Milchpolitik „Faire Preise per Verordnung – geht das denn überhaupt?“

Das Özdemir-Ministerium will darüber bestimmen, was ein fairer Milchpreis ist. Es droht das nächste Bürokratiemonster.

Dienstag, 21. Februar 2023 - Molkereiprodukte
Markus Wörmann
Artikelbild „Faire Preise per Verordnung – geht das denn überhaupt?“
Bildquelle: Maren Strehlau

Ende 2021 haben noch die Landwirte vor den Zentrallägern demonstriert und auf Schildern 40 Cent für einen Liter Milch gefordert. 2022 hätten die Molkereien gefragt, ob sie diese Schilder bekommen könnten.

Mit diesem Bild eines volatilen Milchmarktes eröffnete Peter Stahl, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes und Chef der Hochland-Molkerei, den Milchpolitischen Frühschoppen in Berlin. Fast alle großen Milchverarbeiter, Vertreter der Landwirtschaft und – zumindest im Publikum – auch die des Lebensmitteleinzelhandels trafen sich zu einer spannenden Podiumsdiskussion zur Frage: Was sind faire Preise? Und kann die Antwort eine Verordnung geben, so wie es sich Landwirtschaftsminister Cem Özdemir vorstellt?

Bürokratie könnte zunehmen
Derzeit werden rund 70 Prozent der deutschen Milch über Genossenschaften eingesammelt und vermarktet. Der Rest geht über Milchkaufverträge an Händler, Privatmolkereien oder ebenfalls Genossenschaften, wenn der Landwirt dort kein Mitglied ist. In beiden Varianten gibt es keine verbindlichen Absprachen zu Preisen oder Liefermengen.

Doch genau das könnte durch die Anwendung des „Artikels 148 der Gemeinsamen Marktorganisation“ demnächst vorgeschrieben werden. Auf dem Podium fanden sich Befürworter und Gegner eines solchen Markteingriffs. Peter Guhl von den „Freien Bauern“ sieht einen Vorteil von festen Preisen für feste Mengen beispielsweise für ein Jahr. So lasse sich seitens der Landwirtschaft besser planen. Werner Giselbrecht von Hochland entgegnete, dass es nichts bringe, „wenn ich nur einen Teil der Supply Chain im Griff habe“. Der LEH müsste dann gegenüber den Molkereien ebenfalls bereit sein, über einen längeren Zeitraum verbindliche Preise zu zahlen. Das sei nicht zu erwarten. Außerdem habe der Markt mit einem sehr hohen Milchpreis von 60 Cent im letzten Jahr gezeigt, dass das Prinzip von Angebot-und-Nachfrage greife.

Eckard Heuser, Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes, sieht bei der jetzigen Ampelregierung die Gefahr, in ein Jahr der Regulierung zu kommen. „Die deutsche Milchwirtschaft gerät in den Sog überbordender Bürokratie“, sagte er im Anschluss an den Milchpolitischen Frühschoppen. Bei immer mehr Dokumentationspflichten und Auflagen drohe die Gefahr, dass noch mehr Landwirte die Lust am Kühemelken verlieren.

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