Danone Weit mehr als Gerede

Danone legt sich kräftig ins Zeug, um nachhaltiger zu werden, und orientiert sich dabei an den UN-Nachhaltigkeitszielen. Die von DACH-Chef Richard Trechman ausgerufenen Ziele sind ambitioniert, der Kurs ist stramm.

Freitag, 26. März 2021 - Molkereiprodukte
Elke Häberle
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Bildquelle: Getty Images

Ein zentraler Punkt für Danone in Deutschland ist das Thema Food Waste: „Unser oberstes Ziel lautet: Möglichst alles wird vor dem Verlust gerettet. Das gilt sowohl für verzehrfertige Produkte als auch Rohstoffe wie Milch, Früchte etc.“, sagt Richard Trechman, Geschäftsführer DACH bei Danone im Gespräch mit der Lebensmittel Praxis. Dabei lasse man sich in allen Bereichen, die man selbst verantwortet, messen. Aber: „Wir schauen uns die gesamte Wertschöpfungskette an und initiieren Projekte entlang dieser.“

Ursprünglich sollten bis zum Jahr 2030 (bezogen auf 2016) 50 Prozent weniger Lebensmittel- und Rohstoffverluste bei Danone entstehen, jetzt hat Trechman noch einmal nachjustiert und die Zügel angezogen: „Wir haben uns dieses Jahr noch strengere Ziele gesetzt und wollen in der Produktion und der gesamten Supply Chain bis Ende dieses Jahres unsere Lebensmittelverluste um 30 Prozent und bis Ende 2025 um 50 Prozent reduzieren.“ Damit wäre das Ziel in der Hälfte der ursprünglich vorgesehenen Zeit erreicht.

Und wie sollen diese Ziele umgesetzt werden? Seit vielen Jahren ist Danone Partner der Tafel Deutschland e. V., spendet Produkte mit sehr kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum an regionale Tafeln und unterstützt die gemeinnützige Organisation beim Aufbau der Onlinespendenplattform.

Verbraucher sensibilisieren
Seit Ende 2019 ist Danone Partner der MHD-Kampagne „Oft länger gut“ der Initiative Too Good To Go. „Im September 2020 haben wir damit begonnen, auf den Activia-Joghurtbechern deutlich darauf hinzuweisen, dass das Produkt auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) noch genießbar sein kann. Denn das Produkt ist ‚oft länger gut‘: Hier gilt es, seine Sinne zu nutzen und das Produkt anzuschauen, zu riechen und ein kleines bisschen zu probieren“, so Trechman. Das Ziel sei auch, die Verbraucher aufzuklären und zu sensibilisieren, schließlich würden im Segment Joghurt insgesamt „größere Mengen entsorgt“.

Seit letztem Jahr arbeitet Danone auch mit Sirplus zusammen, einem deutschlandweit agierenden Impact-Start-up, das sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt und Produkte mit geringer MHD-Restzeit vor der Verschwendung „rettet“. Das bedeutet konkret: Über Sirplus werden überschüssige Danone-Produkte zurück auf den Weg zum Kunden gebracht, indem sie in den angeschlossenen „Rettermärkten“ angeboten werden.

Ebenfalls gegen Food Waste zielt der im Juni 2020 von Danone gelaunchte „Clearance Sale“-Onlineshop, der sich primär an Großhändler richtet, die Bedarf an Produkten mit verkürztem MHD haben – beispielsweise Kantinen, Krankenhäuser, Kasernen und Bildungseinrichtungen. „Wir sind mit der Akzeptanz unseres digitalen Clearance-Sale-Shops sehr zufrieden und verzeichnen seit Einführung des Onlineshops eine Verdoppelung der Verkäufe, das heißt des Anteils der Produkte, die über den Clearance-Kanal einen Abnehmer gefunden haben“, so Trechman. Der Fokus des Clearance-Kanals liege dabei klar auf der Vermeidung von Lebensmittelabfällen und nicht auf der Steigerung des Gewinns. „Unsere Produkte im Clearance-Kanal werden deshalb auch weit unter den Selbstkosten angeboten“, betont Trechman.

„Wir freuen uns, dass wir mit diesem Clearance-Sale-Onlineshop aktuell für 2021 einer der drei Nominierten für den von der Bundesregierung vergebenen ,Zu gut für die Tonne Award‘ im Bereich Digitalisierung sind! Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Trechman weiter.

