Bananen Bananen-Produktion: Angst vor Krankheit - Chiquita

Die Bedrohung ist real: Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis ein Pilz mit Namen TR4 die Anbaugebiete in Mittel- und Südamerika erreicht. Welche Gegenmaßnahmen treffen die Anbauer? Gibt es Alternativen zur Cavendish, der wichtigsten Exportbanane?

Freitag, 30. Januar 2015 - Sortimente
Heidrun Mittler
Artikelbild Bananen-Produktion: Angst vor Krankheit - Chiquita
Platanos von den Kanarischen Inseln mit braunen Flecken auf der Schale
Bildquelle: Shutterstock

Chiquita argumentiert ähnlich: „TR4 ist zwar eine massive Bedrohung, aber auf unseren Plantagen noch nicht relevant. Wir beschäftigen uns aus wissenschaftlicher Sicht damit und betreiben Prävention“, sagt Ernst Schulte, der bis Jahresbeginn Managing Director bei der Chiquita Deutschland GmbH in Duisburg war und sein Amt mittlerweile an Marc Speidel abgegeben hat.

Auch alle anderen Produzenten, die auf die LP-Anfrage geantwortet haben, sind sensibilisiert. Ralph Fischer, Experte bei Inter Weichert in Hamburg, fasst es so zusammen: „In Zentral- und Südamerika gibt es derzeit noch kein akutes Problem.“ Fischer, der sich schon sein ganzes Berufsleben mit Früchten beschäftigt, ist überzeugt, dass die Cavendish nicht innerhalb weniger Jahre komplett vom Markt verschwindet. Denn anders als im vergangenen Jahrhundert bei der Gros Michel gebe es heute „weitaus bessere technische Möglichkeiten“ zum Schutz der Plantagen.

Aber: Die Sporen des Pilzes, so bestätigen Wissenschaftler, sind enorm aggressiv, schon kleinste Mengen reichen aus, um eine Pflanzung zu infizieren. Deshalb lautet das erklärte Ziel, „die Verschleppung zu vermeiden und generell Bodenerreger nicht von einer Plantage zur nächsten zu tragen“, so Michaela Schneider von Fyffes. Für den Bioanbau, der in Ländern wie Kolumbien, Ecuador, Peru und der Dominikanischen Republik betrieben wird, sind diese Vorsorgemaßnahmen noch erheblich wichtiger. Fyffes bezeichnet sich selbst als führenden Vermarkter für Bio-Bananen in Europa. Die Mitarbeiter auf den Plantagen sollen zum Beispiel ihre Schuhe in einem Bad desinfizieren, bevor sie eine Plantage betreten, gleiches gilt für Transport-Container und Arbeitsmaterialen.

In die gleiche Richtung geht die Forderung von Univeg Deutschland. Manfred Pülm, Sustainability Coordinator der Univeg-Gruppe, sagt: „Da es derzeit keine Behandlungsmöglichkeiten gibt, bleibt den Produzenten nur, auf eine sehr gute Hygiene in der Finca zu sorgen, um das Einschleppen zu verhindern.“ Das Unternehmen San Lucar weist darauf hin, dass man kein Pflanzenmaterial von außerhalb verwenden, sondern nur Pflanzen aus zertifizierten Baumschulen einsetzen sollte.

Wenn die Bananenstauden aber erst einmal befallen sind, wird es schwierig. Der Pilz lebt im Boden, dringt über die Wurzeln in die Pflanzen ein, unterbricht die Flüssigkeitszufuhr und lässt sie verdorren. Derzeit steht kein Gegenmittel zur Verfügung, eine „Heilung“ für die betroffenen Bäume ist also nicht in Sicht. Im Ernstfall gibt es nur eine Lösung: eine neue Variante, die unempfindlich gegen den Erreger TR4 ist.

Die Züchtung neuer Bananensorten ist viel schwieriger als bei Äpfeln oder anderem Obst. Der Grund: Die Cavendish trägt keine Samen im Fruchtfleisch, die man zu Kreuzungen verwenden kann. Eine Zucht mit traditionellen Mitteln ist aufwändig und dauert lange, Gentechnik könnte die Suche beschleunigen. An einigen Universitäten wird derzeit intensiv an diesem Thema geforscht, erfolgversprechende Ergebnisse aber sind bislang noch nicht veröffentlicht geworden.

Weltweit sind etwa 1.000 verschiedene Bananensorten bekannt. Die Frage ist nur, ob sie dem Geschmack der Westeuropäer zusagen. Und ob sie so beschaffen sind, dass sie den Transport vom Herkunftsland nach Europa unbeschadet überstehen. Bei den drei rechts im Bild gezeigten Produkten ist das der Fall, wobei man einschränken muss: Die Kanarischen Platanos sind im deutschen Handel teilweise ein schwieriges Produkt, weil sie bei der Anlieferung bereits braune Flecken auf der Schale tragen (die laut der Produzenten durchaus als Qualitätsmerkmal anzusehen sind). Die deutschen Konsumenten aber suchen nach äußerlich makellosen Früchten.

Der Niederländer Gert Kema arbeitet als Forscher an der Universität in Wageningen seit Jahren an widerstandsfähigen Bananen. Er weiß, dass der Pilz kaum zu kontrollieren ist, hat aber noch keinen Ersatz für die Cavendish gefunden. Kema spricht von einem „globalen Problem“, fordert eine konzertierte Aktion aller Beteiligten. „Tausende Hektar Cavendish sind bereits zerstört“, schreibt er auf www.panamadisease.org. „Viele werden folgen, wenn wir die Panamakrankheit nicht stoppen können.“

„Wir müssen sofort handeln“, fordert zugleich Fazil Dusunceli von der Ernährungs-Organisation der Vereinten Nationen FAO. In vielen Entwicklungsländern gehören Bananen zu den Grundnahrungsmitteln. Fehlen sie, bedeutet das dort: Hunger.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Der ganze Stolz des Arbeiters auf der Plantage: eine Handvoll Bananen. Geerntet auf der Finca Magdalena in Puebloviejo, Ecuador.
Bild öffnen Platanos von den Kanarischen Inseln mit braunen Flecken auf der Schale
Bild öffnen Bananen wachsen an Stauden. Die 35 bis 50 kg schweren Büschel werden mit grüner Schale geerntet und per Schiff nach Europa verfrachtet.
Bild öffnen Die Gefahr lauert im Boden: Der Pilz dringt über die Wurzeln ein und lässt die Pflanzen verdorren. Die im Bild gezeigte Plantage ist nicht befallen.
Bild öffnen Babybananen
Bild öffnen grüne Kochbananen

Neue Produkte

Viel gelesen in Hersteller

HIT Produkte 2023

Im Gespräch - Hersteller