RSPO-Palmöl umgestellt hat bereits Rübezahl Schokoladen. Das Unternehmen setzt auch in Sachen Verbraucher-Kommunikation auf das Signet des RSPO und setzt dieses auf seinen Produkten ein – als einer von wenigen. Seit Sommer 2011 darf das Zeichen auf Produkten eingesetzt werden. Allerdings waren bis Juli 2012 gerade mal 63 Firmen weltweit lizenziert, 8 davon (u. a. Rübezahl Schokoladen und Lambertz) kommen aus Deutschland.
Dass das Siegel noch kaum genutzt wird, liegt möglicherweise am massiven Gegenwind seitens Umweltorganisationen wie Greenpeace, ProWildlife oder Robin Wood. Die Organisationen werfen dem RSPO „Etikettenschwindel“ und „Greenwashing“ vor, pochen auf härtere Kriterien. So könne beispielsweise weiterhin Regenwald gerodet werden, nur sogenannte „besonders erhaltenswerte Wälder“ sind davon ausgenommen. Zudem säßen die betroffenen Kleinbauern nicht mit am Tisch. „Klar ist, dass die Kriterien des RSPO verschärft werden müssen“, heißt es auch beim WWF (Dossier Palmöl: Fluch oder Segen?).
Handel und Industrie verteidigen als Mitglieder die Arbeit des RSPO unisono als „wichtigen Schritt“ in die richtige Richtung. Er sei aber „der Weg, nicht das Ziel“. „Der RSPO ist bislang die einzige kriteriensetzende Institution für nachhaltiges Palmöl und Palmkernöl. Daher ist es unserer Meinung nach wichtig, den RSPO zu stärken und weiterzuentwickeln“, so Christine Schneider, Manager Global Sustainability in der Forschung und Entwicklung des Unternehmensbereichs Wasch-/Reinigungsmittel bei Henkel.
Für den Kosmetikkonzern Beiersdorf, seit 2010 Mitglied im RSPO, gibt es über den Stopp der Rodung von Regenwäldern hinaus noch eine ganze Reihe an Themen, auf die es künftig seitens des RSPO Antworten geben müsse. Als Beispiele nennt eine Beiersdorf-Sprecherin den Einsatz gefährlicher Pestizide (z.B. Paraquat), das Verbot des Anbaus von Palmen auf Torfböden und die Reduktion von Treibhausgasemissionen.
Henkel beispielsweise engagiert sich über den RSPO hinaus seit 2009 bei der „Palm Oil Coalition“, der u.a. auch Greenpeace, Oxfam und der WWF angehören und initiierte gemeinsam mit Unilever, Rewe, dem WWF und der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) das „Forum für Nachhaltiges Palmöl“. „Einig sind sich die fünf Initiativpartner, dass die vom RSPO definierten Standards weiterentwickelt und ergänzt werden müssen“, betont Dr. Daniela Büchel, Rewe.
Hinweis: Die ausführlichen Statements der Unternehmen finden Sie auf den folgenden Seiten.
In verschiedenen Eigenmarken-Sortimentsbereichen werden bereits – wo dies möglich ist – Palmölanteile durch hochwertige Alternativen ersetzt. So wird bei Kartoffelchips und Pommes Frites wertvolles Sonnenblumen- oder Rapsöl eingesetzt, bei verschiedenen Speiseeisartikeln wird Kokosöl verwendet. Da ein kompletter Austausch von Palmölanteilen nicht überall realisierbar sein wird, beschäftigen wir uns auch mit den Möglichkeiten der Verwendung von nachweislich und lückenlos rückverfolgbarem, nachhaltigem Palmöl, einschließlich der Frage der Verfügbarkeit.
Mit der Umstellung bei EDEKA-Eigenmarken-Produkten auf nachhaltigeres, RSPO-zertifiziertes Palmöl bis Ende 2013 wollen wir zu einer nachhaltigeren Ausrichtung des Palmöl-Anbaus beitragen, indem dabei auch ökologische und soziale Standards berücksichtigt werden. Das ist zwar noch kein Schlusspunkt, aber eine wichtige Etappe auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Entwicklung im Palmöl-Anbau.
Wo technisch möglich, wird RSPO-Palmöl verwendet, bei dem die Lieferkette bis zur Plantage rückverfolgt werden kann („RSPO Seggregated"). In Fällen, bei denen Palmöl chemisch verändert wird, also Derivate hergestellt werden, und beim Palmkernöl werden RSPO-Zertifikate („RSPO Book&Claim") erworben.
Palmöl ist einer der wichtigsten Rohstoffe, um die Bevölkerung mit pflanzlichen Ölen und Fetten zu versorgen. Die weltweite Produktion von pflanzlichen Fetten beträgt derzeit jährlich etwa 135 Millionen Tonnen, davon ca. 45 Millionen Tonnen Palmöl. Der Bedarf in Deutschland beträgt derzeit etwa 1,3 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: Der Importbedarf von China wird mit ca. 7 Millionen Tonnen und der von Indien mit ca. 6 Millionen Tonnen beziffert. Der Bedarf der REWE Group liegt bei vergleichsweise bescheidenen 15.000 Tonnen, überwiegend für Margarinen und Fette, aber auch für hunderte von Eigenmarkenprodukten in teilweise nur sehr kleinen Anteilen.
