Wie fast alles hat auch die Milch einen Wert und einen Preis. Im besten Fall sind beide identisch und alle zufrieden, doch davon kann keine Rede sein. Die Milchbauern sind sehr unzufrieden, die Molkereien führen den Weltmarkt und das Überangebot ins Feld, der Handel denkt an seine Kunden und den Preiskampf mit seinen Wettbewerbern, der Verbraucher greift häufig trotz bester Absichten und theoretischer Beteuerungen massenhaft beim Preiseinstieg zu. Seit Jahren ist das so. Selbst das Ende der Milchquote, also der staatlichen Mengenregulierung, hat daran nichts geändert. Das rief das Bundeskartellamt auf den Plan, das sich nun Lieferbeziehungen und Kräfteverhältnisse zwischen Molkereien und Milchbauern genauer ansieht.
Der Erzeugerpreis je Liter Milch sinkt nach Ansicht des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) in Kürze auf unter 20 Cent. Jüngst abgeschlossene Verträge zwischen Molkereien und dem LEH ließen es laut Handel zu, die Preise für die Endverbraucher spürbar zu senken, bei Trinkmilch etwa um 10 ct/l von knapp 60 auf knapp 50 ctt/l. Die Branche rechnet damit, dass auch andere Molkereiprodukte günstiger werden. Wer Standard-Artikel herstellt, hat es schwer.
Selbst große Eigenmarken-Hersteller wie die Molkerei Gropper, die jahrelang zufrieden war, sucht Auswege, Rücker, einst wie Gropper als Eigenmarken-Hersteller bekannt, produziert seit einigen Jahren auch Markenartikel. Edeka Südwest gibt regionalen Landwirten künftig eine Preisgarantie. Die Zahlungen für Markenprodukte der regionalen Molkereien in ihrem Absatzgebiet will sie (zeitlich befristet) unverändert lassen. Den Königsweg aus der Preis- und Abhängigkeitsfalle heraus, den gibt es nicht. In Süddeutschland mit seinen oft geografisch bedingten kleineren Höfen stehen die Chancen, sich schneller anpassen zu können (auf Bio oder das Thema Regionalität) besser als in Norddeutschland mit seinen Großbetrieben, wo Investitionen gleich in höhere Euro-Dimensionen vorstoßen. Wie es laufen kann, zeigen österreichische Heumilch-Produkte. Ihr Umsatz legte 2015 um 3,5 Prozent auf mehr als 109 Mio. Euro zu, obwohl der Gesamtmarkt um 2 Prozent schrumpfte.
Nils Nöppert, Bei Galeria Kaufhof als Category Manager u.a. für Molkereiprodukte zuständig
„Wie in anderen Sortimentsbereichen auch bleibt Regionalität bzw. eine fest definierte Herkunft ein großes Thema. Gefragt sind außerdem zunehmend Alternativ-Artikel zu Kuhmilch wie z. B. Schaf- oder Ziegenmilch-Artikel, Produkte aus Weidemilch sowie Vollfett-Joghurt mit ‚Geschmack‘. Bei Galeria Kaufhof reduzieren wir die typischen, ‚großen’ Marken und wollen dafür eher mit kleinen, regionalen Betrieben zusammenarbeiten.“
Edeka
Der Trend geht eindeutig weg von fettreduzierten Sorten. Vollfetter Joghurt ist und bleibt in. Naturjoghurt steigt immer noch extrem. Bio-Artikel, Produkte aus Ziegen- und/oder Schafmilch sowie Produkte aus Weidemilch wachsen. Wir suchen bei Produkten und Eigenmarken intensiv nach Möglichkeiten, uns von unseren Wettbewerbern differenzieren zu können.
Penny
Die „Light-Euphorie“ ebbt ab. In den Fokus rücken nun bei den Milch- und Molkereiprodukten verstärkt Produkte aus den Bereichen „Functional Food“ und „Genuss“. Neben dem klassischen Naturjoghurt sehen wir eine verstärkte Nachfrage nach High-Protein-Produkten. Gleiches gilt für Veggie- und Vegan-Produkte wie Soja- oder Lupinenjoghurt. Laktosefreie Produkte gehören ebenfalls in diese Kategorie. Kunden greifen verstärkt zu Produkten, die einen sehr hohen Genussfaktor haben wie griechischer Joghurt mit einem Fettgehalt von 8 Prozent. Der Trend geht auch in Richtung höherwertige Puddings wie Sahne- oder Grießpudding. Im Hinblick auf die Eigenmarken setzen wir den Schwerpunkt derzeit bei dem Thema „Superfruit“ und versuchen z. B. Chiasamen, Quinoa, Leinsamen, Acai in unsere Eigenmarken-Joghurt-Ranges aufzunehmen.
Heinrich Weck, bei Kaiser’s Tengelmann im ‧Category Management 3 u. a. zuständig für den ‧Bereich Mopro ‧Weisse Linie
„Zu den Treibern der Saison zählen die Fußball-EM und Sommerpromotion, im Bereich der gelben Linie außerdem Aktionen mit Grillkäse. Vegan und Bio bleiben gefragt. Trends wie diese sollten am besten mit Wertschöpfung vermarktet werden, bei EM- und Saisonartikeln wird der Aktions- und Vermarktungszeitraum die Preispolitik bestimmen. Neueinführungen und Sortimentserweiterungen erwarte ich im Bereich Vegan, da das Potenzial in dieser Kategorie noch ausbaufähig ist.“
Das läuft!
Produkte und Themen, die gefragt sind Die LP hat Einkäufer im Bereich Mopro Weiße Linie, Kaufleute und Unternehmenszentralen befragt, welche Trends sie für diesen Sommer ausmachen und erwarten.
- Vollfetter Joghurt
- Naturjoghurt
- Produkte aus Heumilch
- Produkte aus Weidemilch
- Milch-Mix-Getränke
- echter, griechischer Joghurt
- Produkte aus Schafund/ oder Ziegenmilch
- High-Protein-Produkte
- Soja-/Lupinen-Joghurt
- Fußball-EM-/Sommer-/Jubiläumsaktionen