Erst Corona, dann der Krieg gegen die Ukraine – der Milchmarkt stand Kopf. Auch im Bio-Bereich?
Florian Zielinski: Ja, auch dort. Waren zuvor Kontraktverhandlungen ein- bis zweimal im Jahr, saß man nun plötzlich im Vier-Wochen-Rhythmus beieinander. Die Preise am Regal hielten da teilweise nicht mehr Schritt.
In dieser Situation hatte sich die Berchtesgadener Molkerei entschlossen, die Endverbraucherpreise stabil zu halten. Eine gute Entscheidung?
Wir wollten mit dieser Aktion verhindern, dass psychologische Preisgrenzen fallen. Leider war das kurzfristig gesehen nicht ganz erfolgreich, da biologische Lebensmittel gemieden wurden. Aber langfristig haben wir dadurch insgesamt Kundenbindung betrieben.
Aktuell schauen Verbraucher stark auf den Geldbeutel. Handelsmarken boomen. Auch bei Bio-Milch?
Das können wir für unsere Marke so nicht bestätigen. Gehen wir von 2019 als letztes „normales“ Jahr aus, sehen wir aktuell ein Absatzplus bei unseren Bio-Markenartikeln.
Zu einem aktuellen Thema: der Steuerbefreiung von Milchsammelwagen. Worum geht es?
Milch und Milchprodukte zählen zu den Grundnahrungsmitteln. Daher ist die Steuerbefreiung gerechtfertigt. Günstige Lebensmittel, im Inland produziert, sichern die Versorgung der Bevölkerung und machen uns als Land unabhängig und in Krisenzeiten sicherer.
Lässt sich ganz konkret beziffern, um wie viel Geld es sich bei Ihrer Molkerei handelt?
Die Kostenersparnis durch die Steuerbefreiung beträgt 556 Euro pro Jahr und Fahrzeug. Das wären also zusammen 15.000 Euro Zusatzkosten, wenn die Steuerbefreiung wegfallen würde.
Dann sprechen wir doch gleich noch über ein weiteres leidiges Thema: die Maut.
Nach den extrem gestiegenen Energie-, Verpackungs- und Personalkosten in den letzten drei Jahren ist die Mauterhöhung eine weitere extreme Zusatzbelastung für die Molkerei. Milch und Milchprodukte sind aber kühlpflichtig. Ohne Lkw geht da nichts.
Was müsste ein Liter mehr kosten, wenn die erhöhten Mautgebühren 1 : 1 weitergegeben werden würden?
Nehmen wir einen Transport nach Fulda an, also rund 1.000 Kilometer. Ist zum Beispiel H-Milch geladen, dann sind das auf 1 Liter Milch umgerechnet 0,7 Cent Mehrkosten, bei Flaschenmilch dagegen schon 1 Cent, denn bei letzterer ist die Palettenauslastung aufgrund der Flasche viel schlechter.
Zur Person
Florian Zielinski ist Verkaufsleiter der Bio-Sparte bei den Milchwerken Berchtesgadener Land. Am besten schmeckt ihm Milch als Schaum auf dem Cappuccino und Sahne als Schicht zwischen Schokoboden und Kirschen in der Schwarzwälder Kirschtorte.