Vergleicht man das Kühlregal im Lebensmittel-Einzelhandel heute mit dem von vor einigen Jahren, fällt die Entwicklung eines Segments besonders auf: die der Ready-to-Drink-Kaffees. Der Coffein-Genuss für zwischendurch hat sich seinen festen Platz erobert. Mehr noch: Er stellt sich mittlerweile als auffällig dynamische Produktgruppe dar. „Wir beobachten beim R-T-D-Eiskaffee Wachstumsraten im Bereich Umsatz von knapp 10 Prozent, auf Basis Absatz von 12,4 Prozent“, sagt Thomas Müller, Nielsen-Experte für die Weiße Linie. Verglichen mit 2005 konnte der Absatz demnach um 80 Prozent, wertmäßig sogar um 95 Prozent wachsen. „Dies hat vor allen Dingen mit Preiserhöhungen und der Aufschaltung von wertschöpfenden Produkten zu tun“, erklärt Müller. Die Zahlen der Marktforschung werden von den Herstellern durch die Bank bestätigt. Jürgen Ramge, Bereichsleiter Vertrieb bei der Schwälbchen Molkerei Jakob Berz , berichtet beispielsweise von einem 20-Prozent-Wachstum im vergangenen Jahr. Die hessische Molkerei ist mit der Marke Caffreddo und dem Preiseinstiegsprodukt Grandioso! im Markt, wobei letzteres stärker zur Entwicklung beigetragen habe. Generell scheint die Kategorie preisgetrieben, wie die Anteilsgewinne der Handelsmarken zeigen: „Handelsmarken waren immer wichtig, nehmen aber hier in der Marktanteilsbedeutung weiter zu. Auf Basis Umsatz konnte der Marktanteil seit 2005 verdoppelt werden, liegt aber weiterhin unter 50 Prozent. Auf Basis Absatz konnte ebenfalls ein stetiger Anstieg verzeichnet werden. Dieser liegt bereits etwas über der Hälfte des Marktes“, sagt Nielsen-Experte Müller.
Sorgen scheint dies den Markenherstellern aber nicht zu bereiten. Diese vertrauen weiter auf ihre Stärken und geben sich selbstbewusst: „Die Handelsmarken machen einen großen Teil des Marktes aus und investieren auch stärker denn je in Aktionen in diesem Segment. Der Konsument wird in Zukunft immer Wert auf Qualität und Innovationen legen“, sagt Emmi -Marketingleiterin Suzan Durgut. Emmi erweitere und optimiere regelmäßig das Sortiment seiner Marke Caffé Latte, z. B. aktuell durch die Lancierung von Limited Editions. Besonders Nachhaltigkeit ist ein Thema, das die Konsumenten interessiert und welches von den Markenherstellern bedient wird. Auch Schwälbchen setzt, genau wie der Wettbewerber aus der Schweiz, auf Kaffee von Rainforest Alliance zertifizierten Farmen. Zudem wollen die Hessen einen Teil der Konsumenten für eine neue Light-Variante von Caffreddo gewinnen. Einzig die Volatilität auf den Rohstoffmärkten trübt die allgemein gute Stimmung bei der Industrie: „Die Hauptrohstoffe Milch und Kaffee steigen, wobei der Kaffeepreis uns mehr Sorgen bereitet als der Milchpreis. Der Kaffeepreis ist nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau, wenn auch nicht mehr auf dem Rekordhoch vom vergangenen Jahr“, erklärt Durgut. „Die Rohstoffsituation bei diesem Produkt ist unerfreulich, da die Rohkaffee- und Zuck erpreise stark gestiegen sind“, bestätigt auch Guido Egli, Chief Executive Officer von Mövenpick . Doch bei den Mövenpick-Kaffees, die als Premium-Produkte positioniert werden, preislich aber noch deutlich unter der Marke Starbucks liegen, gibt es keinen Grund zur Klage: Auch Mövenpick habe Marktanteile gewinnen können.
Kaffee Erfrischend erfolgreich
Ready-to-Drink-Kaffee aus dem Kühlregal konnte in den vergangenen Jahren stark wachsen. Getrieben wird die Kategorie hauptsächlich von den Handelsmarken.
Bildquelle: Carsten Hoppen
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