WellFood Beratungsintensiv

Kunden fordern den Handel beim Thema Ernährung und zeigen sich aufgeschlossen gegenüber Produkt-Innovationen mit Gesundheits-Benefit.

Dienstag, 30. November 1999 - Sortimente
Bettina Röttig
Artikelbild Beratungsintensiv
Bildquelle: Hoppen

Online-Plattform, Telefon-Beratung, Kundenmagazine. Der Handel ist aktiv, wenn es um die Aufklärung der Verbraucher in Sachen gesunde und ausgewogene Ernährung geht. Im Fokus stehen hier meist Informationen zu Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Bio-Lebensmitteln und Eigenmarken, ergänzt durch Rezept- und Sport-Tipps. „Was für den einen gut ist, ist aber noch lange nicht optimal für den anderen. Jeder muss für sich selbst herausfinden, was eine gesunde Ernährung für ihn bedeutet“, betont Oecotrophologin Manuela Hunger, bei Tegut verantwortlich für den Ernährungsservice. Wer sich über das Thema beim Kunden profilieren will, muss daher mehr bieten, den Kunden bei diesem Prozess an die Hand nehmen – und natürlich eine vielfältige Auswahl bieten.

Das Fuldaer Handelsunternehmen setzt daher darauf, das Bewusstsein seiner Kunden für den eigenen Körper zu steigern und diese durch Wissensvermittlung zu „selbstbewussten Kunden“ zu machen. Seminare, Vorträge, Kundenevents wie „Genießen im Dunkeln“ aber auch begleitetes Einkaufen sind Beispiele für das Engagement des Tegut Ernährungsservice. Der Informationsbedarf ist groß. Vor allem beim Thema Lebensmittelunverträglichkeiten, so die Erfahrung von Manuela Hunger. Hierzu verzeichne ihre Ernährungsberatung nach wie vor die meisten Anrufe und Nachfragen.

Dass bei einigen Gesundheitsthemen noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden muss, bestätigt auch Stefan Beer, Leiter des Ernährungsservice bei Hieber’s Frische Center. Auch das Binzener Unternehmen profiliert sich über das Thema Gesundheit, geht mit seinem Engagement über die Standard-Bemühungen hinaus. Die rund 60 Mitarbeiter des Ernährungsservice stehen den Kunden direkt in den Märkten mit Rat und Tat zur Seite. Zusätzlich klären Beer und sein Team Verbraucher aller Altersstufen im Rahmen von Unterricht an Schulen, Kundenausflügen und Vorträgen über diverse Ernährungsthemen auf. Dabei legt Beer Wert darauf, immer wieder neue Themen anzustoßen. Aktuell liegt ein Schwerpunkt auf Lebensmitteln mit antioxidativer Wirkung und somit hohen ORAC-Werten. Die Produkte stoßen damit beim Verbraucher auf Interesse, wenngleich sie noch immer erklärungsbedürftig sind (vgl. Interview-Kasten). Eine steigende Nachfrage verzeichnet Beer auch bei Produkten mit dem alternativen Süßstoff Stevia.

Die Aufgeschlossenheit der Verbraucher beflügelt auch die Markenartikelindustrie, die das Thema gesunde Ernährung mit wachsenden Angeboten vorantreibt. Die meisten gesundheitspositionierten Produktneuheiten (31 Prozent), die in den vergangenen Jahren weltweit auf den Markt kamen, sind nach Informationen von Innova Market Insights dem Segment „Frei von Zusatzstoffen“ zuzurechnen, gefolgt von Produkten für Lebensmittelallergiker (19 Prozent) und solchen, die Aspekte wie Bio (17 Prozent), „natürlich“ (16 Prozent) und fettarm (16 Prozent) ausloben. In Deutschland wurden seit 2008 vor allem in den Kategorien Joghurt, Schokolade, Käse und Saftgetränke Produktinnovationen mit gesundheitsbezogenen Aussagen auf den Markt gebracht (vgl. Grafik).

Welche Aspekte hier zu Lande in Zukunft Wachstumspotenziale versprechen, zeigt eine Studie des Marktforschungsunternehmens Ipsos. So würde die Mehrheit der Bundesbürger (56 Prozent) Produkte ausprobieren, die das Immunsystem stärken. Auch Lebensmittel, die die Energie steigern (45 Prozent), Gehirnfunktion und Gedächtnis fördern (43 Prozent) und Gesundheit von Knochen und Gelenken verbessern (41 Prozent) liegen bei den Deutschen hoch im Kurs. Potenzial versprechen laut Innova Market Insights auch Produkte, die Entspannung und Stressreduktion (bspw. bei Tee) versprechen. Im Segment Functional Food könne Vitamin K2 der „nächste Hype“ werden. Die Beweise für dessen positive Rolle für Knochenerhalt und Herz-Kreislauf-Gesundheit mehrten sich.

So groß auch das Interesse an Functional Food zu sein scheint, so besteht in Sachen Glaubwürdigkeit jedoch noch großer Nachholbedarf. Einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens YouGov zufolge begegnen die meisten Verbraucher in Deutschland Lebensmitteln mit funktionellem Zusatznutzen mit Skepsis. 80 Prozent der Bundesbürger halten demnach die Herstellerangaben zur Wirkung dieser „funktionellen Lebensmittel“ für „eher“ oder „überhaupt nicht“ glaubwürdig. 60 Prozent können den versprochenen Zusatznutzen anhand der Informationen auf der Verpackung nicht recht einschätzen. 59 Prozent sind skeptisch, dass sie zum Beispiel einen funktionellen Joghurt im Supermarkt überhaupt sofort von einem konventionellen Produkt unterscheiden können. Akzeptiert würden funktionelle Produkte nur, wenn sie auch langfristig und nachweislich einen echten Zusatznutzen mitbrächten und zusätzlich das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme, ist auch Stefan Beer überzeugt.

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