Die Preise für Kaffee steigen und steigen. Ein Grund: der Klimawandel. Extremwetter, Dürreperioden und die Ausbreitung von Pilzen und Schädlingen erschweren den Anbau und führen zu Ernteeinbußen. Nicht nur bei Kaffee und nicht nur im Globalen Süden. Lieferketten und Ernährungssicherheit sind weltweit zunehmend bedroht. Es braucht neue Ansätze, um die wachsende Bevölkerung zu versorgen.
Eine Lösung ist die Ermächtigung von Frauen im Globalen Süden. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara sind laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) 66 Prozent der erwerbstätigen Frauen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft beschäftigt, in Südasien sind es 72 Prozent. Bei gleichberechtigtem Zugang zu Land, Krediten und Betriebsmitteln könnten die Erträge auf den Betrieben um 20 bis 30 Prozent steigen, schätzt die FAO.
Frauenförderung als Schlüssel
So legen Unternehmen und Organisationen wie Fairtrade einen Schwerpunkt auf Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung in den Ländern. Seit Jahren schult Fairtrade über das Programm Women’s School of Leadership Frauen in Betriebswirtschaft, Verhandlungskompetenz und Finanzen. Immer mehr Kaffees aus Frauenkooperativen sind im deutschen Handel zu finden. Zum Weltfrauentag am 8. März hat Melitta einen Manufaktur-Kaffee aus einer Frauenkooperative in Indien herausgebracht. Die Kooperative besteht aus 146 Bäuerinnen, die rund 384 Hektar Land bewirtschaften und sich für Bildung und Klimainitiativen einsetzen. Durch den Kauf von Kaffee aus Frauenkooperativen fördert Melitta direkt die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Stärkung der Frauen im Agrarsektor.
Fyffes, Importeur tropischer Früchte, hat 2019 Geschlechterungleichheit und geschlechtsspezifische Gewalt als potenzielle Menschenrechtsrisiken in seiner Wertschöpfungskette identifiziert und Maßnahmen ergriffen, um dem entgegenzuwirken. Neu ist das audiobasierte Lernprogramm „Cultivating Equality: Stories of Women and Men“ (deutsch: Gleichberechtigung kultivieren: Geschichten von Frauen und Männern), das auf die Realität von Landarbeitern, ihren Familien und Gemeindemitgliedern zugeschnitten ist. Michaela Schneider, Fyffes Business Development Manager: „Frauen in Lateinamerika erleben eine Machokultur, in der von ihnen erwartet wird, den Löwenanteil, wenn nicht sogar die gesamte Betreuungsarbeit zu leisten.“ Und das nach einem langen Arbeitstag. Frauen erhielten deutlich geringere Gehälter, hätten kaum Chancen aufzusteigen. Das Trainingsprogramm richtet sich daher gleichermaßen an Männer und Frauen.
Weitere Lösungen für die Sicherung von Lieferketten lesen Sie hier: vom Anbau auf versalzten Böden über KI für afrikanische Kleinbauern und Alternativen für Kakao bis zur Erforschung alter Obst- und Gemüsesorten in Kunstwerken.
Studie
Wissenschaftler der finnischen Universität Aalto warnen im Fachmagazin Nature Food, dass der Klimawandel weltweit die Versorgung mit Nahrungsmitteln bedroht. Ohne Gegenmaßnahmen würden Ernten und Sortenvielfalt schrumpfen.