Butter Neues Luxusgut

Butter-Mangel in Norwegen: Warum war so etwas möglich? Kann es eine solche Situation auch hierzulande geben? Kurze Antwort vorab: Sorgen sind unbegründet.

Donnerstag, 12. Januar 2012, 22:00 Uhr
Dörte Fleischhauer
Bildquelle: fotolia

Kurz vor Weihnachten kauften die Norweger ihre Butter bei den Schweden. Denn in Norwegen war Butter plötzlich eine Rarität. Was hatte es damit auf sich? Und kann das in Deutschland auch passieren?

Norwegen ist Mitglied der European Freetrade Association (EFTA) und hat daher eine strikte Marktordnung: Ein den Markt dominierendes Unternehmen, in diesem Fall Tine, arbeitet eng mit staatlichen Stellen zusammen, um den Milchmarkt zu steuern, erklärt Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbands. Es seien unflexible Milchquoten für die Erzeuger eingeführt und der Binnenmarkt mit hohen Zöllen geschützt worden. „Die Folge davon sind hohe Milchpreise bei hohen Produktionskosten. Die Verbraucherpreise liegen in Norwegen 50 Prozent über dem europäischen Niveau“, so Heuser weiter. Dazu kommt auch, dass die Norweger sowieso wenig Butter kaufen. Nur ca. 12.000 t werden deshalb in Norwegen hergestellt. Dies entspräche der Jahresmenge einer mittleren deutschen Butterei, sagt Heuser. „Von den produzierten Mengen wurden regelmäßig zirka 2.000 t exportiert, das heißt, traditionell ist Norwegen ein Land mit Butterüberschuss. Der Import ging gegen Null.“ Durch Ernährungsumstellung sei der Pro-Kopf-Verbrauch jedoch schlagartig gestiegen. „Es war ,in’, mehr Butter zu konsumieren. Und wenn die 4,8 Mio. Einwohner nur zwei Päckchen Butter zusätzlich kaufen, steigt der Konsum schnell um 2.400 t oder um rund 25 Prozent.“ Das wiederum hatte dramatische Auswirkungen auf die Versorgungslage. „Man hätte dies voraussehen müssen und können, um schnellstens den Importhandel zu bemühen. Am Weltmarkt wäre genügend Butter vorhanden“, so der Molkereifachmann. Die EU hat zwar ein Handelsabkommen mit Norwegen, das betrifft aber nur Käse und weiterverarbeitete Produkte. Alle anderen Waren unterliegen Handelsbeschränkungen, Lizenzzwängen und Vorabregistrierungen.

In der EU kann eine solche Situation nicht eintreten. Zwar hat auch Europa Zölle erhoben, besitzt aber im Gegensatz zu Norwegen Ausgleichsmechanismen. Der Handel zwischen den EU-Ländern ist zollfrei und unterliegt keinen Lizenzzwängen. Zudem hätten die deutschen Buttereien „mit einer ,Sonntagsnachmittagsschicht’ das norwegische Butterproblem lösen können, wenn es denn gewünscht worden wäre“, sagt Heuser. Eine weitere Maßnahme zur Marktsteuerung ist die private Einlagerung von Butter. Da Kühe im Frühjahr mehr Milch geben als im Herbst, belohnt der Staat denjenigen, der auf eigene Kosten und Risiko Butter einlagert. Die großen Molkereien nutzen das Instrument, und auch der Handel beteiligt sich. Mehr als 100.000 t werden damit im Frühjahr/Sommer „weggeschlossen“ und im Herbst/Winter wieder an den Markt gebracht.

Anders als in Norwegen kann Butter in der EU nicht zur Mangelware werden, meinen Experten.