Tiernahrung Das Premiumsegment gewinnt weiter

In den Lockdownphasen erfüllten sich viele Menschen den Traum vom Haustier. Das alleine bringt schon mehr Umsatz. Doch die Kunden wählen auch für ihre Vierbeiner häufig nur das Beste.

Sonntag, 03. Oktober 2021 - Sortimente
Markus Wörmann
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In jedem vierten Haushalt lebt statistisch gesehen in Deutschland eine der etwa 16 Millionen Katzen, in jedem fünften einer der fast 11 Millionen Hunde. Im Jahr 2020 machten die Hersteller von Tiernahrung alleine mit diesen beiden Spezies ein Umsatzplus zwischen 4 und 6 Prozent gegenüber 2019. Da können Kaninchen, Hamster, Vögel und Fische nicht mithalten. Zwar gab es auch in diesen Segmenten Zuwächse. Die Volumina reichen aber in Summe nicht an die der Katzen und Hunde heran. Insgesamt setzt der Heimtierbedarf etwa 5,5 Milliarden Euro hierzulande um – Tendenz weiter steigend. Dabei ist der Lebensmitteleinzelhandel einschließlich Discount und Drogeriemärkte mit 61 Prozent der Hauptumsatzplatz. Über 2,1 Milliarden Euro wurden 2020 hier umgesetzt. Der Onlinehandel hinkt mit geschätzten 822 Millionen Euro laut Industrieverband Heimtierbedarf noch hinterher. Dabei zeigt gerade Branchenprimus Fressnapf, wie man stationär und online bedient.

Hersteller von Tiernahrung wie Nestlé Purina Petcare Deutschland mit Sitz in Euskirchen betrachten die Welt „omnichannel“. Für Geschäftsführer Huber Wieser sind die unterschiedlichen Vertriebswege über den Fachhandel, den LEH, durch E-Commerce oder auch im Direct-to-Consumer-Bereich natürlich am Ende auch entscheidend für den eigenen wirtschaftlichen Erfolg. „Wer sich am besten auf die Bedürfnisse der Menschen einstellt, wird wachsen“, ist sich Wieser sicher und wird für sein Unternehmen alle Wege weiter intensiv betrachten.

Noch wichtiger als der Vertriebsweg, und das hätte das Corona-Jahr 2020 noch einmal deutlich gezeigt, sei es daher, als Hersteller die Mensch-Tier-Beziehung in den Mittelpunkt der strategischen Überlegungen zu rücken. So sei deutlich erkennbar, dass die Tierbesitzer gerade für ihre Katzen und Hunde ein hohes Gesundheitsbewusstsein haben. „Produkte mit Gesundheitsmerkmalen haben ein deutliches Plus erfahren“, verrät Hubert Wieser im Gespräch mit Lebensmittel Praxis. Sei es eine verbesserte Hirnfunktion, gesunde Gelenke oder auch eine zusätzliche Zahnpflege – Futter muss heute mehr erfüllen, als die Tiere satt zu machen.

Der Katzenbesitzer und bekennende Hundefan sieht dadurch aber auch eine zunehmende Fragmentierung im Tiernahrungsbe‧reich. „Alleine die Altersphasen der Tiere stellen unterschiedliche Ansprüche an das Tierfutter. Darüber hinaus bedienen wir beispielsweise mit getreidefreien und anderen Varianten bestimmte diätische Anforderungen“, erklärt der gebürtige Österreicher. Bei Hunden spiele zusätzlich noch eine Rolle, ob es sich um eine kleine, mittlere oder große Rasse handelt. Alles Aspekte, die bei der Futterwahl aber auch der Beratung im stationären Handel eine wichtige Rolle spielen.

Die intensive Beratung der Kunden überlassen die Euskirchener aber nicht allein dem Handel. Auf der eigenen Homepage finden Tierbesitzer neben Antworten auf Fütterungsfragen – was man ja noch erwarten dürfte – auch viele Informationen zu Haltung, Erziehung, Pflege oder dem richtigen Umgang. Die Seitenzugriffe würden auch hier einmal mehr zeigen, dass man als Markenhersteller die Mensch-Tier-Beziehung nicht vernachlässigen dürfe.

Fressen à la carte
Mit Blick auf das Premiumsegment ist aber noch ein Trend weiterhin zu verzeichnen: Die Menschen wollen ihre tierischen Mitbewohner in aller Regel verwöhnen. Als eine Antwort darauf hat beispielsweise Nestlé Purina Petcare das Katzenfutter Gourmet Revelations vor Kurzem neu ins Regal gebracht. Nach dem Öffnen der 57-Gramm-Einzelpackung stürzt man den pyramidenähnlich geformten Inhalt vorsichtig auf den Napf- oder Tellerboden, und während man die Verpa‧ckung langsam hochzieht, ergießt sich bereits die schmackhafte Soße über das Mousse aus Rind, Thunfisch oder Huhn. „Perfekt geformt für eine exquisite Serviererfahrung“, nennt das der Hersteller. Dieses Produkt ist aber auch beispielhaft dafür, was die Kunden heute inhaltlich erwarten: ohne Farbstoffe, ohne künstliche Aromen und ohne Konservierungsstoffe. Und weil es auch auf die Verpa‧ckung ankommt, sollte diese zu 100 Prozent recyclingfähig sein. Hubert Wieser räumt ein, dass man beim Verpackungsthema auf einem guten Weg sei, aber noch nicht am Ende der Lernkurve. „Wir testen gerade eine Mono-Plastik-Verpackung, die zum einen den Recyclinggedanken erfüllt, aber auch unseren Anspruch an die Schutzfunktion einer Verpackung gegenüber dem Produkt“, erklärt der Geschäftsführer. Man werde damit vermutlich in zwei bis drei Jahren am Markt sein und damit auch dem Ziel, 2025 nur noch zu 100 Prozent recycelbare Verpackungen anzubieten, einen großen Schritt näherkommen.

Futter gegen Katzenallergie
Einen wirklich großen Schritt für alle Menschen, die auf Katzen allergisch reagieren, hat das Unternehmen vor einiger Zeit getan. Unter der Marke Pro Plan Liveclear stellt Nestlé Purina Petcare ein Katzenfutter her, das „Allergene auf Katzenhaaren und -schuppen um durchschnittlich 47 Prozent reduziert“, so das Unternehmen. Dabei bindet ein aus Eigelb gewonnenes Protein das Allergen „Fel d1“, das alle Katzen in ihrem Speichel produ‧zieren, und neutralisiert es. Über die tägliche Fellpflege bringen die Tiere das Allergen erst auf ihre Haare. Deshalb ist es eigentlich nicht ganz korrekt, wenn man von einer Katzenhaarallergie spricht. Mehr als zehn Jahre hat man an der Entwicklung des Futters geforscht. „Sie glauben gar nicht, wie viele Menschen man damit glücklich machen kann, weil sie entweder bisher keine Katzen halten konnten oder immer eine gewisse Distanz wahren mussten“, freut sich Hubert Wieser über diesen Durchbruch.

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