Molkereiprodukte Run aufs SB-Regal

Die Pandemie hat die Einkaufsgewohnheiten der Kunden stark beeinflusst. Davon profitieren verpackter Käse und Trinkmilch. Wie die Entwicklung weitergeht, dazu äußert sich der Milchindustrieverband.

Freitag, 06. November 2020 - Molkereiprodukte
Heidrun Mittler
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Bildquelle: Carsten Hoppen

Kein Grund zum Hamstern! Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbands, betont, dass die deutschen Molkereien die erste Coronawelle im Frühjahr bewältigt haben. Auch wenn jetzt eine zweite Welle anrollen sollte, bestehe für die Verbraucher kein Grund, sich übermäßig zu bevorraten. Schließlich „kümmert die Kuh Corona nicht“, die Tiere geben genauso viel Milch wie zuvor.

Die Lieferketten seien im Frühjahr stabil geblieben. Mittlerweile haben viele Molkereien ihre Abläufe verbessert, man sei (noch) besser auf steigende Nachfrage vorbereitet. Peter Stahl, Vorsitzender des Verbands, unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass die Molkereien im Frühjahr unterschiedlich von der Pandemie betroffen waren. In manchen Betrieben standen demnach Produktionslinien komplett still. Es handelt sich um diejenigen, die Großgebinde für die Gastronomie oder den Großverbraucherbereich abfüllen. Die Linien jedoch, auf denen Milchprodukte für den Lebensmittelhandel laufen, waren laut Stahl „oft rund um die Uhr“ in Betrieb. Insgesamt, pflichtet sein Kollege Heuser bei, „hatten wir mit mehr Schwierigkeiten durch Corona gerechnet“.

Die Entwicklung in den einzelnen Sortimenten verlief unterschiedlich. Restaurants, Cafés, Kantinen und Mensen haben drastische Einbußen erlitten: Das Gastgewerbe klagt über ein Minus von 35 Prozent, verglichen zum Vorjahreszeitraum. Hingegen hat der Lebensmittelhandel mehr Konsummilch und mehr Käse in Selbstbedienung verkauft. Gut fürs Regal, aber schlecht für die Theke, wie Peter Stahl kommentiert: In Zeiten der Pandemie „wollen die Leute den Käse abgepackt. Das tut der Theke nicht gut“. Das Minus am Tresen ist drastisch, wie der Verband ausgerechnet hat: Der Thekenumsatz Käse liegt 18 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Viele andere Basisprodukte, wie Sahne, Joghurt, Trinkmilch oder Quark, waren stärker gefragt als im Jahr zuvor.

Probleme mit dem Nutri-Score
Neben der Pandemie gibt es weitere Themenfelder, die der Branche Sorgen machen. So beurteilt der Milchindustrieverband die Einführung des Nurti-Scores als „nicht glücklich“. Käse komme bei der farblichen Kennzeichnung zu schlecht weg, das liegt meist am Fettgehalt. Peter Stahl weist in diesem Zusammenhang auf die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung hin, die Milchfett in ein besseres Licht rückt, als es bei der Farbgebung für den Nutri-Score berechnet wird. Gerade weißer Käse wird oft in Kombination mit frischem Salat gegessen, unterstreicht Stahl – das müsste auch positiv einfließen.

Zu den ungelösten Problemen zählt der Brexit. Die Milchbranche hofft immer noch auf ein Handelsabkommen mit Großbritannien. Das Vereinigte Königreich ist ein großer Importeur von Käse aus der EU. Falls Abgaben und Zölle erhoben werden, werde das die Branche „schmerzlich spüren“ und den Absatzmarkt negativ beeinflussen.

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