Für mehr Planungssicherheit
Und auch mit dem Handel arbeitet Danone konsequent und Hand in Hand an der Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. Hier kommen Programme wie „Joint Forecasting“ und eine gemeinsame „Portfolioanalyse“ zum Zuge, mithilfe derer Einkaufsketten und Lagerhaltung optimiert werden sollen. „Durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit großen Einzelhändlern ist es uns gelungen, heute in gemeinsamer Mengenplanung – dem sogenannten Joint Forecasting – und erweitertem Datenaustausch von Lagerbeständen und Abverkaufszahlen den tatsächlichen Bedarf besser zu antizipieren und mehr Planungssicherheit zu gewinnen“, erläutert der Manager. Dadurch würden Überproduktionen reduziert, der Zeitraum zwischen Produktion und Anlieferung verkürzt, und die Produkte kämen so „frischer“ in den Handel. In der Portfolioanalyse wiederum schaut sich Danone zusammen mit dem Handelspartner an, ob der gelistete Produktmix und die angelieferte Kartongröße zu den Abverkäufen passen. Trechman: „Manche Handelspartner stellen uns hierzu auch ihre Lebensmittelabschriften auf Artikelebene zur Verfügung. Wir können dann zum Beispiel sehr gezielt die Anzahl der Sorten in einem Karton anpassen, wenn wir sehen, dass sich eine bestimmte Sorte von Fruchtjoghurt besser entwickelt als eine andere.“

Die Initiativen zeigen Wirkung: Über sämtliche Marken hinweg konnte Danone hierzulande bis Ende 2019 bei den Endprodukten – also in der Supply Chain – eine Reduzierung von mehr als 25 Prozent erreichen. Vergangenes Jahr kam die Einsparoffensive coronabedingt allerdings etwas ins Stocken, beziehungsweise es kam zu Schwankungen in der Nachfrage nach Activia, Actimel, Dany &. Co und zu Verschiebungen in den Absatzkanälen. So sei beispielsweise im Großhandelsbereich die gesamte Nachfrage zeitweise komplett weggebrochen, während die Nachfrage im Einzelhandel gestiegen sei. Trechman: „Der abgestimmte Fokus mit unseren Handelspartnern lag ganz klar auf einer Sicherstellung der Verfügbarkeit der Grundversorgung.

Neuprodukteinführungen mussten kurzfristig verschoben werden, obwohl bereits die Produktion angelaufen war. Hier konnten wir aber trotz aller Bemühungen nichts reduzieren.“ Dennoch hält der Manager an „30 Prozent weniger Food Waste bis Ende 2021“ fest. „Durch die Arbeit an der Erhöhung der Flexibilität in unseren Produktionsprozessen und durch eine sehr gute Abstimmung mit dem Handel bezüglich der Mengenplanung können wir uns das ehrgeizige, aber realistische Ziel bis Ende dieses Jahres setzen“, ist er überzeugt.

Recycelbare Verpackungen
Gemäß dem übergeordneten Ansatz, sich in den Bereichen messen zu lassen, die direkt von Danone Deutschland verantwortet werden, steht natürlich auch das Thema „Verpackung“ auf der Agenda. Bis 2025 sollen sämtliche Verpackungen wiederverwendbar oder recycelbar sein, derzeit sind es nach eigenen Angaben etwa 50 Prozent. So kommen beispielsweise ab dem zweiten Halbjahr 2021 bei den Big Pots von Activia plant-based Schritt für Schritt keine Plastikdeckel mehr zum Einsatz, es wird über Mehrweg-Lösungen nachgedacht und gemeinsam mit Partnern aus der Entsorgungswirtschaft nach Materialien gesucht, „die künftig das Potenzial haben, in Kreisläufen geführt zu werden“.

Auf Verbraucherseite wiederum sollen bis Ende des ersten Halbjahres 2022 auf sämtlichen Verpackungen Hinweise zur korrekten Entsorgung integriert werden. Danone meint es ernst.
Ungeachtet der Freisetzung von Konzernchef Emmanuel Faber in Frankreich setzt Danone Deutschland seinen „grünen“ Weg fort.

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