Süßwaren Leicht salzig

Martin van Almsick arbeitete bei Stollwerck in Köln, bevor er mit seiner Frau nach Dubai ging. Er ergriff die Chance, dort Schokolade aus Kamelmilch herzustellen. Das Premium- Produkt füllt inzwischen nicht nur im KaDeWe ein ganzes Regal.

Mittwoch, 26. September 2018 -
Andrea Kurtz
Artikelbild Leicht salzig
Auffallend: Die Platzierung im Duty-Free-Shop auf dem Flughafen von Dubai.
Bildquelle: Al-Nassma

An der trendigen Salznote wird bei vielen Herstellern aufwändig experimentiert. In der Schokolade Al-Nassma ist sie natürlicher Bestandteil: Sie ist aus Kamelmilch. Diese ist von Natur aus leicht salzig – oder besser gesagt: mineralig. Außerdem ist die Milch sehr fettarm. „Deswegen gibt es ein ganz anderes Mundgefühl“, sagt Martin van Almsick, der seit 2007 Al-Nassma als Generaldirektor betreut. „Wir machen einfach eine andere Schokolade.“ Van Almsick ist gebürtiger Kölner und lernte das Schokoladenhandwerk bei Stollwerck. Für den weltweiten Vertrieb sorgt Patrick Dorais, ein ehemaliger Nestlé-Mann.

Kamelfarm mit Trimm-Dich-Pfad
Die feine Schokolade in der hochwertigen Gold-, Papier- sowie Holzverpackungen wird seit 2008 in Dubai hergestellt. Wie es dazu kam? 2005 hatte die Regierung in Dubai die erste moderne Kamelmilch-Farm gegründet, in der 5.500 Kamele jeden Tag rund 8.000 Liter Milch geben. Den Kamelen geht es auf der riesigen Farm ziemlich gut; sie haben sogar eine eigene Trimm-Dich-Strecke von vier Kilometern. Die Farm sei ganz Dubai-Style – also groß und topmodern – erläutert van Almsick. Da ist die vollautomatische Melkanlage total selbstverständlich, ebenso wie die Gefriertrocknungsanlage für das Milchpulver. Parallel zur Gründung der Farm kamen die Schoko-Experten auf die Idee, für das Land Dubai ein erschwingliches, aber dennoch besonderes Mitbringsel zu erstellen.

Produziert wird inzwischen in Dubai; das Team von Al-Nassma ist von Produktion bis Marketing und Verkauf 50 Mann stark. Das Konzept sei einfach, meint van Almsick: gute deutsche Maschinen und handwerkliche Abfüllung.

Pionierarbeit in Dubai
Zunächst wurde unter anderem bei Manner in Wien produziert; das Unternehmen hatte auch beim Umgang mit der EU geholfen. Denn beim Import der Kamelmilch gab es anfangs Schwierigkeiten durch EU-Vorgaben; ein europäischer Partner war nötig. Außerdem dauerte es lange, bis die Qualitätsansprüche von Martin van Almsick und seinen Partnern umgesetzt werden konnten, beispielsweise die Milch und andere Zutaten in immer gleichbleibender Qualität vorlagen und entsprechend verarbeitet werden konnten. „Wir haben da wirklich Pionierarbeit geleistet“, sagt der Generaldirektor. 100 Tonnen werden derzeit hergestellt, mit leichten Adaptionen wären aber auch 200, 300 oder mehr Tonnen möglich. Nur der Hauptrohstoff, die Kamelmilch, ist limitiert und muss immer erst „nachwachsen“. Der Kakao stammt aus Afrika, unter anderem aus Tansania, die eher harmonischen Sorten passen besser zur Kamelmilch. „Mit einer sauren Ecuador-Bohne oder auch einer extrem fruchtigen Sorte wäre uns nicht geholfen“, erläutert van Almsick. Produkte aus der arabischen Welt spiegelten Exotik wider; daher denken die Macher von Al-Nassma auch über weitere Produkte wie eine Palastschokolade nach. Auch eine zuckerfreie Variante ist derzeit im Test.

Vertrieb: Setzt auf Luxus
Im Heimatmarkt, also in den Luxus-Malls und dem Duty-Free-Shop des Flughafens, setzte sich das Produkt schnell durch. Heute werden die drei Produktgruppen (Hohlkörper, Pralinen, Tafelware) von San Diego bis Sidney verkauft – auf Flughäfen, aber auch in internationalen, großen Kaufhäusern wie der KaDeWe-Gruppe (KaDeWe, Alsterhaus, Oberpollinger). Online wird die Schokolade unter anderem von Julius Meinl in Wien vertrieben. Bei diesem ausgewählten Kreis soll es auch bleiben, wenn es nach Martin van Almsick geht, denn eine Tafel Al-Nassma ist teuer: rund 7 Euro. Ganz zu schweigen von den hochwertigen Praliné- oder Tafelpackungen und den in Goldfolie verpackten Kamel-Hohlkörpern. Hier gibt es durchaus Varianten, die 19 oder 39 Euro kosten können.

Das liegt auch an der aufwendigen Papierverpackung der Tafeln, die doppelt bedruckt ist. Meist hole man im Marketing für die Verpackung drei verschiedene Angebote ein und nehme dann das günstigste. „Wir machen das anders herum: Wir nehmen das Teuerste“, berichtet van Almsick. Schließlich wolle er ein Produkt verkaufen, mit dem man auch bei der Schwiegermutter landen könne. Das bezahle der Kunde, denn er wolle etwas besonderes in der Hand halten.

Natürlich kann er sich vorstellen, auch andere Premium-orientierte Händler zu beliefern – sofern diese die Geschichte einer arabischen Schokolade verstehen und erzählen wollen. „Wir beobachten die deutsche Supermarktszene ganz genau und sind auch mit den entsprechenden Playern im Gespräch“, sagt er.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Auffallend: Die Platzierung im Duty-Free-Shop auf dem Flughafen von Dubai.
Bild öffnen Piornierarbeit: Die Qualitätsansprüche der Al Nassma- Macher erforderten gründliche Vorarbeit.
Bild öffnen Wertschöpfung: Die Kamel Hohlkörper werden für rund 20 Euro verkauft.
Bild öffnen Bewusst teuer: Auch die Verpackung ist hochwertig.
Bild öffnen Derzeit 100 Tonnen Kamelmilch- Schokolade: Es können aber gut bis zu 300 werden.

Neue Produkte