Faire Partner Wo Kühe stolz ihre Hörner tragen

Kein Tier wird enthornt, kein Kalb von der Mutterkuh getrennt. Auf dem Futtertisch nur Heu und Getreide – keine Silage oder Kraftfutter. Diese Demeter-Milchbauern setzen eigene Maßstäbe.

Dienstag, 05. September 2023 - Molkereiprodukte
Markus Wörmann
Artikelbild Wo Kühe stolz ihre Hörner tragen
Bildquelle: Michael Kettel

Als die Demeter-Milchbauern Süd vor zehn Jahren starteten, waren sich die 14 Milcherzeuger im Südwesten einig – sie wollten ihren bis dahin austauschbaren Rohstoff Milch „einzigartig“ machen. Vorstand Rolf Holzapfel sieht das mit Genugtuung erfüllt: „Es gibt meines Wissens keinen außer uns, der Heumilch in Demeter-Qualität aus kuhgebundener Aufzucht liefern kann.“ Das sind die drei Kriterien, mit denen die inzwischen 40 Milcherzeuger aus dem Allgäu, Schwarzwald und Oberschwaben die Edeka Südwest überzeugt haben, ihre Molkereiprodukte und das Kalbfleisch zu listen.

Die Edeka Südwest war von Anfang an mit an Bord und ist bis heute im LEH exklusiver Partner der Heumilchbauern. Man darf also zusammen in diesem Jahr das Zehnjährige feiern. „Das ist eine Partnerschaft, die man auch Partnerschaft nennen kann“, resümiert Rolf Holzapfel beim Termin auf seinem Hofgut Voggenreute in Ingoldingen, einem kleinen Ort im Landkreis Biberach zwischen Ulm und dem Bodensee. Doch hier ist keinesfalls die Zentrale der Heumilchbauern. Die gibt es in der Form gar nicht. „Wir arbeiten nicht erst seit Corona komplett digital“, erklärt Holzapfel. Es gibt auch keine Angestellten. Alle internen Leistungen werden von den Mitgliedsbetrieben gegen Rechnung erbracht; Milch und Fleisch von Dienstleistern verarbeitet und ausgeliefert.

Eigene Standards gesetzt
Kein Kalb wird von der Kuh getrennt. Alle, auch die Bullenkälber, bleiben bei der Mutter oder Ammenkühen auf dem Betrieb. Kein Transport der Bullenkälber zu Mästern ins Ausland. Dies komme den Bedürfnissen der Kälber, aber auch der Mutterkühe besonders entgegen, erklärt Michaela Meyer, Geschäftsbereichsleiterin Nachhaltigkeit bei der Edeka Südwest.

Den aktuellen Standard, der über die Demeter-Richtlinien hinausgeht, habe man gemeinsam in den letzten zehn Jahren erarbeitet. 2015 wurde auf Heumilch umgestellt. Aber die alleine hätte es nicht gemacht, sagt Rolf Holzapfel. Der Mehrwert dieser Milch wurde erst durch die Abfüllung im Glas dem Verbraucher deutlicher. 2019 schließlich der Schritt zu „Kuh plus Kalb“ für beide Geschlechter. Die Richtlinien wurden zusammen mit „Provieh“ entwickelt und funktionierten für alle Betriebsgrößen, ist sich Holzapfel sicher: „Die kuhgebundene Aufzucht wird die Milchwirtschaft mehr verändern als die Einführung der Laufställe.“

Generell ist die Aufklärung der Verbraucher eine Daueraufgabe, zum Beispiel, dass es ohne Kalb keine Milch gibt. „Nicht jeder Kunde kennt die Zusammenhänge zwischen Milch, Kühen, Kälbern und Fleisch“, erklärt Michaela Meyer. Mit Broschüren auf den Höfen und in den Märkten will man gemeinsam informieren. Auf internen Veranstaltungen werden die Mitarbeiter in den Märkten mit Hintergrundinformationen und Kaufargumenten ausgestattet. Das alles zahlt sich inzwischen aus, so Holzapfel, und der Absatz habe sich stabilisiert.

Für die Edeka Südwest kein Grund sich auszuruhen. „Ob Milch, Molkereiprodukte oder Kalbfleisch – die Anzahl der gemeinsam entwickelten und in den Märkten des Edeka-Verbunds im Südwesten angebotenen Artikel ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Und wir haben das Ziel, in Kooperation mit den Demeter-Heumilchbauern auch künftig immer neue Impulse für regionalen Genuss sowie mehr Tierwohl zu setzen“, erklärt Michaela Meyer bei der Preisverleihung auf dem Hofgut Voggenreute.

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