Molkereiprodukte Europa, wo Milch und Sojadrinks fließen

Das EU-Parlament verschärfte kürzlich noch einmal die Begrifflichkeiten für Milchsubstitute. Das schon bestehende Aus für die Bezeichnung „Sojamilch“ wird erweitert. Molkereien wie die Schwarzwaldmilch finden das gut, für Haferdrinkhersteller wie Oatly ist es ein herber Schlag.

Mittwoch, 16. Dezember 2020 - Molkereiprodukte
Friederike Stahmann
Artikelbild Europa, wo Milch und Sojadrinks fließen
Bildquelle: Stahmann

Ein Sojadrink entsteht nicht im Euter. Binsenweisheit. Und darf daher nicht als Milch bezeichnet werden. Schon vor drei Jahren beschloss der Europäische Gerichtshof: Was als „Milch“ bezeichnet werden will, muss zuvor aus Eutern kommen.

Alles andere sei Verbrauchertäuschung. So passten Soja und Butter also genauso wenig zueinander wie Käse und vegan, meinten die Richter. Seitdem durften Hersteller wie Händler Milchsubstitute nicht mehr mit den Zusätzen Butter, Joghurt oder Sahne deklarieren und verkaufen. EU-Parlamentarier debattierten in den vergangenen Wochen, ob die geltende Agrarmarktordnung weiter verschärft werden sollte.

Es ging in erster Linie um Änderungen der Verordnungen 165 und 171, die sich mit den Begriffsbezeichnungen in der Agrarwirtschaft befassen. Die deutsche Sprache hat nämlich deutlich mehr zu bieten als nur die Kopplung von Substantiven wie beispielsweise Hafermilch oder Sojabutter. Ganz konkret wurde beratschlagt, ob auch beschreibende Ausdrücke wie „à la“, „Typ“ oder „Nachahmung“ verboten werden sollten.

Nicht mehr, nein, weniger Reglementierung forderte dagegen eine Reihe von NGOs, aber auch Verbände und Unternehmen wie Oatly, Nestlé, Unilever und Upfield im Vorfeld. Sie wandten sich an die Europaabgeordneten mit der Forderung, den Bezeichnungsschutz für Milchprodukte zu lockern.

Ihr Argument: Solche Bezeichnungen seien nur eine Beschreibung für Beschaffenheit, Funktion oder Geschmack eines Erzeugnisses. Eine Weiterführung des Bezeichnungsschutzes stehe im Gegensatz zur Entwicklung der Nachfrage in den Märkten und hindere Verbraucher am Treffen bewusster Kaufentscheidungen. Nicht zuletzt sei der Bezeichnungsschutz ein Hindernis für eine Weiterentwicklung innovativer Marktsegmente.

Das Parlament argumentiert wiederum, dass die Bezeichnung Milch seit über 30 Jahren im Codex Alimentarius verankert sei. Demnach kann Milch nur tierischen Ursprungs sein.

Letztendlich erhielt der Gesetzesentwurf für strengere Regeln für Milchalternativen eine Mehrheit von 386 zu 290 Stimmen.

„Selbstverständlich begrüßen wir die Zustimmung des Europäischen Parlaments zur weiteren Stärkung des Bezeichnungsschutzes Milch“, kommentiert Andreas Schneider, Geschäftsführer der Molkerei Schwarzwaldmilch. Und er fügt hinzu: „Pflanzliche Drinks ergänzen das Angebot für Verbraucher und wir werden diesem Trend mit Velike gerecht – um Milch handelt es sich dabei aber ausdrücklich nicht.“ Auch beim Milchindustrie-Verband ist man froh über die Entscheidung: „Ein weiterer Meilenstein, mit dem auch eine effektivere Durchsetzung des Bezeichnungsschutzes für Milch und Milcherzeugnisse nachhaltig gestärkt wird“, sagte Geschäftsführer Dr. Jörg Rieke.

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