Allein aus diesen Fakten und Mengenverhältnissen lässt sich ableiten, dass eine breite und nachhaltigere Palmölstrategie nur wirkungsvoll umgesetzt werden kann, wenn globale und gleichgerichtete Anstrengungen realisiert werden. Aus diesem Grund sieht die REWE Group in der Unterstützung und Weiterentwicklung des RSPO ein wesentliches Fundament unserer Unternehmensstrategie. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass eine vollständige Substitution des Palmöls durch alternative Öle nicht umsetzbar ist. So sind es oftmals technologische, aber auch ernährungsphysiologische sowie geschmackliche Gründe, die einem solchen Prozess nicht erlauben. Daher wird die REWE Group zunächst den Einsatz von segregiertem (physisch getrenntem) RSPO zertifiziertem Palmöl in ihren Eigenmarkenprodukten fördern. Hierbei kommt es uns darauf an, dass lediglich eine vorübergehende Massenbilanzierung realisiert werden darf, die dann innerhalb eines Jahres auf Segregation umgestellt werden muss. Book and Claim Systeme sind nur in wenigen Ausnahmefällen z.B. bei Palmkernölderivaten erlaubt. Zum heutigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass der Umstellungsprozess Ende 2013 vollständig vollzogen sein wird.
Substitution sehen wir – ebenso wie viele Kritiker – nicht als die grundsätzliche Lösung des Problems, da z. B. durch den Anbau von Sonnenblumen etwa dreimal soviel Fläche für ein Volumenäquivalent benötigt wird, als durch den Anbau von Palmöl. Zudem ist es notwendig, dass auch Länder wie Indonesien weiterhin ihre Volkswirtschaften weiterentwickeln können.
In diesem Kontext hat die REWE Group entschieden, gemeinsam mit Henkel, Unilever, dem WWF und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH das „Forum für nachhaltiges Palmöl" zu gründen.
Einig sind sich die fünf Initiativpartner, dass die vom RSPO definierten Standards weiterentwickelt und ergänzt werden müssen: RSPO ist ein erster – wenn auch solider – Basisstandard. Zudem soll der Einsatz von nachhaltigem, zertifizierten Palmöl und Palmkernöl in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefördert werden.
Mit der „Leitlinie für Palmöl- und Palmkernölerzeugnisse" leistet die REWE Group einen wesentlichen Beitrag dazu, ihre Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden für das Thema „nachhaltigerer Ölpalmenanbau" zu sensibilisieren. Die Leitlinie erläutert den Strategieprozess anschaulich und definiert klare Zeithorizonte.
Wie viel Palmöl bzw. Palmkernöl verwenden Sie pro Jahr?
Seit Jahren setzt apetito bei pflanzlichen Fetten und Ölen auf das ernährungsphysiologisch wertvolle Rapsöl und in einigen typischen Gerichten auch auf Olivenöl. Palmfett setzen wir nur zum Frittieren ein, indem wir ein Öl verwenden, das vorwiegend aus Rapsöl und zu etwa 15 Prozent aus Palmfett besteht. Das von uns eingesetzte Palmfett ist zertifiziertes Palmöl nach „Book and Claim". Aktuell prüfen wir, ob wir beim Frittieren komplett auf Palmfett verzichten können. Zudem streben wir an, zwischenzeitlich von „book and claim" auf „mass balance" umzustellen.
Welche Möglichkeiten gibt es, in Ihrer Produktion auf Alternativen zu setzen und welche Herausforderungen gilt es in solchen Fällen zu bewältigen?
Wir prüfen bereits gemeinsam mit Vorlieferanten und Erzeugern, wo wir auf den Einsatz von Palmfett verzichten können. Wir wenden hierbei die Vorgabe „Vermeiden vor Verringern" an. Unser Ziel ist es, bis Ende 2012 den Einsatz von Palmfett auf ein produktbedingtes Minimum zu reduzieren. Im Rahmen unserer „Geschmack pur"-Initiative für die Gemeinschafts- und Individualverpflegung ist es uns gelungen, Würzen und Aromen durch Kombinationen ausgewählter Gewürze und Kräuter in den Rezepturen zu ersetzen. Das bedeutet gleichzeitig einen kompletten Verzicht auf „versteckte Palmfette", die zuvor als Trägerstoffe vorhanden waren.
Wie sieht Ihr Engagement in Sachen nachhaltiges Palmöl bzw. Palmkernöl aus?
Wir sind derzeit im Gespräch mit RSPO und streben eine Mass Balance Zertifizierung noch im Jahr 2012 an. Parallel dazu arbeiten wir weiter an einem Palmöl-Ausschluss-Projekt.
Wenn Sie bereits nachhaltiges Palmöl/Palmkernöl verwenden, welche Anforderungen stellen Sie an die Lieferanten?
Wir streben die Mass Blance-Zertifizierung an und werden dazu aktuell von einem RSPO-Vertreter beraten.
Reicht der RSPO-Standard Ihrer Meinung nach aus?
Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand ist der RSPO-Standard positiv zu sehen. Dennoch streben wir insbesondere auch aus ernährungsphysiologischen Gründen an, in Zukunft möglichst komplett auf Palmfett zu verzichten.