Fünf Fragen an ... Ein europaweiter Mega-Trend

Dr. Susanne Eichholz-Klein, Bereichsleiterin IFH Retail Consultants in Köln, zu Convenience-Facetten im Handel.

Sonntag, 26. Mai 2013, 22:00 Uhr
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Ein europaweiter Mega-Trend
Bildquelle: IFH

Der Begriff Convenience ist weit gefasst. In welchen Zusammenhängen ist er auf Handelsseite zu sehen?
Susanne Eichholz-Klein: Convenience im Sinne von „etwas Schwieriges einfach machen“ bzw. „etwas Unbequemes bequem machen“ heißt letztlich, den Konsumenten in seinem Alltagskonsum, dem Notwendigen, zu versorgen: Mit einfachen Produkten und Dienstleistungen und mit unkompliziertem Handel. Damit hat Convenience im Handel verschiedene Dimensionen: die Warengruppenebene, die Formatebene, also Convenienceformate im Sinne von Nahversorgerkonzepten und Convenience im Einkaufshandling aus Kundensicht.

Ist Convenience heute gleichzusetzen mit kleiner Fläche?
Auf der Formatebene werden Convenience- bzw. Nahversorgerkonzepte häufig gleichgesetzt mit kleiner Fläche, da das Sortiment sehr fokussiert ist auf die Sofortversorgung wie Tankstellen, professionell geführte Kioske, adaptierte Convenience-Sortimente in Getränkeabholmärkten, Bäckereien oder Metzgereien bis hin zum Kioskshop im Warenhaus. Seit ca. 2 bis 3 Jahren beschäftigt sich auch der Lebensmittelhandel wieder ausführlicher mit Convenienceformaten. Dabei haben die verlängerten Öffnungszeiten und das dichte Ladennetz in Deutschland dazu beigetragen, dass das klassische Conveniencegeschäft, die erwähnten Tankstellen, Kioske und Co., mittlerweile im Umsatz stagnieren.

Nahversorger mit hohem Servicegrad – verheißt das Wirtschaftlichkeit?
Dieses Format benötigt für eine wirtschaftliche Umsetzung ein großes Einzugsgebiet bzw. eine hohe Frequenz oder eine Region mit Versorgungslücken.

Ist Deutschland bezüglich des Convenience-Status in Europa immer noch hinten dran?
Länder wie Großbritannien und Irland sind bzgl. des klassischen Conveniencegeschäftes deutlich weiter. Dies ist u. a. darauf zurückzuführen, dass in Deutschland ein dichtes Ladennetz besteht und auch Super- und Verbrauchermärkte einen Teil der Nahversorgung übernehmen. Convenience ist ohne Zweifel einer der wesentlichen europaweiten Megatrends – aber wird unterschiedlich umgesetzt, und Convenience-Funktionen übernimmt heute vielfach auch die Schnellgastronomie bzw. die kleineren LEH-Flächen, wie z. B. in Osteuropa.

Sind die neuen City- und To-go-Formate wirkliche Triebfedern, oder werden Sie überschätzt?
In der Umsatzbedeutung sind die City- und To-go-Formate bisher relativ gering. Aber sie zeigen, mit welchen Konzepten sich der Handel heute auseinandersetzt, die dann auch in den klassischen Supermarkt integriert werden, denkt man beispielsweise an die High-Convenienceprodukte in den Eingangsbereichen der Supermärkte.