Drogerieartikel Selbst angerührt

Plastiksparen ist in. Warum also nicht plastikfrei putzen? Start-ups, die Lösungen über Tabs oder Konzentrate anbieten, gelingt der Sprung vom eigenen Onlineshop in die Regale des stationären Handels.

Freitag, 26. Februar 2021 - Drogerieartikel
Susanne Klopsch
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Bildquelle: Getty Images

Sind Tabs die Zukunft beim Geschirrspülen, Wäschewaschen oder Bodenreinigen? Das Thema Plastiksparen hat jedenfalls im lukrativen Markt der Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel (WPR) einige Start-ups auf den Plan gerufen. Sparpotenzial bietet die Verpackung – auf Mikroplastik verzichten Everdrop, Blaue Helden, Klaeny oder Twentyless in Tabs beziehungsweise Konzentraten sowieso. Plastik gespart wird durch hoch konzentrierte Wirkstofftabletten, die der Kunde im Set mit Flasche plus passendem Verschluss kauft. Tab rein, die angegebene Wassermenge drauf, fertig sind Reiniger und Co. Nachgekauft werden muss nur noch die Reinigungstablette oder das Konzentrat.

Als Pionier in diesem Segment sieht sich Markus Winkler. Seine Marke Biobaula ist breit aufgestellt: „Das Starter-Set besteht aus den Öko-Reiniger-Tabs für Glas, Bad und Boden, die auch einzeln erhältlich sind.“ Zudem gibt es etwa Allzweck-, Küchen- sowie Hygienereiniger in Tab-Form sowie Öko-Wasch-Tabs für die Wäsche. In der Pipeline sind ein Spülmittel sowie eine Handseife. „Wir forschen ständig weiter, um für immer mehr Lebensbereiche wirklich nachhaltige Lösungen zu schaffen.“ Biobaula-Produkte sind Ecocert- und Flustix-zertifiziert (ohne Mikroplastik).

Auch der Vertrieb ist breit aufgestellt: Biobaula-Geschäftsführer Winkler ist es wichtig, „dass wirklich jede Person die Möglichkeit hat, auf ökologisch wertvolle Reinigungsmittel ohne Plastik-Umverpackung umzustellen“. Da ist mehr nötig als ein Onlineshop. Die Produkte gibt es stationär bei Müller, Budni und bei dm in Österreich. Weitere Handelspartner sind unter anderem die Bio-Supermärkte Basic und Denn’s. „Bei Edeka ist die Verfügbarkeit bereits in den Regionen Südwest, Südbayern und Minden Hannover gegeben, weitere folgen“, sagt Winkler.

Zur Kundenkommunikation werden vor allem die sozialen Netzwerke genutzt. Für den Einzelhandel bietet Biobaula Produktaufsteller an sowie Schulungen für die Mitarbeiter.

Die Idee macht Schule: Start-ups wie Everdrop aus München oder Klaeny aus Berlin haben in den vergangenen Monaten ihre Marken zunächst via Internet aufgebaut. „Aktuell ist unsere große Stärke der Direktvertrieb und der damit verbundene enge Kundenkontakt“, sagt Nicolas Pless, einer der Klaeny-Gründer und Geschäftsführer. Kommuniziert wird via Social Media oder E-Mail. Auf etwa 110.000 Follower bei Instagram bringt es das Start-up Everdrop, wie Chris Becker aus dem Gründer-Trio sagt. Die Münchner arbeiten zudem mit Influencern zusammen. Extrem wichtig ist sowohl für Pless als auch für Becker der Kundendialog: Er ist wertvolles Feedback für Produktentwicklung und Marktforschung.

Unbemerkt vom LEH lief das alles nicht ab. „Der Handel hatte in der Tat schon früh Interesse“, sagt Pless. Doch die Gründer wollten sich erst auf den Aufbau der Marke und die Stärkung der Onlinekanäle konzentrieren. Erste stationäre Erfahrungen sammelte das Klaeny-Team in Unverpackt-Läden und Boutiquen. Und wie sieht es im LEH aus? „Erste Kooperationen sind bereits eingeleitet“, sagt Pless und nachdem die Vorarbeiten geleistet seien, „sind wir jetzt gut aufgestellt, das Thema Lebensmitteleinzelhandel umzusetzen.“

Sortiment angepasst
Everdrop sammelte mit Tchibo erstmals Erfahrungen mit Anforderungen und Prozessen des stationären Handels. Und kommt wichtige Schritte weiter in Richtung LEH. „Schon in den kommenden Wochen wollen wir mit ausgewählten Partnern starten – mit einem speziell auf den Handel ausgerichteten Sortiment und PoS-Konzept“, sagt Chris Becker. Vertriebspartner ist unter anderem Rossman, wo es die Produkte in etwa 1.066 Verkaufsstellen geben wird. Die Putzmittel-Tabs mit Ecocert-Siegel werden bei Alnatura angeboten, „und zusammen mit Edeka Südwest testen wir unser neues Putzmittel-Starter-Kit und Refill-Tabs in ausgewählten Filialen“, sagt der Mitgründer.

Everdrop hatte sich laut Becker zuletzt stark auf die Produktweiterentwicklung konzentriert: „So konnten wir bereits die zweite und deutlich verbesserte Generation der Putzmittel-Tabs launchen und mit unseren Partnern eine komplett neue Papierverpackung entwickeln.“ Zudem wurde die Supply Chain stabilisiert und Prozesse skalierbar aufgestellt.

Neue Darreichungsformen anzubieten und Plastik zu sparen hat sich auch Henkel für seine Marke Love Nature vorgenommen (siehe Interview auf dieser Seite).
Seit August 2020 bietet dm tabbasierte WPR von Blaue Helden an. Ein Konzept, das die Kunden gut annahmen, wie Sebastian Beyer sagt, Geschäftsführer Marketing und Beschaffung. Inzwischen werden die Produkte weiterentwickelt, „um eine verbesserte Wirksamkeit zu erreichen“. Neben Blaue Helden gibt es ein Putz- und Reinigungsmittel unter der Eigenmarke Denkmit nature als Tab-Konzept. Auch dieses entwickle sich sehr positiv, werde derzeit aber ebenfalls überarbeitet, so Beyer.

Investoren steigen ein
Auf einem flüssigen Konzentrat basiert das Konzept von Twentyless. In der Sendung „Höhle der Löwen“ sicherte sich Gründer Eike Meyer einen Deal mit Investor Ralf Dümmel. Das Produkt – eine Glasflasche mit Reinigerkonzentrat sowie eine Sprühflasche – wird seit Oktober 2020 bei Netto verkauft. Angeboten werden Allzweck-, Sanitär- und Glasreiniger. Netto spricht von einer „positiven Kundenresonanz für das Produkt“, ohne weitere Details zu nennen.

Vegan, ohne Mikroplastik, biologisch abbaubare Inhaltsstoffe, ohne Plastikumverpackung: Tab- oder konzentratbasierte Konzepte treffen derzeit den Zeitgeist und sprechen Kundengruppen an, die nicht primär auf den Preis schauen.

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