Frühstücksprodukte Wieder am Tisch

Dynamik bei den süßen Brotaufstrichen durch Neueinsteiger, Innovationen und die belebte Frühstückskultur in Corona-Zeiten. Honig erfährt eine Dynamik durch etablierte und neue Marken. Auch die Erdnussbutter ist im Expansionsmodus. Und die Regionalität ist langsam im Kommen.

Mittwoch, 27. Mai 2020 - Sortimente
Dieter Druck
Artikelbild Wieder am Tisch
Bildquelle: Getty Images

Die deutschen „Home-Officer“ frühstücken in diesen Zeiten verstärkt daheim. „Die Veränderungen im Alltag machen sich im Absatz unserer Produkte bemerkbar: So wächst der Konfitürenmarkt im Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) auf MAT-Basis wertmäßig um plus 4,2 Prozent gegenüber dem Vormonat. Der Anstieg lässt sich mit dem extrem kaufkräftigen März 2020 begründen, der aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen hohen Lebensmittel-Nachfrage einen starken Aufschwung beschert hat. Von der gestiegenen Nachfrage profitieren auch die Segmente Nuss-Nougat-Crèmes und Pflaumenmus“, sagt Oliver Böcker, Gesamtgeschäftsleiter Marke bei Zentis. Und die Hersteller süßer Brotaufstriche gehen ebenfalls davon aus, dass Verbraucher heute qualitätsorientierter kaufen, dabei vermehrt zu Premiumprodukten greifen und die Preissensibilität abnimmt.

Potenter Neueinsteiger bei Haselnusscremes
Das aktuelle Verhalten am Frühstückstisch berechtigt auch zur Hoffnung, dass Neues probiert wird. Davon geht man bei Mondelez International aus. Die Bremer haben trotz Pandemie am Launch der neuen Milka Haselnusscreme Ende März festgehalten. Damit bekommt das Segment der Nusscremes einen Neueinsteiger mit Marken- und Kommunikationsstärke sowie Schokoladen-Expertise, von dem man einiges erwarten kann. „Das erste Feedback von Handel und Konsumenten ist sehr positiv“, heißt es in Bremen. Gleiches gelte für die Markteinführungen in den Niederlanden und Österreich im Februar des laufenden Jahres. In Frankreich haben die Kollegen bei Mondelez bereits 2019 einen Brotaufstrich unter Milka eingeführt, aber mit einer anderen Rezeptur.

Im Vorfeld wurden hierzulande „aufwendige“ Tests durchgeführt, „um ein Produkt zu entwickeln, das zur Marke Milka passt.“ Für die Rezeptur wird Sonnenblumenöl verwendet. Am PoS kommen in der Einführungsphase Wobbler und Regalschienen, Gondelkopfplatzierungen, flexible Pappdisplays sowie permanente Aufbauten aus Holz und Plexiglas in verschiedenen Größen zum Einsatz. Neben TV-Spots über 18 Wochen wird zusätzlich auf breitflächiges Sampling als verkaufsfördernde Maßnahme gesetzt.

Zentis bringt seit Mai neben dem „aktuellen Highlight-Produkt 50 Prozent weniger Zucker - passiert“ auch zwei Erdnussbutter-Varianten in den Handel, die nicht nur als süße Brotaufstriche zu sehen sind, sondern auch als Geschmackskomponente in Müslis, in Bowls oder als Zutat in Currys, Saucen und Smoothies. Damit könnten sicherlich die Grenzen des traditionellen Erdnussbutter-Hotspots im westlichen Nordrein-Westfalen überwunden werden.

Die Schwartauer Werke sind mit den Haselnuss Crèmes unter der Marke Mövenpick im Handel präsent und registrieren viele neue Konzepte auf Herstellerseite, die gesündere oder nachhaltigere Ansätze verfolgen. So wird bei dieser Mövenpick-Range gänzlich auf Palmöl verzichtet. Außerdem würden im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern keine vorgefertigten Nusspasten verwendet, sondern Haselnüsse mit Kakao wie in der Schokoladenherstellung aufwendig conchiert, betont man in Bad Schwartau.

