Fertigkuchen Mehr Transparenz am Kuchenregal

Wahlfreiheit für Konsumenten: Die Verbraucherschutzminister sind dafür, auch bei verarbeiteten Eiern die Haltungsform der Hennen auf der Produktverpackung zu nennen. Viele Hersteller von Fertigkuchen setzen hierzulande schon länger Eier aus Bodenhaltung ein. Kommuniziert wird dies jedoch nicht offensiv.

Freitag, 27. Juni 2014 - Sortimente
Susanne Klopsch
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Nur Thüringen stimmte dagegen: Fast einstimmig votierten im Mai die Verbraucherschutzminister der Bundesländer bei ihrem Treffen dafür, dass Hersteller auch bei verarbeiteten Produkten wie Fertigkuchen oder Keksen die Herkunft der verwendeten Eier auf der Packung angeben sollen. Sie beauftragten die Bundesregierung, sich auf EU-Ebene dafür einzusetzen. Verbraucherschützer hatten sich schon lange für eine derartige Deklaration stark gemacht, um dem Konsumenten am PoS eine Wahlmöglichkeit zu geben. Schließlich habe sich der Kunde bei rohen Eiern schon lange entschieden: In Deutschland stammen inzwischen mehr als 90 Prozent der lose verkauften Eier aus Boden-, Freiland- oder Ökohaltung.

Nach Angaben des Bundesagrarministeriums sind hierzulande zwei Drittel der Legehennen in Bodenhaltung untergebracht, meist in großen Gruppen mit mehreren tausend Tieren. Etwa 16 Prozent der Legehennen leben in Freilandhaltung, bei der die Tiere noch einen zusätzlichen Auslauf haben, 8 Prozent leben in ökologischer Haltung. In den sogenannten Kleingruppen, in denen in einem Käfig etwa 65 Tiere untergebracht sind, werden etwa 12 Prozent der Tiere gehalten. Neben den schon erwähnten Verbraucherschützern spricht sich auch der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) für eine Kennzeichnungspflicht von Eiprodukten und Verarbeitungseiern aus: Nur so könne verhindert werden, dass Eier aus in Deutschland nicht zugelassenen, nicht tierschutzkonformen Haltungssystemen als Bestandteil zum Beispiel von Nudeln oder Keksen doch auf deutschen Tischen landeten, erklärte ZDG-Vizepräsident Dr. Bernd Diekmann schon im Herbst 2012. Nun also liegt der Spielball sozusagen bei der EU. Wann das Ansinnen der deutschen Minister europaweit umgesetzt werden könnte, das ist derzeit allerdings nicht absehbar.

Doch die Hersteller von Backwaren wie Fertigkuchen sind natürlich mitnichten untätig geblieben. Dies zeigte eine kurze Umfrage der Lebensmittel Praxis: Viele haben den teils sehr komplexen und sich meist über Jahre hinziehenden Umstellungsprozess schon vor Jahren begonnen bzw. abgeschlossen und meist komplett auf Eier aus Bodenhaltung umgestellt. Sehr unterschiedlich sind hingegen die Wege der Kommunikation dieses Umstands: Für Dr. Oetker ist die Haltungsform der Hennen, deren Eier verarbeitet werden, nur eines von sehr vielen Themen, die die Verbraucher interessierten, sodass die Verpackung als Transportmedium für die Informationen ausscheide. Im Internet haben die Bielefelder daher ihre Einkaufsstandards und Qualitätsversprechen hinterlegt. Bahlsen informiert ebenfalls via Internet oder über soziale Medien, dass ausschließlich Eier aus Bodenhaltung für die Rezepturen von Kuchen und Keksen verwendet werden. Auch Kuchenmeister, wo Eier aus Bodenhaltung eingesetzt werden, ist grundsätzlich für Transparenz bei der Information der Kunden über die verwendeten Inhaltsstoffe. Aber die Soester stellen sich die Frage, wo diese Informationen sinnvoll platziert werden. „Schon heute sind Zutatenliste und Nährwertangaben auf Lebensmittelverpackungen sehr komplex und stellen nicht selten eine Überforderung für den Konsumenten dar“, sagt Uwe Trockels, Mitglied der Kuchenmeister Geschäftsleitung und zuständig für Produktentwicklung und Rohstoffeinkauf. Er plädiert dafür, wichtige Grundinformationen auf der Verpackung darzustellen, verbunden mit dem Hinweis, dass der Konsument tiefergehende Informationen auf der Internetseite finde. Derzeit werde der Einsatz von Bodenhaltungseiern auf den Kuchenmeister-Produkten nicht kommuniziert, ausgelobt werde dies in der Regel nur, wenn ein Kunde dies für seine Eigenmarke wünsche. Mondelez verarbeitet für seinen Fertigkuchen hauptsächlich Halbfertigprodukte wie Ei-Pulver oder Flüssig-Ei aller gängigen Haltungsformen aus Deutschland und anderen EU-Ländern. „Die Betriebe, die unsere Lieferanten mit Eiern beliefern, sind zur Einhaltung der in der EU und in Deutschland geltenden Tierschutzbestimmungen verpflichtet“, betont Heike Hauerken, Pressesprecherin Mondelez International.

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