Regierungspläne Wenig Gegenliebe für Werbeverbote

In Berlin trafen sich die Top-Manager der Getränkebranche sowie politische Entscheidungsträger zum Dialog. Gesprächsstoff gab es genügend.

Sonntag, 23. Juli 2023 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Wenig Gegenliebe für Werbeverbote
Bildquelle: wafg

Wer ein Gespür für die derzeit heißen Themen der Getränkeindustrie bekommen will, muss nach Berlin zum sogenannten Frühjahrsmeeting der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg) fahren. Auch in diesem Jahr traf sich das Who’s who der Branche, um untereinander und mit politischen Entscheidungsträgern zu diskutieren.

Neben den Energiepreisen, der Dekarbonisierung der Wirtschaft und der Inflation war natürlich das von Bundesminister Cem Özdemir im Februar vorgestellte Gesetzesvorhaben für die Beschränkung von Werbung von vermeintlich ungesunden Lebensmitteln ein „heißes“ Thema. Wenige Stunden bevor Alexander Bartz, MdB (SPD), sowie Mechthild Heil, MdB (CDU), im Helix Hub in Berlin die Bühne betraten, wurde ein zweiter Entwurf zu dem umstrittenen Gesetzesentwurf durchgestochen. Darin hieß es unter anderem, dass das Werbeverbot im Fernsehen für besonders schädliche Snacks und Getränke von 6 bis 23 Uhr an allen Tagen vorgesehen sei (mittlerweile gibt es dazu eine entschärfte neue Fassung). Bartz versuchte dann in der von Dr. Detlef Groß (wafg) moderierten Podiumsdiskussion, die Gemüter ein wenig zu beruhigen. „Ja, wir wollen Kinder schützen, denn Kinder mit Übergewicht von heute werden nach Ansicht von Experten ihr Leben lang gesundheitliche Nachteile haben, und wir als Gesellschaft bekommen dann in 30 bis 40 Jahren ein Problem. Aber wir reden nicht davon, Tiefkühlpizza, Schokolade oder zuckerhaltige Getränke zu verbieten.“ Mechthild Heil entgegnete in der Debatte, dass es sinnvoller sei, Geld für Aufklärung und zur Förderung gesunder Lebensmittel und Sport in die Hand zu nehmen. „Aber das dauert, kostet Geld und ist schwieriger, als Dinge einfach zu verbieten“, so die CDU-Politikerin. Darauf reagierte SPD-Mann Bartz leicht pikiert: „Sie haben unsere Ernährungsstrategie nicht richtig gelesen, denn hier spielt Aufklärung gerade in Kitas und an Schulen eine wichtige Rolle.“

Unverständnis im Publikum
Im Publikum stießen die Aussagen von Bartz auf wenig Gegenliebe. „Die Getränkebranche forscht seit vielen Jahren intensiv an zuckerfreien und -reduzierten Rezepturen. Wenn wir solche Produkte nicht mehr bewerben dürfen, dann werden wir auch kein Geld mehr in die Forschung und Entwicklung investieren“, sagte etwa Stefan Müller, Geschäftsführer Marketing bei der Hassia Gruppe. Andere Teilnehmer äußerten Bedenken ob eines möglichen Verlustes von Arbeitsplätzen, beispielsweise im Marketing oder bei PR-Agenturen. Laut dem aktuellen, kurz vor Redaktionsschluss bekannt gewordenen Vorschlag sollen die Werbeclips werktags von 17 bis 22 Uhr untersagt sein, eine Entschärfung also. Ausnahmen von Werbeverboten sollen zudem für Milch und Fruchtsäfte gelten. Wie die Lebensmittel Praxis aus FDP-Kreisen erfuhr, ist ein Werbeverbot in Druck-Erzeugnissen, auch wenn diese theoretisch Kindern zugänglich sein könnten, ausgeschlossen.

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