Auch der Aspekt Regionalität wird umgesetzt und damit dem Verbraucheranspruch nach Transparenz und nachvollziehbarer Herkunft Rechnung getragen. Im vergangenen Jahr kamen bereits 35 Prozent des Fruchteinkaufs bei den Schwartauer Werken aus Deutschland. Und bei der Range Schwartauer Hofladen kann der Konsument über einen QR-Code erkennen, von welchem Bauernhof die jeweilige Frucht kommt. Für den kommenden Herbst wird für die Marke Schwartau Extra der Launch einer neuen Produktreihe angekündigt.

Normalisierung in Sicht
Neues hat ebenso Grafschafter im Sinn „Zur Zeit arbeiten wir an verschiedenen Neuprodukten auf Basis des Rübenkrauts sowie an anderen Obstaufstrichen“, lässt Florian Stockhammer, Vertriebsleiter LEH & Marketing durchblicken. Man befinde sich in der Erprobungsphase. Die Marke Grafschafter und der „Goldsaft“ im Besonderen entwickeln sich wie der Gesamtmarkt für süße Brotaufstriche positiv, wobei „die Hamsterkäufe“ das Bild verzerren.

Simmler leitet aus der Corona-Pandemie „eine Chance auf die Rückbesinnung zum Naheliegenden“ ab und geht davon aus, dass Regionalität und Nachhaltigkeit weiter an Bedeutung gewinnen werden. „Die Verbraucher werden in den kommenden Jahren verstärkt nachhaltige und natürliche Lebensmittel einfordern“, ist sich Geschäftsführerin Uta Simmler sicher.

Traditionelle Werte sind gefragt
Dazu passt die künftige Positionierung von Simmler als „Sonnenschein-Marke“, wobei Nachhaltigkeitsaktivitäten und Merkmale wie Regionalität aber auch die handwerkliche Tradition verstärkt kommuniziert werden. Das wird seit April bei allen Werbeaktivitäten und bei den Produkten im Rahmen eines Relaunches aller LEH-Artikel umgesetzt.

Darbo, Marktführer bei Konfitüren und Honig in Österreich, entwickelt sich im deutschen Markt kontinuierlich weiter und hat auch im Segment Honig hierzulande Fuß gefasst. „Wir erleben den Honigmarkt als zunehmend fragmentiert und recht dynamisch“, sagt Firmenchef Martin Darbo. Wichtige Impulse gehen aus seiner Sicht derzeit von neuen Sorten und saisonalen Produkten aus. „Als Premiumanbieter profitieren wir von dieser Entwicklung und haben uns als feste Größe im deutschen Honigmarkt etabliert.“

Ein zentraler Ansatz am PoS sind für Darbo Verbundplatzierungen und Themenpromotions - von der Kombination Sekt und Konfitüren für das Muttertagsfrühstück, über zuckerreduzierte Fruchtaufstriche in Kombination mit Cerealien für Ernährungsbewusste bis hin zu ganz traditionellen Verbindungen wie Honig und Milchprodukte

Mehr Dynamik im Honigregal
Die Friedrich Göbber GmbH ist mit der Marke Glück seit 2019 im Honigmarkt als nationaler Anbieter mit sechs Sorten vertreten. „Wir schreiben in dieser Kategorie als junge Marke das emotionale, bewährte und erfolgreiche Konzept unserer Fruchtaufstriche fort und haben für Dynamik im Honigregal gesorgt“ sagt Torsten Teufert, Geschäftsführer Vertrieb. Hohe Qualität und zeitgemäße Verpackung, ohne Etiketten dafür mit Zweitnutzen für Käufer, nennt er hier als Ankerpunkte. Die Distribution entwickle sich seit dem Launch der Marke vor rund drei Jahren kontinuierlich weiter, ebenso das Sortiment, das 18 Sorten vereint. Im Mai sind vier neue Fruchtsorten mit Heidelbeere und rote Traube bei den stückigen Varianten sowie Holunder und Süßorange bei den passierten Produkten hinzu gekommen.

Vielfalt und Abwechselung waren und bleiben die Treiber im Markt, gleich ob Krise oder nicht.

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