Vio Das deutsche Vittel?

Die Erfolgsmarke Vio wird für Coca-Cola zum Problemfall. Grund ist der geplante Bau eines dritten Brunnens. Mit Vittel ist Lüneburg aber nicht zu vergleichen.

Freitag, 09. Oktober 2020 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Das deutsche Vittel?
Bildquelle: Coca Cola

Der Widerstand gegen die Test-Bohrung eines neuen dritten Brunnens von Coca-Cola in Reppenstedt (Landkreis Lüneburg) weitet sich aus. Nachdem bereits im August breit über den Protest einer Bürgerbewegung berichtet wurde kommt jetzt die nächste (mediale) Hiobs-Botschaft für den Weltkonzern: Die Aktivistin Karina Timmann konnte auf der Internetplattform change.org 92.000 Unterschriften gegen das Vorhaben sammeln. Auch wenn solche Aktionen natürlich keinen Einfluss auf behördliche Genehmigungen haben: gut sieht das nicht aus.

Zur Erinnerung: Coca-Cola will in Lüneburg mehr Mineralwasser für seine Marke Vio fördern. Der Grund liegt auf der Hand. Das Mineralwasser ist neben Coke Zero eine der derzeitigen Erfolgsstorys des Getränkeriesen. Die Nachfrage steigt und Erweiterungen der Range, wie Schorlen in Bio-Qualität, verkaufen sich gut genug, um am Markt zu bestehen. Coca-Cola unterhält in der Hansestadt bereits zwei Brunnen für die Förderung. Mit dem dritten Brunnen, der derzeit getestet wird, soll die Menge von 350 Millionen auf 700 Millionen Liter pro Jahr verdoppelt werden. Ein normales Vorgehen, findet der Brausehersteller.

„Wir wollen die Produktion am Standort Lüneburg ausbauen“, erklärt eine Unternehmenssprecherin. Die Untere Wasserbehörde verteile die Rechte und Coca-Cola fördere nur 1,6 Prozent der insgesamt genehmigten Menge im Land. „Wir fördern nur eine verhältnismäßig geringe Menge Wasser und es ist für uns eine Grundlage für das Wirtschaften in der Region, wo wir seit 40 Jahren sind“, betont sie.

Wasserknappheit kein Thema
In einem von Coca-Cola zum Thema erstellten Dossier heißt es, dass der betroffene Grundwasserkörper „Ilmenau Lockergestein links“ nach Abzug aller genehmigten Entnahmen aktuell rund 5,45 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr für eine Nutzung im Landkreis Lüneburg enthalte. Demnach führe eine zusätzliche Wasserförderung für Vio nicht zu Wasserknappheit. Die von Timmann initiierte Petition fordere im Grunde bereits geltendes Recht beziehungsweise behördliches Vorgehen bei der Vergabe von Wasserrechten. Hintergrund: Die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung habe Vorrang vor gewerblicher Nutzung. Sollte die Trinkwasserversorgung beeinträchtigt sein, könnten Wasserrechte beschränkt und auch ganz zurückgenommen werden.

Dies würde eine Situation wie im französischen Vittel ausschließen. Dort wird seit Jahren um ein Defizit beim Grundwasser gestritten, für das der weltweit größte Nahrungsmittelkonzern Nestlé verantwortlich ist. Eine Kommission hatte Anfang des Jahres den Vorschlag gemacht, das Trinkwasser für die Bevölkerung von Vittel und Umgebung soll über eine Pipeline aus einer 15 Kilometer entfernten Gemeinde im Osten von Vittel gepumpt werden. Geschätzte Kosten: 15 bis 30 Millionen Euro. Verbraucher- und Naturschützer laufen dagegen Sturm.

Anmerkung: Die Pipeline Lösung in Vittel wurde mittlerweile verworfen. Nun wurden durch die zuständige Wasserbehörde, als neues Lösungsvorgehen, konkrete Reduzierungsmaßnahmen für alle Wassernutzer kommuniziert. Alle wesentlichen Nutzer - Nestlé Waters inklusive - haben Zugeständnisse gemacht, die zu der notwendigen Reduzierung beitragen. Das kollektive Ziel ist, die Wiederherstellung des Gleichgewichts der Bonne Source bis 2027. 

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