Milchpreis 53 ist die neue 35

Im vergangenen Jahr musste für Rohmilch deutlich mehr bezahlt werden. Beim Ranking der bestauszahlenden Molkereien gab es Überraschungen wie seit Jahren nicht mehr.

Sonntag, 07. Mai 2023 - Molkereiprodukte
Dr. Friederike Stahmann
Artikelbild  53 ist die neue 35

Jahrelang dümpelte der Milchpreis, den Landwirte für ein Kilogramm Rohmilch bekamen, bei 35 Cent herum. Und dann kam wie Phönix aus der Asche das Jahr 2022. Gekennzeichnet durch einen Rückgang des Milchaufkommens einiger Exportländer (so auch hierzulande), einer gleichzeitig hohen Nachfrage während der Pandemie und einer starken Verunsicherung zu Beginn des Ukraine-Krieges, die zu einer wahren Kostenexplosion führte. Eine Gemengelage, die dazu beitrug, dass Monat für Monat der Milchpreis stieg und stieg und stieg. In fast undenkbare Sphären. Ganz konkret bilanzierte die Zentrale Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) einen Durchschnittsmilchpreis von 53 Cent je Kilogramm Rohmilch für das Jahr 2022. „Das waren gut 15 Cent mehr als der bisherige Rekordwert im Jahr 2014 und 46 Prozent mehr als im Vorjahr“, rechnete Monika Wohlfarth im Jahresrückblick der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung vor.

Absturz von 100 auf 0
Auch für 2022 veröffentlichte das Fachmagazin „top agrar“ ein Ranking von insgesamt 60 Molkereien nach Auszahlungspreisen für die Landwirte. Die Spanne vom schlechtesten zum besten Auszahler liegt im vergangenen Jahr bei 9,2 Cent (2021 waren es nur 4,7 Cent). Außergewöhnlich waren nicht nur die hohen Preise, sondern auch, dass erstmals Spitzenauszahler nicht im Süden, sondern im Norden zu finden waren. Nicht zuletzt deshalb, weil Molkereien, die überwiegend Markenprodukte herstellen, es 2022 deutlich schwerer hatten. Kunden griffen wegen hoher Inflationsraten nur noch gedämpft zu Grundnahrungsmitteln. Weniger und gleichzeitig günstiger wurde gekauft. Handelsmarken des LEH gehörten deshalb zu den Gewinnern. Mit direkter Auswirkung auf den Auszahlungspreis für Landwirte.
So rutschte beispielsweise der jahrelang unangefochtene Spitzenauszahler des Rankings, die Milchwerke Berchtesgadener Land mit ihrem breiten Markensortiment, mit einem Auszahlungspreis von 47,2 Cent auf den letzten Platz. Ende April 2022 hatte man beschlossen, nicht alle Mehrkosten, die aufseiten der Landwirtschaft und der Molkerei entständen, auf die Kundschaft umzulegen. In der Folge stiegen Milchauszahlungspreis und Endverbraucherpreise nur moderat, moderater als bei anderen Molkereien. So hoffte man, Landwirte als wichtigste Rohstofflieferanten, aber ebenso die Kunden für den Kauf der Markenprodukte bei der Stange zu halten. „Nur wenn beide der Genossenschaft weiter treu bleiben, haben wir eine Chance“, beschrieb Geschäftsführer Bernhard Pointner die Situation vor einem Jahr. Ob die Taktik aufgegangen ist, wird man bei der diesjährigen Generalversammlung erfahren.

Was heute schon klar ist: Zu den Aufsteigern des Jahres gehört das Deutsche Milchkontor. Fand man den Molkereiriesen in der Vergangenheit immer unter dem Bundesdurchschnitt, rangierte Deutschlands größte Molkerei 2022 mit ganz oben. „Wir blicken auf ein herausragendes Geschäftsjahr mit einem historisch hohen Milchpreis der DMK Group von bis zu 61 Cent und zudem auf einen Auszahlungspreis deutlich über BLE-Schnitt“, so Oliver Bartelt, Global Head of Corporate Communications DMK Group. Wie man das geschafft hat? „Wir haben bewiesen, dass die DMK dank des weiter optimierten Produktportfolios und der stark gestiegenen Flexibilität mittlerweile gut mit komplexen Aufgabenstellungen umgehen kann.“

Spitzenpreise sind Geschichte
Sehr zufrieden zeigt sich auch der Geschäftsführer der genossenschaftlich organisierten Milchwerke Schwaben, Karl Laible: „Der Milchpreis war der höchste in der Geschichte des Unternehmens.“ Im Jahresschnitt zahlte man den Anlieferern 52,1 Cent je Kilogramm Milch. Die fast paradiesischen Zeiten für Milcherzeuger sind aber schon wieder vorbei. „Für das Jahr 2023 wird es gegenüber Dezember 2022 deutliche Rückgänge geben“, meint Laible. Als Gründe nennt er den Anstieg der Milchmenge und die Kaufzurückhaltung der Kunden. Dem pflichtet DMK-Sprecher Bartelt bei: „2022 – so schön der Blick auf die Zahlen auch ausfällt – ist aber Geschichte.“ Als Branche erlebe man eine Situation, wie es sie noch nicht gegeben habe. Fahren auf Sicht laute deshalb die Devise bei DMK.

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