Soziale Marken „Viva con Agua ist nicht nur Spielerei“

Die Kunden bleiben den teureren sozialen Marken auch während der Inflation treu. So zumindest die Erfahrung bei Viva con Agua. Ein dichteres Brunnennetz bietet jetzt neue Möglichkeiten.

Dienstag, 28. Mai 2024, 07:03 Uhr
Tobias Dünnebacke
Artikelbild „Viva con Agua ist nicht nur Spielerei“
Bildquelle: Timo-Voß

Die soziale Marke Viva con Agua scheint gut durch die Wirren von Krieg und Inflation gekommen zu sein. Im Produktportfolio der gleichnamigen GmbH, der operativen Einheit des gemeinnützigen Vereins Viva con Agua de Sankt Pauli, befinden sich Mineralwasser, Klopapier sowie Seife.

Vor allem im Getränkesegment passiert derzeit viel. Geschäftsführer Mario Klütsch will durch eine noch regionalere Brunnenstruktur Logistikkosten sowie CO2-Ausstoß senken. Hauptabfüller für den Norden, dem Stammgebiet der Marke, ist der Husumer Mineralbrunnen. Im Süden wird Viva con Agua von der Fürstlich Bissinger Auerquelle hergestellt. Nun sollen innerhalb dieses Jahres auch der Westen und Osten aufgeschaltet werden. „Die Kombination aus einer sozialen, national starken Marke und regionaler Abfüllung sehen wir als Alleinstellungsmerkmal und Erfolgsformel für die Zukunft“, so Klütsch.

Die GmbH selbst nimmt Geld lediglich über die Lizenzgebühren von den Brunnen ein, die das Wasser herstellen und vertreiben. Aktuell sind dies je nach Gebinde rund 6 bis 10 Cent. So kamen im vergangenen Jahr bei einem Absatz von 39 Millionen Flaschen über 3 Millionen Euro rein. Einen Teil davon kann der Verein für gemeinnützige Zwecke verwenden. Hierzu zählt beispielsweise der Bau von Brunnen in Uganda und Äthiopien. Die GmbH arbeitet ohne Listungsgebühren, Verträge, Werbekos­tenzuschüsse oder Freiware.

Das Produkt der Firma ist also die Story. Und die kommt vor allem beim urbanen, jungen Publikum an. „Es ist uns dabei aber wichtig, dass unser Alleinstellungsmerkmal nicht ist, ‚hip‘ zu sein, sondern dass wir immer wieder auf die Geschichte und den Zweck der Marke hinweisen“, so Klütsch. Zum Wettbewerb hat er dabei ein offenkundig entspanntes Verhältnis. „Wir bieten eine Alternative zu den konventionellen Produkten. Je mehr es davon gibt, desto besser“, so der Geschäftsführer mit Blick auf das Umfeld mit anderen sozialen Marken wie Share oder Charitea.

Inflation hat wenig geschadet
Doch wenden sich Verbraucher in Zeiten hoher Inflation nicht von den in der Regel etwas teureren sozialen Marken ab? „Ein klares Jein“, erklärt Klütsch hierzu. „Das ist immer abhängig von Produkt und Vertriebskanal. Im Handel haben die Verbraucher beim Klopapier eher zum Preiseinstieg gegriffen, das haben auch wir gespürt. Beim Wasser gab es teilweise Effekte beim GdB-Gebinde. Aber jetzt sehen wir wieder Wachstum.“ Trotz der hohen Teuerungsraten der vergangenen Jahre habe die Wassermarke insgesamt kaum gelitten. 2023 sei laut Klütsch vielmehr das stärkste Jahr der Unternehmensgeschichte gewesen, mit einem Umsatzwachstum von 15 Prozent auf 3,2 Millionen Euro.

Diese Zahlen seien durch eine Kombination von guten Absätzen, vor allem in der Gastronomie, und höheren Lizenzgebühren erzielt worden. Das Wachstum beim Wasser setzt sich aktuell (per April) mit einem Absatzplus von 12 Prozent fort. „Wir wollen nicht großspurig auftreten, aber wir stehen finanziell gut da und sind noch lange nicht am Ende. Unsere Marke ist mehr als nur eine Spielerei“, so der Geschäftsführer.

Im Blick hat Klütsch jetzt die nationale Listung bei weiteren Handelsketten. Neben der neuen Brunnenstruktur soll dabei auch ein gestärktes Vertriebsteam helfen, welches sich innerhalb der letzten drei Jahre nahezu verdoppeln hat. Bisher steht Viva con Agua national bei Alnatura im Regal. Bei Rewe und Edeka ist die Marke vor allem regional erhältlich – mit deutlicher Nord-Dominanz.

Ausbau des B-to-B-Geschäftes
Neben dem Handelsgeschäft bewegt sich auch im B-to-B-Bereich etwas. So wurde eine Kooperation mit Brita, dem hessischen Hersteller von Wasserfiltern, bekannt gegeben. Das Hauptaugenmerk der Kooperation liegt auf dem Angebot von Wasserspendern mit eigenem Branding durch Viva con Agua. „Diese Art der Trinkwasserversorgung bietet Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen, Hotels, Pflegeeinrichtungen und Restaurants die Möglichkeit, gefiltertes und frisches Wasser anzubieten“, heißt es. Der Spender zeichne sich nicht nur durch die Brita-Technologie aus, sondern auch durch sein Design, das auf die gemeinnützige Arbeit von Viva con Agua hinweist. Unternehmen können den Spender samt Flaschen mieten. 30 Euro fließen dabei monatlich an die GmbH.

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