Beiersdorf Schulterschluss fürs Klima

Eine Mammutaufgabe: Beiersdorf arbeitet global an der Überarbeitung der Produktverpackungen. Das Ziel: Die Reduktion seiner weltweiten CO2-Emissionen um 30 Prozent bis 2025.

Sonntag, 07. Mai 2023 - Verpackung
Matthias Mahr
Artikelbild Schulterschluss fürs Klima
Bildquelle: Beiersdorf

Care Beyond Skin heißt die Nachhaltigkeitsagenda bei Beiersdorf. Seit 2020 stellt das Unternehmen der Weltmarke Nivea mit seinen ökologischen Engagements den Klimaschutz in den Mittelpunkt. Dabei sieht das ambitionierte Klimaziel bis 2025 mindestens 30 Prozent weniger Treibhausgasemissionen absolut betrachtet und entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Scope 1, 2 und 3) im Vergleich zum Basisjahr 2018 vor.

Zur kurzen Erklärung: Scope 1 umfasst die direkte Freisetzung klimaschädlicher Gase im eigenen Unternehmen, Scope 2 beinhaltet die indirekte Freisetzung klimaschädlicher Gase durch Energielieferanten, und Scope 3 enthält die indirekte Freisetzung klimaschädlicher Gase in der vor- und nachgelagerten Lieferkette.

Auf dieses Ziel zahlen nach Angaben von Eva Bredehorst, Global Packaging Sustainability Managerin bei Beiersdorf, andere Ziele wie zum Beispiel der sogenannte globale Plastic Pledge ein. Dabei geht es um die Verringerung der CO2-Emissionen durch nachhaltigere Kunststoffverpackungen. Beiersdorf hat sich viel vorgenommen: Bis 2025 sollen 50 Prozent weniger erdölbasierte Neukunststoffe eingesetzt werden, zudem streben die Hamburger bis dahin an, 30 Prozent recyceltes Plastik in den Verpackungen zu verwenden. Und nicht weniger wichtig: „ 100 Prozent unserer Verpackungen wollen wir dann wiederverwendbar, wiederbefüllbar oder recyclingfähig gemacht haben“, sagt die Verpackungsingenieurin Bredehorst.

Das Ringen um Post-Consumer-Recyclate
Eine große Herausforderung ist und bleibt für global agierende Unternehmen die Recycling-Infrastruktur, die sich von Land zu Land unterscheiden kann, nicht weit genug entwickelt ist oder sogar noch fehlt. Die Folge ist: Die Menge der Post-Consumer-Recyclate bleibt knapp, die Beschaffung von Mengen und hochwertigen Qualitäten ist ein schweres Unterfangen. „Dabei darf das recycelte Verpackungsmaterial keinesfalls die Sicherheit unserer Hautpflegeprodukte beeinträchtigen“, betont sie. Aber auch die Integration der recycelten Kunststoffe in die Produktionsabläufe fordert die Ingenieure im Beiersdorf-Konzern.

Eva Bredehorst mahnt dringend weltweite Investitionen in die Infrastruktur an, damit die Bemühungen der Unternehmen zu realen Verbesserungen der globalen Recyclingquoten führen und letztlich die Kreisläufe tatsächlich geschlossen werden können. Wichtig seien deshalb Kooperationen innerhalb der Industrie und über Branchen hinweg sowie strategische Partnerschaften mit Lieferanten. „Nur, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, können wirklich innovative, neue und nachhaltigere Ansätze auch Erfolg haben, in die Breite getragen werden und große Veränderungen bewirken“, weiß die Global Packaging Sustainability Manager. Jeder einzelne Player sei alleine nur bedingt in der Lage, etwas zu verändern. „Es ist eine Mammutaufgabe, die es zu bewältigen gilt. Die Transformation des Status quo klappt nur im Schulterschluss“, lautet ihr Fazit.

Industriestandards werden benötigt
Deshalb arbeitet Beiersdorf im CosPaTox-Konsortium mit. Cosmetics, Packaging and Toxicology vereinen sich unter diesem Akronym, um bisher fehlende spezielle Sicherheitsstandards für hochwertige Kunststoffrezyklate aus Post-Consumer-Abfällen für deren Einsatz in Kosmetik- und anderen Haushaltsverpackungen zu erreichen. Mitglieder sind Markenartikler der Kosmetikindustrie, der Hygiene-, Wasch- und Reinigungsmittelbranche sowie Recyclingunternehmen, Kunststoffhersteller und -verarbeiter aus Europa. Die Mitglieder teilen Wissen und Erkenntnisse, um einen europäischen Industriestandard für hochwertige Post-Consumer-Recyclate bei Kosmetika und anderen Haushaltsprodukten zu etablieren.

Aktuell gelten etwa Kunststoffverpackungen mit einer Größe kleiner als 5 Zentimeter in einigen Ländern Europas als nicht recyclingfähig. In der Praxis können diese jedoch nach Aussagen der Beiersdorf-Managerin über den Einsatz von passenden Siebtechnologien für ein ordnungsgemäßes Recycling sortiert werden. Die Hamburger engagieren sich global mit ihrem R&D-Team, um Recyclingmaterialien in allen Regionen zu qualifizieren und gemeinsam mit den Lieferanten die gewünschten Qualitäten für Kosmetikprodukte zu entwickeln. „Unser Ziel ist es, in jeder Region durch den Einsatz von Recyclingmaterialien zur Kreislaufwirtschaft beizutragen“, schließt Eva Bredehorst.