Der Kunstkenner könnte wahrscheinlich Stunden über das neue Design von Underberg sprechen. Der Laie sollte zumindest ein berühmtes Gemälde von Caspar David Friedrich erkennen. „Popart meets deutsche Romantik“ heißt das Konzept, mit dem Semper idem Underberg aus Rheinberg seinen Klassiker feiern will. Die Spirituose, die in diesem Jahr 175 Jahre alt wird, soll somit auch für eine jüngere Zielgruppe attraktiver werden, ohne die „alten“ Verwender zu verschrecken.
Dabei hätte der historische Bitter eigentlich keine Sonderwerbung nötig. In einem Marktumfeld, das sich in den vergangenen Jahren deutlich zugunsten von internationalen Spirituosen und zulasten deutscher Traditionsprodukte entwickelt hat, konnte Underberg gegen den Trend wachsen. Während der Gesamtmarkt Kräuter-Bitter sich in 2020 zwar gut (plus 7 Prozent). aber einstellig entwickelte, konnte Underberg mit 12,7 Prozent fast zweimal stärker wachsen (LEH+DM+C&C, Umsatz, YTD). Der wertmäßige Marktanteil stieg auf 22,1 Prozent.
Laut Underberg-Vorstand Thomas Mempel kann eine Marke wie Underberg zumindest im Handel während der Corona-Pandemie durchaus profitieren. „Wir beobachten allgemein eine höhere Wertschätzung für Essen und Trinken. Die Verbraucher nehmen sich mehr Zeit für ihre Mahlzeiten und die Planung der Einkäufe, und Themen wie Regionalität und Authentizität haben an Bedeutung gewonnen“, so Mempel gegenüber der Lebensmittel Praxis. Besonders erfreulich für die Rheinberger: Die Marke wuchs im LEH und Discount nicht nur über Promotions, sondern auch beim klassischen Regal-Geschäft.
Während es im Handel also läuft und die aufmerksamkeitsstarke Jubiläums-Edition jetzt zusätzlich Effekte bringen dürfte, läuft es in der Gastronomie erwartungsgemäß weniger rund. „Unser Gastronomievertrieb Teamspirit konnte aufgrund der allgemeinen behördlichen Auflagen in den zurückliegenden Monaten nur noch sehr eingeschränkt arbeiten“, erklärt Mempel. Als Konsequenz seien der Gastronomie-Kundenstamm und der beliefernde Fachgroßhandel nach der fast einjährigen Schließung gleichermaßen hart betroffen. „Uns fehlt fast der ganze Absatzbereich. Die Gastronomie ist für uns nicht nur Mengenträger, sondern auch ein wichtiger Kanal für Wertschöpfung und Markenerlebnisse. Diese kann der LEH naturgemäß nicht kompensieren“, sagt Mempel.
Die Umstellung der 12er-, 4er- und 30er-Packungen von Underberg erfolgt fließend seit Mai. Packungsgrößen und Inhalt aller Verkaufseinheiten bleiben gleich, ebenso alle technischen Daten und EAN-Codes.