Weihnachtsgebäck Spekulatius bei Sommerwetter

Seit Wochen liegen Lebkuchen und Spekulatius in den Regalen. Doch die lange sommerlichen Temperaturen passten nicht dazu. Was heißt das fürs Geschäft? LP hat sich bei Händlern umgehört.

Freitag, 10. November 2023 - Süßwaren
Manuel Glasfort
Artikelbild Spekulatius bei Sommerwetter
Bildquelle: Manuel Glasfort

Es waren wahrlich sommerliche Temperaturen, die der Deutsche Wetterdienst noch Mitte Oktober vermelden konnte: Mehr als 30 Grad zeichneten die Wetterstationen im Südwesten Baden-Württembergs auf. Und auch im Rest des Landes war es sommerlich warm, die nasskalte Jahreszeit schien weit entfernt. Keine guten Bedingungen für das Geschäft mit Lebkuchen, Spekulatius und anderen herbstlichen Süßwaren – sollte man meinen. Doch das ist nicht unbedingt der Fall.

Auf die Frage, ob das späte Sommerwetter ihm das Geschäft mit herbstlichen Süßwaren verhagelt habe, entgegnet Edeka-Kaufmann Alexander Kreuzberg: „Ganz im Gegenteil, die hohen Temperaturen hatten in meinen Filialen keine Auswirkung auf den Abverkauf. Wir liegen über den Zahlen des letzten Jahres.“ Kreuzberg betreibt drei Märkte in Koblenz und Neuwied. Allerdings sagt er auch, dass der Wetterwechsel Mitte Oktober dem Geschäft noch mal zusätzlichen Schub verliehen habe. „Nach dem Temperatursturz ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen gewesen. Gerade Artikel wie Lebkuchen und Spekulatius mussten bereits nachdisponiert werden.“

Etwas anders stellt sich die Lage im bayerischen Landsberg am Lech dar, wie der dortige Rewe-Händler Markus Lischka berichtet: „Die hohen Temperaturen haben grundsätzlich dazu geführt, dass weniger schokolierte Süßwaren verkauft wurden und sich das Interesse bei den Weihnachtssüßwaren in Grenzen hielt.“ Ein erhöhter Verkauf sei vor allem im Bereich Preiseinstieg erkennbar, etwa bei Spekulatius, Lebkuchen und Dominosteinen. „Mit der Wetterabkühlung zieht das Geschäft jetzt an, allerdings sehr stark der Preiseinstieg.“ Besonders gut laufen in Lischkas Märkten nach seinen Angaben derzeit Gewürzspekulatius und Dominosteine-Kleinpackungen.

Auch Edeka-Kaufmann Kreuzberg hat Publikumslieblinge unter den Saisonwaren identifiziert: „Zum Start laufen die klassischen Artikel wie Lebkuchen und Spekulatius besonders stark.“ Intern spreche man von Herbstgebäck. „Der Absatz nimmt Richtung Weihnachten stark ab.“ Kreuzberg zeigt sich experimentierfreudig: „Wir haben im E-Center in Neuwied dieses Jahr den Test gewagt, auch die komplette Saisonware von Lindt bereits im September zu platzieren.“ Das habe sich ausgezahlt: „Auch hier konnte ein sehr starker Abverkauf beobachtet werden.“ Das gelte weniger für Hohlkörperfiguren, sondern mehr für Pralinen, Riegel oder Marzipanprodukte.

Die traditionellen Herbstgebäcke werden von den deutschen Verbrauchern nach wie vor stark nachgefragt – und es gibt klare Lieblinge. So mel­dete der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) unlängst unter Berufung auf ­Marktdaten von NielsenIQ, dass Lebkuchen im vergangenen Jahr mit 40 Prozent die Favoriten der Verbraucher gewesen seien. Zurückzuführen sei dies unter anderem auf die große Vielfalt, zu der die unterschiedlichen Oblaten-Lebkuchen ebenso gehörten wie verschiedene braune Lebkuchen, etwa Lebkuchenherzen, Printen, Honigkuchen oder Pfeffernüsse. Auf Platz zwei landeten Spekulatius mit 22 Prozent, dicht gefolgt von Stollen mit 19 Prozent. Der Absatzanteil von „Sonstigen“ mit Zimtsternen, herbstlichem Mürbegebäck und anderen saisonalen Erzeugnissen lag demnach bei 10 Prozent. Dominosteine kamen auf 9 Prozent.

Weniger Ware bestellt
Der Koblenzer Edeka-Händler Dirk Goerzen ist mit dem Saisongeschäft angesichts des späten Herbstbeginns zufrieden. „Wir haben schon ganz gut Ware bewegt“, sagt er. Allerdings spürt er ein geändertes Kaufverhalten vor dem Hintergrund der Inflation: „Ich beobachte, dass bei Markenartikeln wenig bis gar nichts gelaufen ist.“ Sehr stark sei hingegen das Preiseinstiegssegment mit der Eigenmarke Gut & Günstig, sodass man hier gegebenenfalls nachordern werde. Goerzen beklagt die starke Verteuerung der Produkte. Seine Einkaufspolitik passt er nach eigenen Angaben schon seit mehreren Jahren an und reduziert die Bestellmengen. Früher habe man zum Ende des Saisongeschäfts noch deutliche Restmengen gehabt. Heute gelte: „Wenn am 15. Dezember nichts mehr da ist, dann ist nichts mehr da.“

Rewe-Händler Lischka berichtet Ähnliches: Man habe Vorbestellungen im Frühjahr reduziert, „insbesondere bei den höherpreisigen Produkten, da absehbar war, dass die Inflation ihre Spuren hinterlassen wird“. Das zeichne sich jetzt im Abverkauf bisher auch so ab. „Interessant werden jetzt die Adventskalender und Hohlfiguren.“

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