Britischer Käse Cheddar erreicht neue Kundengruppen

Langsam fasst Cheddar in Deutschland Fuß. Die Jugend schätzt ihn, weil er schön auf Pizza und Toast, in Tacos und Burgern schmilzt. Käseliebhaber präferieren die alten, gereiften Sorten.

Dienstag, 21. Februar 2023 - Molkereiprodukte
Dr. Friederike Stahmann und Elke Häberle
Artikelbild Cheddar erreicht neue Kundengruppen
Bildquelle: Ornua Deutschland

Die Brexit-Querelen haben zwar die Beziehungen zwischen Europa und dem Vereinigten Königreich stark beansprucht – doch die Royals, Fish and Chips, Tea Time, James Bond und Pubs symbolisieren weiterhin für uns Deutsche britischen Lebensstil und Authentizität. Und auch ihr Käse – Cheddar (im britischen Käse-Ranking unangefochten auf Platz 1) – gewinnt immer mehr Freunde bei uns. So stieg der Gesamtabsatz des britischen Käseklassikers im SB-Bereich der Hart- und Schnittkäse zwischen 2017 und 2021 zweistellig auf 11.000 Tonnen (Quelle: Nielsen, betrachtete Märkte: LEH und Drogerien). „Auch wenn der Markt zuletzt stagnierte, gehen wir auch weiter von einer steigenden Bedeutung im Käsesegment aus“, so Andreas Duwe, Head of Brand bei Hochland. Als Grund für seine positive Einschätzung nennt er die allgemein steigende Nachfrage nach würzigen Käsesorten in den letzten Jahren. Geschmacklich passt Cheddar genau in diese Range: als junger Käse eher mild-säuerlich, mit zunehmender Reife aber dann kräftig und herzhaft.

Aber nicht nur geschmacklich ist der britische Käseklassiker ein Chamäleon. Mal ist der Käseteig orange, mal hellgelb, mal grün. Auf jeden Fall ein echter Eyecatcher im Kühlregal. Die orangegelbe Färbung bekommt der Cheddar durch den hohen Rahmanteil der Milch oder aber – und das ist eher die Regel als die Ausnahme – es wird mit dem Pflanzenfarbstoff Annatto nachgeholfen. Einen Einfluss auf Geschmack und Aroma hat der Farbstoff nicht. Ganz anders als einige Sorten, die mit Kräutern versetzt werden, was dem Käse neben einem grünen Aussehen auch noch zusätzliche Aromen verleiht. Wein oder Bier, Whiskey, Portwein oder pikante Gewürze: Cheddar lässt sich mit vielem abrunden. Der britische Hang zum Exzentrischen spiegelt sich auch in den Wachsschichten um die meist kleinen Cheddar-Käselaibe wider. Ob schwarz, ob rot, grün, blau oder gelb – die Engländer lieben ihren Käse farbenfroh.

Weltweit kommt Cheddar aber in den meisten Fällen als rindenlose Blockware auf den Markt. Geschnitten, gerieben oder auch am Stück (in den USA sogar aus der Flasche). Dass er sich in den letzten Jahrzehnten international zur verbreitetsten Käsesorte entwickelt hat, ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass er bei großen Fast-Food-Ketten in aller Welt auf Cheeseburgern und Co. zum Einsatz kommt – ob in Australien, den USA, Südafrika oder Deutschland. Und auch weltweit produziert wird.

Wo wir bei der Zielgruppe wären. Burger, Pizza und Überbackenes funktionieren nicht nur im Take-away-Bereich und im Außerhausverzehr, sondern auch zu Hause. Cheddar gehört daher bei vielen inzwischen auf die Einkaufsliste. „Mit unserem Cheddar sprechen wir insbesondere jüngere Zielgruppen und Käsekenner an“, weiß Insa Rücker, Leiterin Markenführung und Kommunikation bei der gleichnamigen Molkerei mit Sitz in Ostfriesland, um ihre Kundschaft.

Dass „vor allem junge Konsumenten den würzigen Geschmack sowie die Vielseitigkeit in der Anwendung schätzen“, bestätigt auch Verena Schley für die Marke Kerrygold, den Marktführer im wachsenden Geschäft mit Cheddar-Käsescheiben.

Zum Snacken und auf’s Brot
Cheddar-Anbieter in Deutschland haben aber nicht nur die Fast-FoodAffinen im Blick. Hochwertigere Produkte – dann meist aus Großbritannien – sollen weitere Käsekenner ansprechen. Zum Snacken, auf die Käseplatten und auf’s Brot. So setzt man bei Cathedral City, einem britischen Produkt, das seit 2021 vom Allgäuer Familienunternehmen Hochland im DACH-Gebiet vertrieben wird, auf „Verbraucher, die nach einem würzigen Käse suchen und gerne Neues ausprobieren“, beschreibt es Andreas Duwe.

Ganz auf Tradition setzt Savencia bei ihrem „Premium Cheddar Extra Mature“, der das rot-gelbe Siegel für die geschützte Ursprungsbezeichnung trägt. „Bei British Heritage behandeln wir unseren Käse wie ein Erbe, ein regionales Kulturgut wie die Landschaften unserer Heimat“, ist auf der Homepage nachzulesen.

Die meisten im deutschen Lebensmittelhandel angebotenen Cheddar-Varianten sind im Kühlregal zu finden. „Für eine schnelle Durchsetzung und die Markenpräsenz fokussieren wir uns auf das SB-Regal im ersten Schritt“, begründet es Andreas Duwe für Cathedral City. Auch Rücker ist mit seinem Ostsee-Cheddar in Scheiben im Kühlregal zu finden, „weil wir auf eine tendenziell jüngere Zielgruppe abzielen“, begründet dies Insa Rücker. Auch die Varianten von der grünen Insel und von Savencia sind überwiegend als SB-Waren zu finden.

Eher selten findet man kleine, bunte Cheddar-Laibe in der Käsetheke. Dann entweder die in Handarbeit hergestellten Cheddars aus Somerset, Devon, Dorset und Cornwall mit der geschützten Ursprungsbezeichnung oder aber geschmacklich besonders ausgefallene Sorten mit Jalapeno (mexikanische Paprikasorte) und Knoblauch oder in der Mischung „Paprika, Chili und grüner Pfeffer“.

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